Metastasiertes Nierenzellkarzinom

Mit Nivolumab in der Zweitlinientherapie erstmals verlängertes Überleben


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Die Zweitlinientherapie mit dem Programmed-Death(PD-1)-Inhibitor Nivolumab verlängerte bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom die Überlebenszeit signifikant im Vergleich zu Everolimus. Dies ergab die Phase-III-Studie CHECKMATE 025, deren Ergebnisse im September 2015 auf dem Europäischen Krebskongress (ECC) in Wien vorgestellt und parallel im New England Journal of Medicine publiziert wurden.

Weltweit werden pro Jahr 338000 Patienten mit Nierenkrebs diagnostiziert, bei rund 30% hat die Erkrankung bei der Diagnose bereits metastasiert. Nur etwa 12% der Patienten im fortgeschrittenem Krankheitsstadium überleben fünf Jahre. Alle bisher zugelassenen Therapien haben lediglich eine Wirkung auf das progressionsfreie Überleben (PFS) gezeigt.

In der von Bristol-Myers Squibb finanzierten CheckMate-025-Studie wurden randomisiert und offen Wirksamkeit und Verträglichkeit von Nivolumab und Everolimus verglichen. In die Phase-III-Studie wurden 821 Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom aufgenommen, das nach ein oder zwei vorhergehenden Therapien fortgeschritten war. Sie erhielten entweder Nivolumab (3 mg/kg KG i.v. alle 2 Wochen; n=410) oder Everolimus (10 mg oral einmal täglich; n=411).

Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS). Sekundäre Endpunkte waren u.a. die objektive Ansprechrate, progressionsfreies Überleben, Lebensqualität, Überleben in Abhängigkeit von der PD-L1-Expression und die Sicherheit der Therapie.

Erstmals Verlängerung des Gesamtüberlebens erreicht

Nivolumab verlängerte die mediane Überlebenszeit der Patienten von 19,6 auf 25 Monate signifikant. Damit war das Sterberisiko unter Nivolumab um 27% geringer (Hazard-Ratio 0,73; p=0,002) (Abb. 1). Dieser Effekt konnte in allen Subgruppen, außer den Patienten über 75 Jahren, nachgewiesen werden. Zudem war Nivolumab besser verträglich als Everolimus.

Abb. 1. CHECKMATE-025-Studie: Gesamtüberleben bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom unter Behandlung mit Nivolumab und Everolimus [nach Motzer et al. ]

Zwischen der Expression von PD-L1 und der Wirkung von Nivolumab auf das Gesamtüberleben wurde kein Zusammenhang gefunden.

Es traten weniger behandlungsassoziierte Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 und 4 auf (19 vs. 37%). Am häufigsten war unter Nivolumab eine Fatigue (2%), unter Everolimus waren Anämien (8%) am häufigsten.

Auch in der objektiven Ansprechrate zeigte sich eine eindeutige Überlegenheit von Nivolumab mit 25% zu 5% (p<0,001), und zwar mit einem partiellen Ansprechen von 24,1% versus 4,9% und einem kompletten Ansprechen von 1,0% versus 0,5%. Das mediane progressionsfreie Überleben war mit im Median 4,6 Monaten unter Nivolumab nicht länger als unter dem mTOR-Inhibitor Everolimus mit 4,4 Monaten.

Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie hat die Food and Drug Administration (FDA) am 23. November 2015 Nivolumab nun auch zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom zugelassen.

Quellen

Motzer R, et al. Nivolumab versus everolimus in advanced renal cell carcinoma. N Engl J Med 2015, online publiziert am 25. September 2015, www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1510665.

Sharma P, et al. CheckMate 025: a randomized, open-label, phase III study of nivolumab (NIVO) versus everolimus (EVE) in advanced renal cell carcinoma (RCC). The European Cancer Congress (ECC) 2015, 25. bis 29. September 2015, Wien, Abstract 3LBA.

Tab. 1. Studiendesign von CheckMate 025 [nach Motzer R, et al.]

Erkrankung

Metastasiertes klarzelliges Nierenzellkarzinom

Studienziel

Klinisscher Nutzen in Bezug auf Gesamtüberleben von Nivolumab vs. Everolimus bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem klarzelligem Nierenzellkarzinom, die zuvor eine Antiangiogenesetherapie erhalten hatten

Studientyp

Interventionsstudie

Studienphase

Phase III

Studiendesign

Randomisiert, parallel, offen

Eingeschlossene Patienten

821

Intervention

  • Nivolumab 3 mg/kg KG i.v. alle 2 Wochen (n=410)
  • Everolimus 10 mg, einmal täglich oral (n=411)

Primäre Endpunkte

Gesamtüberleben

Sekundäre Endpunkte

objektive Ansprechrate, progressionsfreies Überleben, Lebensqualität, Überleben in Abhängigkeit von der PD-L1-Expression und die Sicherheit der Therapie

Sponsor

Bristol-Myers Squibb

Studienregisternummer

NCT01668784 (ClinicalTrials.gov)

i.v.: intravenös; PD-L1: Programmed death-1-Ligand 1

Arzneimitteltherapie 2016; 34(01)