Dr. Annette Junker, Wermelskirchen
Nachdem bisher in Studien überwiegend das progressionsfreie Überleben (PFS) als Zielkriterium und damit auch als wichtigster Prognosefaktor bei mRCC-Patienten angesehen wurde, wiesen einige kürzlich veröffentlichte Studien darauf hin, dass die Tumorschrumpfung bei Patienten, die mit zielgerichteten Therapien behandelt worden waren, in direktem Zusammenhang mit dem PFS und dem Gesamtüberleben (OS) stand. Somit war das Ziel der in Amsterdam publizierten Analyse, den Einfluss der Tumorschrumpfung bei einer größeren Kohorte von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) unter systemischer Therapie zu ermitteln.
Grundlagen der Analyse
Die gepoolte retrospektive Analyse umfasste 2749 mRCC-Patienten, die zwischen 2003 und 2011 in Phase-II- oder Phase-III-Studien mit Tyrosinkinase-Inhibitoren, mTOR-Inhibitoren und/oder Interferon behandelt worden waren. Die Tumorschrumpfung wurde durch Scans, die alle 6 bis 12 Wochen stattgefunden hatten, erfasst und dann die Veränderung prozentual im Vergleich zu der Ausgangsgröße berechnet. Die Patienten wurden entsprechend der Änderung der Tumorgröße in fünf Kategorien eingeteilt:
- +20% oder mehr, also Tumorwachstum
- ≤0% bis <+20%
- ≥–30% bis <0%
- ≥–60% bis <–30%
- ≥–100% bis <–60%
Das OS wurde mithilfe der Kaplan-Meier-Methode erfasst. Die Patienten waren behandelt worden mit Sunitinib (n=1059), Interferon alfa (IFN-α; n=359), Sorafenib (n=335), Temsirolimus (TEM; n=208) oder TEM + IFN-α (n=208). Die meisten Patienten wiesen zu Anfang einen ECOG(Eastern cooperative oncology group)-Performance-Status von 0 (47%) oder 1 (51%) auf (Skala von 0–5, höhere Werte entsprechen einer höheren Einschränkung).
Ausmaß der Tumorschrumpfung gibt Hinweis auf Überleben
In multivariaten Analysen, in die das Alter, der Performance-Status, LDH-, Hämoglobin- und Calciumspiegel einbezogen wurden, zeigte sich, dass die Tumorschrumpfung ein unabhängiger Prädiktor für das Gesamtüberleben war. Das mediane Gesamtüberleben betrug 54,5 Monate für die Patienten der Kategorie mit der größten Schrumpfung (60% bis 100%) und nur 7,3 Monate für Patienten, bei denen der Tumor sogar gewachsen war (≥20%) (p<0,0001) (Abb. 1).

Abb. 1. Überlebenswahrscheinlichkeiten bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom in Abhängigkeit von der erreichten Veränderung der Tumorgröße; OS: Gesamtüberleben
Außerdem ergab die Analyse, dass das zu Anfang festgestellte Muster der Metastasierung (Knochen, Leber bzw. Lunge) keinen Einfluss auf das Ausmaß des Ansprechens hatte. Der signifikante Zusammenhang zwischen Tumorschrumpfung und OS war ebenfalls unabhängig von der Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren, mTOR-Inhibitor oder IFN-α und auch unabhängig davon, ob die jeweilige Therapie eine Erstlinien- oder eine Zweitlinientherapie war. In diesem Sinne wurde die Analyse von den Forschern als wichtiges Tool für eine Prognose für Patienten mit mRCC gewertet. So ging eine Tumorschrumpfung von über 60% einher mit einem medianen Überleben von immerhin 4,5 Jahren. Eine möglichst ausgeprägte Tumorschrumpfung solle somit zum therapeutischen Ziel für Patienten mit metastasierten Nierenzellkarzinomen werden, lautete die Botschaft aus Amsterdam.
Quelle
Grünwald V, et al. Tumor response is an independent prognostic factor in patients treated for metastatic renal cell carcinoma. The European Cancer Congress 2013, abstr. 2702.
Arzneimitteltherapie 2014; 32(04)