Metoclopramid in der Schwangerschaft

Kein erhöhtes Risiko für Missbildungen, Abort und Totgeburt


Dr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Die Einnahme von Metoclopramid während der Schwangerschaft steigert nicht das Risiko für angeborene Missbildungen insgesamt oder für bestimmte Einzelkategorien von Missbildungen wie Neuralrohrdefekte, Herzklappenfehler oder Kiefer- beziehungsweise Gaumenspalten. Auch das Risiko für einen Spontanabort oder eine Totgeburt ist nicht erhöht. Diese Daten wurden in einer großen datenbankbasierten Kohortenstudie mit über einer Million Schwangeren erhoben.

Mehr als 50% aller Frauen erleben vor allem während der ersten Monate der Schwangerschaft Übelkeit und Erbrechen. Bei etwa 10% bis 20% der Frauen sind die Beschwerden so stark, dass sie medikamentöse Hilfe brauchen. Mittel der Wahl sind Vitamin B6 oder Antihistaminika. Sprechen die Schwangeren darauf nicht hinreichend an, wird meist Metoclopramid (z.B. Paspertin®) empfohlen. Obwohl Metoclopramid eines der am häufigsten verschriebenen Arzneimittel während der Schwangerschaft ist, sind Daten zur Sicherheit für das Ungeborene noch nicht in der wünschenswerten Menge und Qualität vorhanden. In einer Metaanalyse von fünf Kohortenstudien mit insgesamt 4261 Metoclopramid-exponierten Schwangeren und einer Fall-Kontrollstudie mit 15 Metoclopramid-exponierten Schwangeren ergaben sich keine gesteigerten Risiken für Frauen und Kinder, insbesondere kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen. Allerdings stellen Fehlbildungen eine sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen dar und sollten daher in einer Studie noch einmal getrennt analysiert werden. Außerdem gab es bisher keine ausreichend große Studie, die das Risiko für den Tod des Fetus unter Metoclopramid-Exposition untersucht.

In einer dänischen Studie wurden Daten von nationalen Health-Care-Registern ausgewertet und ein möglicher Zusammenhang zwischen Metoclopramid und dem Risiko für schwere kongenitale Missbildungen, Spontanabort und Totgeburt untersucht.

Methodik

In die registerbasierte Kohortenstudie wurden Daten von 1997 bis 2011 einbezogen. In der Kohorte mit insgesamt 1222503 Schwangeren wurden die Metoclopramid-exponierten Frauen den nichtexponierten Frauen in einem Verhältnis von 1:4 gegenübergestellt. Das Matching erfolgte auf der Basis von Alter, Kalenderjahr und Propensity-Score. Primäre Outcome-Variablen waren angeborene Missbildungen insgesamt, 20 individuelle Missbildungskategorien, Spontanaborte und Totgeburten. In den gematchten Analysen wurden das Odds-Ratio für die Prävalenz von Missbildungen per logistischer Regression und das Hazard-Ratio für Spontanaborte per Cox-Regression analysiert.

Ergebnisse

Von 28486 Frauen, die während des ersten Trimenons Metoclopramid eingenommen hatten, gebaren 721 ein Kind mit einer Missbildung (25,3 Fälle pro 1000 Geburten; 95%-Konfidenzintervall [KI] 23,5–27,1) verglichen mit 3024 Missbildungen bei insgesamt 113698 unexponierten Frauen (26,6 Fälle pro 1000 Geburten; 95%-KI 25,7–27,5). Es bestanden keine signifikanten Assoziationen zwischen einer Metoclopramid-Einnahme und Missbildungen insgesamt (Prävalenz-Odds-Ratio 0,93; 95%-KI 0,86–1,02) oder einer der insgesamt 20 individuellen Missbildungskategorien wie Neuralrohrdefekte, Transposition großer Gefäße, Herzklappendefekte, Lippen- oder Kiefernspalten.

Es bestand ebenfalls keine Assoziation zwischen einer Metoclopramid-Einnahme und einem gesteigerten Risiko für einen Spontanabort (757 Fälle; 20,0 Fälle pro 1000 Schwangerschaften; 95%-KI 18,5–21,4) bei 37946 Metoclopramid-exponierten Frauen im Vergleich zu 151661 nichtexponierten Frauen (9414 Fälle; 62,1 Fälle pro 1000 Schwangerschaften; 95%-KI 60,9–63,3). Das Hazard-Ratio für diesen Zusammenhang berechnete sich auf 0,35 (95%-KI 0,33–0,38).

Das gleiche gilt auch für die Outcome-Variable Totgeburt. Hier standen 142 Fälle bei 40306 Metoclopramid-exponierten Frauen (3,5 Fälle pro 1000 Schwangerschaften; 95%-KI 2,9–4,1), den 634 Fällen bei insgesamt 161098 nichtexponierten Frauen (3,9 Fälle pro 1000 Schwangerschaften; 95%-KI 3,6–4,2) gegenüber. Das entspricht einem Hazard-Ratio von 0,90 (95%-KI 0,74–1,08].

Diskussion

Der hier beobachtete inverse Zusammenhang zwischen der Metoclopramid-Einnahme und Spontanaborten ist nicht überraschend: Ein guter Schutz vor schwerer Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft hilft Spontanaborte zu verhindern. Dieser Effekt wird allerdings nicht spezifisch durch Metoclopramid vermittelt, sondern kann auch durch andere Schwangerschaftsantiemetika wie Antihistaminika erreicht werden.

Quelle

Pasternak B, et al. Metoclopramide in pregnancy and risk of major congenital malformations and fetal death. JAMA 2013;310:1601–11.

Arzneimitteltherapie 2013; 31(12)