Dr. Petra Jungmayr, Esslingen
Nach Abschluss einer Induktionstherapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Gesucht sind wenig belastende therapeutische Konzepte, die bei geringen Nebenwirkungen und akzeptabler Therapiedauer die Prognose des Patienten verbessern. Ob eine niedrigdosierte Erhaltungstherapie dafür geeignet ist, untersuchte die niederländische CAIRO-Studie, die das Outcome einer kontinuierlichen Folgebehandlung mit Capecitabin und Bevacizumab mit den Ergebnissen einer Therapiepause verglich.
Studiendesign
Für die unverblindete randomisierte kontrollierte Phase-III-Studie wurden an 64 niederländischen Krankenhäusern 558 erwachsene Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom rekrutiert, die nach einer Erstlinientherapie mit CAPOX-B (sechs dreiwöchige Zyklen mit Capecitabin, Oxaliplatin und Bevacizumab) nicht progredient waren. Die Patienten wurden 1:1 zu einer Erhaltungstherapie (Erhaltungsgruppe mit 625 mg/m² Capecitabin oral zweimal täglich kontinuierlich plus 7,5 mg/kg Bevacizumab alle drei Wochen i.v.) randomisiert zugeteilt oder nicht behandelt (Beobachtungsgruppe). Alle neun Wochen wurde der Krankheitszustand mittels CT-Bildgebung überprüft. Beim ersten Progress (PFS1) erhielten die Patienten beider Gruppen wieder ein Induktionsregime mit CAPOX-B bis zum zweiten Progress (PFS2). Bestand eine Kontraindikation für die erneute Gabe von CAPOX-B, konnte ein anderes Regime gewählt werden. Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben vom Zeitpunkt der Randomisierung bis zum zweiten Progress (PFS2). Die Daten wurden mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse ermittelt.
Signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben unter der Erhaltungstherapie
279 Probanden erhielten eine Erhaltungstherapie, weitere 279 wurden lediglich beobachtet. Das mediane Follow-up lag bei 48 Monaten. Das mediane progressionsfreie Überleben bis zum zweiten Progress (PFS2) war unter der Erhaltungstherapie mit 11,7 versus 8,5 Monaten unter einer Beobachtungstherapie signifikant verlängert (Hazard-Ratio [HR] 0,67; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,56–0,81; p<0,0001). Das heißt, die Patienten konnten durch die Erhaltungstherapie signifikant länger stabilisiert werden. Der Unterschied blieb unter jedem Behandlungsregime, das nach dem ersten Progress gewählt wurde, signifikant.
Das progressionsfreie Überleben bis zum ersten Tumorprogress (PFS1) betrug 8,5 Monate unter der Erhaltungstherapie und 4,1 Monate in der Beobachtungsgruppe (HR 0,43; 95%-KI 0,36–0,52; p<0,0001) und konnte somit um mehr als vier Monate verlängert werden. Nicht signifikant verlängert war nach einer Nachbeobachtungszeit von 48 Monaten das mediane Gesamtüberleben mit 21,6 versus 18,1 Monaten (HR =0,89; 95%-KI 0,73–1,07; p=0,22). Die Lebensqualität (QLQ-C30) blieb über den gesamten Studienzeitraum erhalten und war in beiden Studienarmen vergleichbar. Unter der Erhaltungstherapie trat allerdings bei 23% der Patienten ein Hand-Fuß-Syndrom von Grad 3 auf.
Fazit
Beim metastasierten kolorektalen Karzinom führte eine aktive Erhaltungstherapie nach abgeschlossener Induktionstherapie zu einem längeren progressionsfreien Überleben als eine Therapiepause; ein verlängertes Gesamtüberleben wurde allerdings nicht gezeigt. Das Fehlen eines eindeutigen Überlebensvorteils ermöglicht somit auch eine individualisierte Therapieentscheidung, in der auch der Wunsch des Patienten nach einer Behandlungspause stärker berücksichtigt werden kann.
Literatur
Simkens LHJ, et al. Maintenance treatment with capecitabine and bevacizumab in metastatic colorectal cancer (CAIRO3): a phase 3 randomised controlled trial of the Dutch colorectal cancer group. Lancet 2015;385:1843–52.
Arzneimitteltherapie 2015; 33(09)