Aktive Psoriasis-Arthritis

Ustekinumab verbessert Symptomatik signifikant und anhaltend


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Michael Koczorek, Bremen

Der monoklonale IgG-Antikörper Ustekinumab ist seit 2009 für die Behandlung der Plaque-Psoriasis zugelassen. Im September 2013 erteilte die Europäische Kommission auch die Zulassung für die Therapie der aktiven Psoriasis-Arthritis bei erwachsenen Patienten, die unzureichend auf nichtbiologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika ansprechen. Hintergrund der neuen Zulassung sind die Studien PSUMMIT-1 und PSUMMIT-2, deren Daten bei einem Symposium der Janssen-Cilag GmbH anlässlich des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) im September in Mannheim präsentiert wurden.

In Europa leiden etwa 2 bis 3% der Menschen an Psoriasis; in Deutschland sind circa zwei Millionen betroffen [1, 2]. Für die Therapie der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis steht seit 2009 Ustekinumab (Stelara®) zur Verfügung. Der rein humane monoklonale IgG-Antikörper richtet sich gegen Interleukin(IL-) 12 und IL-23, indem er an deren p40-Protein-Untereinheit bindet. So blockiert der Antikörper die immunologische Signalkaskade, an deren Ende die inflammatorischen Zytokine Interferon gamma (IFN-γ), Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α), IL-17 und IL-22 stehen, die für den systemischen Entzündungsprozess und die epidermalen Hauterscheinungen der Plaque-Psoriasis von zentraler Bedeutung sind.

Die Entzündung betrifft aber nicht nur die Haut, sondern ist mit hoher Komorbidität assoziiert: So leidet etwa jeder fünfte Patient mit Schuppenflechte auch an einer Psoriasis-Arthritis. Dass der Mechanismus der Anti-p40-Inhibition auch bei der Gelenkbeteiligung signifikant wirksam und wie in der dermatologischen Anwendung gut verträglich ist, zeigten die Studien PSUMMIT-1 [3] und PSUMMIT-2 [4]. Die beiden randomisierten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Phase-III-Studien bildeten die Grundlage für die rheumatologische Indikation: Seit September 2013 ist Ustekinumab allein oder in Kombination mit Methotrexat zur Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis, die auf nichtbiologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) nicht ausreichend ansprechen, zugelassen.

PSUMMIT-1 und PSUMMIT-2

In die beiden Studien waren insgesamt 927 Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis eingeschlossen. Im Median hatten sie zehn bis elf geschwollene und 20 bis 22 druckschmerzhafte Gelenke. 70% zeigten auch eine Daktylitis (Entzündung an Finger oder Zehe), bis zu 48% eine Enthesitis (Entzündung der Sehnenansätze). 58% der Patienten in PSUMMIT-2 waren mit einem TNF-α-Inhibitor vorbehandelt, in PSUMMIT-1 waren sie Anti-TNF-naiv. Ustekinumab wurde als subkutane Injektion in zwei Dosierungen (90 mg und 45 mg) in Woche 0 und 4 und anschließend alle 12 Wochen verabreicht. Alle Patienten der Plazebo-Gruppe hatten nach 24 Wochen auf 45 mg Ustekinumab gewechselt.

In PSUMMIT-1 zeigten sich für beide Dosierungen in Woche 24 (also nach nur drei Injektionen) hohe klinische Ansprechraten, die der Plazebo-Gruppe signifikant überlegen waren und sich über 52 Wochen weiter steigerten (Abb. 1). Ein Ansprechen nach den ACR20-Kriterien des American College of Rheumatology (Verbesserung der Parameter um 20%) bis Woche 24 erreichten 49,5% in der Hochdosis- beziehungsweise 42,4% in der Niedrigdosis-Gruppe; unter Plazebo waren es 22,8%. Unter der Erhaltungstherapie steigerten sich die ACR20-Ansprechraten bis Woche 52 auf 60,3% beziehungsweise 55,7%. Signifikante Unterschiede zu Plazebo zeigten sich in Woche 24 auch in der ACR50-Response (27,9% bzw. 24,9% unter Verum vs. 8,7% unter Plazebo) und in der ACR70-Response (14,2% bzw. 12,2% vs. 2,4%), die bis Woche 52 ebenfalls deutlich gesteigert werden konnten.

Abb. 1. PSUMMIT-1-Studie [mod. nach 3] ACR20-Ansprechraten mit signifikanter Überlegenheit (**) von Ustekinumab verglichen mit Plazebo zu Woche 24 (primärer Endpunkt) und leichter Steigerung der Ansprechraten im weiteren Verlauf

Der Schweregrad der Hauterscheinungen, gemessen als Psoriasis Area and Severity Index (PASI), besserte sich unter der Ustekinumab-Behandlung deutlich. Fast zwei Drittel der Patienten erreichten einen PASI75, also eine Senkung des Scores um 75%. Begleitmanifestationen wie Enthesitis besserten sich in den relevanten Scores um 74 bis 88%, Daktylitis nach 52 Wochen sogar um 100%.

Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich in PSUMMIT-2. Die hier eingeschlossenen Patienten, die bereits zuvor mit TNF-α-Blocker behandelt wurden, profitierten ebenfalls signifikant von der Therapie mit Ustekinumab.

Stabile Sicherheit

Das Sicherheitsprofil von Ustekinumab in PSUMMIT-1 war in der kontrollierten Phase mit 1,5 bis 2% schwerwiegenden Ereignissen mit Plazebo vergleichbar und veränderte sich im Studienverlauf nicht. Bis Woche 52 traten weder maligne Erkrankungen noch Tuberkulose, opportunistische Infektionen oder Todesfälle auf. Insgesamt sind die Sicherheitsdaten zu Ustekinumab konsistent mit dem bereits bekannten Sicherheitsprofil in der Behandlung der Plaque-Psoriasis, das bis zu fünf Jahre Erfahrung aus bisherigen klinischen Studien überblickt.

Fazit

Die IL-12/23-Blockade mit dem monoklonalen Antikörper Ustekinumab verbesserte die Symptome der aktiven Psoriasis-Arthritis signifikant und stellt in dieser Indikation offenbar eine wirksame Alternative zur Biologika-Therapie mit TNF-α-Inhibitoren dar.

Quelle

Prof. Dr. med. Diamant Thaci, Lübeck; Prof. Dr. med. Jürgen Wollenhaupt, Hamburg; Symposium „Haut–Sehne–Gelenk: Zur Rolle von IL12/IL23 bei der chronisch-entzündlichen (Haut-)Erkrankung Plaque-Psoriasis und neue Erkenntnisse in der Behandlung der Psoriasis-Arthritis“, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH im Rahmen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), Mannheim, 20. September 2013.

Literatur

1. Schäfer T. Epidemiology of psoriasis. Review and the German perspective. Dermatology 2006;212:327–37.

2. Augustin K, et al. Co-morbidity and age-related prevalence of psoriasis: analysis of health insurance data in Germany. Acta Derm Venereol 2010;90:147–51.

3. McInnes I, et al. Efficacy and safety of ustekinumab in patients with active psoriatic arthritis: 1 year results of the phase 3, multicentre, double-blind, placebo-controlled PSUMMIT 1 trial. Lancet 2013 Jun 12. doi: 10.1016/S0140–6736(13)60594–2.

4. Ritchlin C, et al. Maintainance of efficacy and safety of ustekinumab in patients with active psoriatic arthritis despite prior conventional non-biologic and anti-TNF biologic therapy: 1 year results of the PSUMMIT 2 trial [abstract]. EULAR Annual European Congress of Rheumatology; 12–15 June 2013; Madrid, Spain. Abstract nr. OP0001.

Arzneimitteltherapie 2013; 31(12)