Metastasiertes Kolorektalkarzinom

Chemotherapie plus Bevacizumab oder Cetuximab: 29 Monate Überlebenszeit


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom und KRAS-Wildtyp erreichen bei der Erstlinientherapie mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab und dem Tyrosinkinase-Inhibitor Cetuximab jeweils zusammen mit Chemotherapie (FOLFIRI oder FOLFOX) ein ähnliches Gesamtüberleben von etwa 29 Monaten, so die beim ASCO vorgestellten Ergebnisse der CALGB/SWOG-80405-Studie.

In den USA werden etwa 75% der Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom initial mit einer Bevacizumab(Avastin®)-basierten Therapie behandelt, während in Europa eher Cetuximab(Erbitux®)-basierte Regime verwendet werden. Unter den Chemotherapien wird in den USA FOLFOX (Oxaliplatin/Fluorouracil/Leucovorin) bevorzugt, während die Europäer häufiger FOLFIRI (Irinotecan/Fluorouracil/Leucovorin) einsetzen. FOLFIRI löst häufiger Durchfälle und Haarausfall aus, während bei FOLFOX Neuropathien öfter zum Therapieabbruch zwingen.

2004 begonnen – CALGB/SWOG-80405-Studie

Die im Jahr 2004 begonnene Phase-III-Studie 80405 sollte die Frage nach der optimalen Erstlinientherapie bei Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom untersuchen. Für FOLFOX und FOLFIRI war bereits eine ähnliche Wirksamkeit nachgewiesen worden. Bevacizumab war damals zur Erstlinientherapie und Cetuximab zur Zweit- oder Drittlinienbehandlung zugelassen. In Studien erreichten die Patienten maximal ein Gesamtüberleben von 20 bis 22 Monaten.

In der von den National Institutes of Health (NIH) finanzierten Head-to-Head-Studie erhielten im finalen Design 1140 bislang unbehandelte Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom und KRAS-Wildtyp nach Entscheidung des Arztes eine Chemotherapie mit FOLFIRI (26,6%) oder FOLFOX (73,4%). Randomisiert wurden sie mit Cetuximab und Bevacizumab bis zur Progression, bis zum Tod oder bis zum Auftreten nicht akzeptabler Nebenwirkungen behandelt. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Die Studie sollte die Überlegenheit der einen oder anderen Therapie belegen, welcher Arm besser sein sollte, war offen.

Wirkung von Bevacizumab und Cetuximab vergleichbar

In der in Chicago vorgestellten elften Interimsanalyse betrug das mediane Gesamtüberleben in der Cetuximab-Gruppe 29,9 Monate, in der Bevacizumab-Gruppe 29,0 Monate (Hazard-Ratio 0,925; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,78–1,09; p=0,34; Abb. 1). Ein medianes Gesamtüberleben von mehr als 29 Monaten ist eine bislang nicht erreichte Zeit in der Behandlung solcher Patienten. Auch das progressionsfreie Überleben unterschied sich zwischen den beiden Gruppen mit 10,8 Monaten unter Bevacizumab und 10,4 Monaten unter Cetuximab nicht (HR 1,04; 95%-KI 0,91–1,17; p=0,55). Damit war die Studie negativ, dennoch liefere sie wertvolle Informationen, so Prof. Dr. Josep Tabernero, Vall d’Hebron Hospital und Institut für Onkologie (VHIO), Barcelona, in seinem Diskussionsvortrag in der Plenary Session beim ASCO 2014.

Abb. 1. Primärer Endpunkt Gesamtüberleben in der CALGB/SWOG-80405-Studie [nach Venook]; CTx: Chemotherapie; KI: Konfidenzintervall

Daten noch unvollständig

Für die endgültige Beurteilung der Ergebnisse fehlen derzeit noch eine Reihe von Daten, wie Ansprechraten, Dauer und Intensität der Therapie, Details zur Operation sowie Details zu nachfolgenden Therapien. Denn rund 88% der Patienten waren im weiteren Verlauf ihrer Erkrankung mit anderen Therapien behandelt worden.

Weil das Überleben in beiden Gruppen vergleichbar war, kommt der Beurteilung der Lebensqualität durch die Patienten eine besondere Bedeutung zu. Auch hier unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant, wenngleich in der Cetuximab-Gruppe erheblich mehr Hautreaktionen beobachtet wurden. Diese wurden von den Patienten vermutlich deshalb relativ gut toleriert, weil ihnen bekannt war, dass das Auftreten des Hautausschlags mit einem guten Ansprechen assoziiert ist.

In der Studie wurden keine neuen, bislang nicht bekannten unerwünschten Wirkungen der verschiedenen Therapieformen beobachtet.

Quellen

Venook AP, et al. CALGB/SWOG 80405: Phase III trial of irinotecan/5-FU/leucovorin (FOLFIRI) or oxaliplatin/5-FU/leucovorin (mFOLFOX6) with bevacizumab (BV) or cetuximab (CET) for patients (pts) with KRAS wild-type (wt) untreated metastatic adenocarcinoma of the colon or rectum (MCRC). ASCO Annual Meeting, Chicago, 30. Mai bis 3. Juni 2014, http://meetinglibrary.asco.org/content/126013-144.

Tabernero J, The puzzle of the treatment of the First-Line mCRC. ASCO Annual Meeting, Chicago, Plenary Session, 1. Juni 2014.

Arzneimitteltherapie 2014; 32(09)