Bevacizumab

Kein Nutzen beim Glioblastom in der Erstlinientherapie


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Bevacizumab (Avastin®) zusätzlich zur Chemoradiotherapie in der Erstlinienbehandlung gegeben verbessert bei Patienten mit Glioblastom das Überleben nicht. Der Angiogenesehemmer erhöht jedoch die Zahl der unerwünschten Wirkungen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Bevacizumab in der Erstlinientherapie von Patienten mit Glioblastom nicht eingesetzt werden sollte.

Glioblastome sind die häufigsten und aggressivsten primären Hirntumoren. Der Angiogenesehemmer Bevacizumab ist derzeit in den USA für die Behandlung von Patienten mit rezidiviertem Glioblastom zugelassen. Obwohl Daten zur Wirksamkeit fehlten, wurde es bislang auch off Label in der Erstlinienbehandlung einiger Patienten mit Glioblastomen verwendet, weil man sich von dieser Therapie einen Nutzen versprach.

Bevacizumab versus Standardtherapie

Derzeit ist die Chemoradiotherapie mit Temozolomid (Temodal®) und Bestrahlung Standard bei Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom. In einer Phase-III-Studie der RTOG (Radiation Therapy Oncology Group), NCCTG (North Central Cancer Treatment Group) und der ECOG (Eastern Cooperative Oncology Group) wurde nun untersucht, ob eine zusätzliche Gabe von Bevacizumab zu dieser Standardtherapie das Gesamtüberleben oder das progressionsfreie Überleben der Patienten verbessert.

In der vom National Cancer Institute und Genentech unterstützten multizentrischen Studie erhielten 637 Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom randomisiert eine Chemoradiotherapie plus Bevacizumab (10 mg/kg i.v. alles zwei Wochen) oder plus Plazebo über 6 bis 12 Zyklen. Alle Patienten waren vor Beginn der Behandlung operiert worden. Bei Progression der Erkrankung unter Therapie konnten die Patienten nach Entblindung in die Plazebo-Gruppe wechseln oder weiterhin mit Bevacizumab behandelt werden. Primäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) und das progressionsfreie Überleben (PFS).

Kein Effekt auf OS und PFS

Die zusätzliche Behandlung mit dem Angiogenesehemmer verbesserte das Gesamtüberleben der Patienten nicht. Es betrug im Median im Plazebo-Arm 16,1 Monate, im Bevacizumab-Arm 15,7 Monate. Das progressionsfreie Überleben wurde durch Bevacizumab zwar von 7,3 auf 10,7 Monate verlängert, aber das festgelegte statistische Ziel einer 30%igen Reduktion des Risikos eines Therapieversagens wurde nicht erreicht.

Eine Subgruppen-Analyse, in der verschiedene molekulare Marker berücksichtigt wurden, wie z.B. der Methylierungsstatus des MGMT (Methylguanin-DNS-Methyltransferase)-Promotors, ergab ebenfalls keinen Nutzen der zusätzlichen Bevacizumab-Gabe auf das Überleben. Bevacizumab führte jedoch zu weiteren unerwünschten Wirkungen wie Neutropenie, Hypertonie oder tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien.

Fazit

Solange man nicht die Patienten identifizieren kann, die von einer First-Line-Therapie mit Bevacizumab profitieren, sollte der Angiogenesehemmer nicht initial bei Patienten mit Glioblastom eingesetzt werden, so das Fazit der Autoren.

Quelle

Gilbert MR, et al.: RTOG 0825: Phase III double-blind placebo-controlled trial evaluating bevacizumab (bev) in patients with newly diagnosed glioblastoma. ASCO Annual Meeting, 31. Mai bis 4. Juni 2013, Chicago, J Clin Oncol 2013;31 (Suppl): Abstr. 1

Arzneimitteltherapie 2013; 31(09)