Rosemarie Ziegler, Albershausen
Trotz inzwischen guter medikamentöser Versorgung haben Patienten nach akutem Koronarsyndrom (ACS) ein deutlich erhöhtes Risiko für erneute kardiovaskuläre Ereignisse. Immer mehr Indizien sprechen für eine Beteiligung von Entzündungsreaktionen an der Progression der koronaren Herzkrankheit. Da die enzymatische Tätigkeit der sekretorischen Phospholipase A2 (sPLA2) letztlich zur Bildung von Entzündungsmediatoren führt, richtete sich das Interesse der Wissenschaftler auf die sPLA2-Hemmung als mögliche kardioprotektive Strategie.
Der sPLA2-Inhibitor Varespladib hat in ersten Studien bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit LDL-Cholesterol und CRP (C-reaktives Protein) gesenkt. Deshalb wurden große Erwartungen an die VISTA-16(Vascular inflammation suppression to treat acute coronary syndrome for 16 weeks)-Studie gestellt.
Studiendesign
Die an weltweit 362 Zentren durchgeführte, doppelblinde Studie randomisierte 5145 Patienten, die mit ACS hospitalisiert wurden, zu täglich 500 mg Varespladib oder Plazebo. Der primäre Endpunkt war aus Herz-Kreislauf-Sterblichkeit, nichttödlichem Herzinfarkt, nichttödlichem Hirnschlag und instabiler Angina zusammengesetzt.
Studienergebnisse
Nachdem etwa 21 Monate später die primären Endpunkte 212 Mal erreicht waren, wurde die Studie wegen Erfolglosigkeit und möglichem Schaden abgebrochen. Varespladib war mit einem signifikant höheren Herzinfarkt-Risiko (3,4% vs. 2,2% mit Plazebo) verbunden und der primäre Endpunkt wurde bei 6,1% der Varespladib-Patienten vs. 5,1% der Plazebo-Patienten erreicht. Unklar blieb, ob Varespladib die schädliche Wirkung durch die unspezifische sPLA2-Hemmung oder auf anderem Weg verursachte.
Quelle
Nicholls SJ, et al. Varespladib and cardiovascular events in patients with an acute coronary syndrome. The VISTA-16 randomized clinical trial. JAMA 2014;311:252–62.
Arzneimitteltherapie 2014; 32(04)