Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Elotuzumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der gegen Signaling Lymphocytic Activation Molecule F7 (SLAMF7) gerichtet ist. SLAMF7 wird auf Myelom- und auf Natürlichen Killer(NK)-Zellen stark exprimiert, ist jedoch nicht im normalen Gewebe zu finden. Elotuzumab wirkt über einen dualen Mechanismus. Durch Bindung an SLAMF7 aktiviert es direkt NK-Zellen, nicht jedoch Myelom-Zellen. NK-Zellen aktiviert Elotuzumab zudem über CD16, hierdurch können NK-Zellen Myelomzellen selektiv via Antikörper-abhängige zytotoxische Effekte abtöten.
In einer Phase-II-Studie hatte Elotuzumab bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom in Kombination mit Lenalidomid und Dexamethason das progressionsfreie Überleben (PFS) verlängert. Daher wurden nun Wirksamkeit und Verträglichkeit der Dreifachkombination gegen die Standardtherapie aus Lenalidomid und Dexamethason verglichen.
Studiendesign
In die von Bristol-Myers Squibb und Abbvie finanzierte offene multizentrische Phase-III-Studie wurden 646 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom eingeschlossen und randomisiert
- mit Elotuzumab plus Lenalidomid/Dexamethason (n=321) oder
- Lenalidomid/Dexamethason (n=325) behandelt.
Koprimäre Endpunkte waren das PFS und die Gesamtansprechrate (ORR). Vorgestellt wurden die Ergebnisse einer geplanten Interimsanalyse, die nach einer Mindestnachbeobachtungszeit von zwei Jahren und nach einer Endpunkt-Auftrittsrate von 70% vorgesehen war. Stichtag für diese Zwischenanalyse war der 4. November 2014.
Ergebnisse
Die Patienten der Elotuzumab-Gruppen hatten im Median 19 Behandlungszyklen, die der Kontrollgruppe 14 Zyklen erhalten. In der Elotuzumab-Gruppe wurden noch 35% und in der Kontrollgruppe 21% der Patienten weiter behandelt.
Das PFS der Elotuzumab-Patienten war mit 19,4 Monaten im Median signifikant länger als das PFS der Kontrollpatienten mit 14,9 Monaten (p=0,0004).
Das 1-Jahres-PFS lag mit Elotuzumab bei 68%, das 2-Jahres-PFS bei 41%, in der Kontrollgruppe bei 57% bzw. 27% (Abb. 1).
Das PFS war mit Elotuzumab in allen Subgruppen besser als in der Kontrollgruppe, auch bei Patienten mit Deletion del17p sowie Translokation t(4;14).
Die Gesamtansprechrate lag mit Elotuzumab bei 79%, ohne Elotuzumab bei 66% (p=0,0002). Die Daten zum Gesamtüberleben sind derzeit noch nicht reif.
Insgesamt wurde der Antikörper im Vergleich zur Kontrollgruppe gut vertragen. Vor allem bei der ersten Gabe kam es bei etwa 10% der Patienten zu Infusionsreaktionen.

Abb. 1. Progressionsfreies Überleben von Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Myelom, die mit Elotuzumab plus Lenalidomid/Dexamethason oder Lenalidomid/Dexamethason behandelt wurden [nach Lonial]. HR: Hazard-Ratio; PFS: progressionsfreies Überleben
Quellen
Lonial, S. et al. ELOQUENT-2: A phase III, randomized, open-label study of lenalidomide/dexamethasone with/without elotuzumab in patients with relapsed/refractory multiple myeloma. ASCO Annual Meeting 2015, Chicago, Abstract 8508, http://meetinglibrary.asco.org/content/144025–156
Lonial S, et al. Elotuzumab therapy for relapsed or refractory multiple myeloma. N Engl J Med. 2015, Online publiziert am 2. Juni 2015. http://dx.doi.org/10.1056/NEJMoa1505654.
Arzneimitteltherapie 2015; 33(10)