Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen, das vorwiegend auf Störungen im Bereich der T-Zellen zurückzuführen ist. Durch eine Therapie mit Biologika kann das Risiko für schwere Infektionen weiter zunehmen. Unklar ist bislang, wie sich eine Therapie mit Biologika auf das Risiko einer opportunistischen Infektion mit Pilzen, Viren (vor allem Herpesviren) und Tuberkuloseerregern (Mykobakterien) auswirkt. Dies wurde nun in einer großen Metaanalyse untersucht.
In die Metaanalyse wurden 70 Studien mit 32504 Patienten eingeschlossen.
In den randomisierten Studien war eines der zugelassen Biologika bei Patienten mit rheumatoider Arthritis mit einer Kontrollsubstanz verglichen und das Risiko einer opportunistischen Infektion erfasst worden. 21916 Patienten waren mit einem Biologikum, 10588 im Kontrollarm behandelt worden. TNF-alpha-Blocker waren in 46 Studien eingesetzt worden, und zwar
- Infliximab (9 Studien, 3416 Patienten),
- Etanercept (13 Studien, 4869 Patienten),
- Adalimumab (14 Studien, 5308 Patienten),
- Certolizumab (5 Studien, 3131 Patienten) und
- Golimumab (5 Studien, 2357 Patienten).
Andere Biologika wurden in 25 Studien verwendet:
- Anakinra (4 Studien, 2791 Patienten),
- Abatacept (8 Studien, 3609 Patienten),
- Tocilizumab (8 Studien, 4733 Patienten) und
- Rituximab (5 Studien, 2400 Patienten).
Die Kontrollgruppen wurden vorwiegend Methotrexat-basiert behandelt. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Median 24 Wochen.
Leicht erhöhtes Infektionsrisiko
Insgesamt wurden 98 opportunistische Infektionen berichtet, 75 bei Behandlung mit einem Biologikum und 23 in den Kontrollgruppen. Damit hatten die mit Biologika behandelten Patienten ein erhöhtes Risiko, an einer opportunistischen Infektion zu erkranken (Odds-Ratio [OR] 1,79; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,17–2,74). Dies entspricht 1,7 zusätzlichen opportunistischen Infektionen pro 1000 behandelten Patienten (Number needed to harm 582).
Biologika erhöhten das Risiko für eine Infektion mit Mykobakterien (OR 3,73; 95%-KI 1,72–8,13) und für alle viralen opportunistischen Infektionen (OR 1,91; 95%-KI 1,02–3,58) signifikant. Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich für alle Pilzinfektionen, P.-jirovecii-Pneumonie und Varicella-Zoster-Infektionen. Die Sterblichkeit an opportunistischen Infektionen unterschied sich zwischen den beiden Gruppen ebenfalls nicht.
Weil es sich um eine sehr seltene Komplikation handelt, können Daten zu Unterschieden zwischen den verschiedenen opportunistischen Infektionen und den eingesetzten Biologika nur in groß angelegten Registern erhoben werden.
Fazit
Die Ergebnisse dieser großen Metaanalyse zeigen ein leicht, jedoch signifikant erhöhtes Risiko für eine opportunistische Infektion bei Behandlung von Rheumapatienten mit Biologika. Insbesondere das Risiko für eine Tuberkulose und virale Infektionen ist erhöht. Dies unterstreicht die Bedeutung des Tuberkulosescreenings vor Therapiebeginn.
Quelle
Kourbeti IS, et al. Biologic therapies in rheumatoid arthritis and the risk of opportunistic infections: A meta-analysis. CID 2014;58:1649–57.
Arzneimitteltherapie 2014; 32(09)