Herzinsuffizienz und Sinusrhythmus

Orale Antikoagulation vs. Thrombozytenfunktionshemmer zur Schlaganfallprävention


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Das Risiko von Tod, Herzinfarkt, Hospitalisierung aufgrund von Herzversagen und intrakraniellen Blutungen unterscheidet sich bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Sinusrhythmus nicht zwischen einer oralen Antikoagulation mit Warfarin und einer Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern. Warfarin reduziert zwar das Risiko für einen ischämischen Insult, führt aber zu mehr schwerwiegenden Blutungen.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener

Herzinsuffizienz ist ein unabhängiger Risikofaktor für ischämische Insulte. Dies gilt auch für Patienten, die im Rahmen einer Herzinsuffizienz kein Vorhofflimmern haben. Die bisherige Studienlage zur optimalen Schlaganfallprävention in dieser Patientenpopulation ist relativ mager. Die Autoren aus Kanada haben daher eine systematische Literaturrecherche und eine Metaanalyse der vorliegenden randomisierten kontrollierten Studien durchgeführt. Sie fanden dabei vier randomisierte Studien, bei denen Warfarin (Coumadin®) mit einer Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern verglichen wurde.

Die Studien umfassten insgesamt 4187 Patienten. Analysierte Endpunkte waren ischämischer Insult (n=117), Sterblichkeit (n=877), Myokardinfarkt (n=118), Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz (n=798) und schwerwiegende Blutungskomplikationen (n=164).

Warfarin führte zu einer 51%igen Risikoreduktion für ischämische Insulte verglichen mit einer Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern. Dieser Unterschied war statistisch signifikant (p=0,0006). Für Sterblichkeit, Herzinfarkt und Krankenhausaufnahme wegen Herzinsuffizienz ergaben sich keine Unterschiede. Das Risiko schwerwiegender Blutungskomplikationen war unter Warfarin-Therapie mit 5,6% gegenüber einer Therapie mit Thrombozytenfunktionshemmern (2,6%) signifikant erhöht.

Kommentar

Diese Metaanalyse zeigt, dass eine Behandlung mit oralen Antikoagulanzien bei Patienten mit Herzinsuffizienz im Sinusrhythmus zwar das Risiko von ischämischen Insulten reduziert, aber zu einer signifikanten Erhöhung von schwerwiegenden Blutungskomplikationen führt. Ob dies auch für die neuen Antikoagulanzien gilt, ist bisher nicht untersucht.

Quelle

Liew AY, et al. Efficacy and safety of warfarin vs. antiplatelet therapy in patients with systolic heart failure and sinus rhythm: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Stroke 2014;9:199–206.

Arzneimitteltherapie 2014; 32(06)