Diabetes mellitus Typ 2

Lebensstil und Typ-2-Diabetes: Ein unerwartetes Ergebnis


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Prof. Dr. Eugen J. Verspohl, Münster

In der Look-Ahead-Studie mit 5145 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 wurde untersucht, ob eine intensive Lebensstiländerung, um einen Gewichtsverlust zu erzielen, zur Abnahme der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität führt. Die Anwort lautet leider nein. Andere Parameter, wie der Taillenumfang, HbA1c-Wert oder der systolische Blutdruck, konnten durch die Intervention alledings reduziert werden.

Die extreme Zunahme des Typ-2-Diabetes in vielen Kulturkreisen ist schon allein von Seiten der Ökonomie bedrohlich. Hierbei richtet sich das Augenmerk auch auf die typischen Spätschäden, beispielsweise Koronarschäden, Nierenschäden, Augenschäden, Schlaganfall und andere. Gepredigt wird, ohne durchschlagenden Erfolg, den schädlichen Lebensstil zu korrigieren, also nicht dauernd zu essen (man denke an das Straßenbild bei uns in vielen Städten) und sich wieder mehr zu bewegen. Der Frage wurde in der Look-AHEAD-Studie, unterstützt von den NIH (National Institutes of Health) nachgegangen, ob eine Lebensstilmodifikation in Richtung einer Gewichtsreduktion bei übergewichtigen oder adipösen Typ-2-Diabetikern zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse (kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität) in einer Langzeitstudie führt.

Die Studie ist aussagekräftig, da 5145 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 teilnahmen (Alter: 45 bis 75 Jahre, Body-Mass-Index 25 (bzw. 27 unter Insulin-Therapie) und Patienten als geeignete Kontrollgruppe teilnahmen. Die Studie musste vorzeitig von den NIH nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 9,6 Jahren auf Grund einer zwischenzeitlichen Nützlichkeitsanalyse gestoppt werden, weil die Interventionsgruppe keine positiven Ergebnisse hinsichtlich einer kardiovaskulären Risikoreduktion zeigte. Die Endpunkte umfassten kardiovaskulärer Tod, nichttödlicher Herzinfarkt, nichttödlicher Schlaganfall und Hospitalisierung aufgrund einer Angina pectoris. Der Unterschied zwischen den Gruppen war nicht signifikant (Hazard-Ratio [HR] 0,95; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,83–1,09; p=0,51). Die Richtigkeit des Ergebnisses ist dadurch gesichert, dass sehr wohl auch positive Ergebnisse erzielt wurden: Reduktion des Taillenumfangs, des Gewichts, des HbA1c-Werts und des systolischen Blutdrucks sowie eine stärkere initiale Steigerung der Fitness, wobei die positive Beeinflussung auf den Diabetes mellitus und Blutdruck am nachhaltigsten war.

Fazit

Eine Änderung des Lebensstils ist bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 insgesamt nützlich, aber nicht in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse.

Quellen

The Look AHEAD Research Group. Cardiovascular effects of intensive lifestyle intervention in type 2 diabetes. N Engl J Med 2013;369:145–54.

Weight loss does not lower heart disease risk from type 2 diabetes. News Release. National Institutes of Health. 19.10.2012 (www.nih.gov/news/health/oct2012/niddk-19.htm).

Kongresse, Symposien, Konferenzen

Arzneimitteltherapie 2014; 32(05)