Pegyliertes liposomales Doxorubicin

„Verpackung“ verbessert Verträglichkeit


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Die Pegylierung und Verpackung in Liposomen verbessert die Verträglichkeit des Anthracyclins Doxorubicin, sodass es auch bei Patienten in der metastasierten Situation eingesetzt werden kann. Pegyliertes liposomales Doxorubicin (Caelyx®) ist zum Beispiel beim metastasierten Mammakarzinom als Monotherapie für Patientinnen mit erhöhtem kardialen Risiko sowie für die Therapie von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom nach Versagen einer platinhaltigen First-Line-Chemotherapie zugelassen. Seine Anwendung in der Gynäkologie wurde bei einem Satelliten-Symposium der Janssen-Cilag GmbH beim Deutschen Krebskongress im Februar 2016 in Berlin diskutiert.

In der S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren ist pegyliertes liposomales Doxorubicin (PLD) erste Wahl für die Behandlung von Patientinnen mit platinresistentem oder -refraktärem Rezidiv eines Ovarialkarzinoms, wenn eine Indikation zur Chemotherapie besteht [2]. Klinischer Konsens ist ferner, dass Patientinnen mit einem platinsensitiven Rezidiv eines Ovarialkarzinoms bei Indikation zur Chemotherapie mit einer Kombination aus Carboplatin und PLD behandelt werden können.

In der Calypso-Studie (AGO OVAR 2.9) wurde die Kombination von Carboplatin plus PLD mit der Kombination Carboplatin plus Paclitaxel bei Patienten mit Spätrezidiv verglichen. Die PLD-Kombination verlängerte das progressionsfreie Überleben im Vergleich zur Paclitaxel-Kombination von 9,4 auf 11,3 Monate (p<0,001). Unerwünschte Wirkungen wie Alopezie, Neutropenie, Neuropathien und allergische Reaktionen vom Schweregrad 2 waren mit der PLD-Kombination zudem signifikant seltener.

Derzeit gilt in der Rezidivtherapie des Ovarialkarzinoms eher die Strategie, Chemotherapie und zielgerichtete Therapie zu kombinieren. Für chemotherapiefreie Regime ist noch eine Validierung erforderlich.

Anthracycline beim Mammakarzinom

Das metastasierte Mammakarzinom ist eine chronische Erkrankung. Die Therapie hat eine Verlängerung des Überlebens, eine Linderung der tumorbedingten Beschwerden, den Erhalt der körperlichen Funktionen und einer guten Lebensqualität zum Ziel. Eine Chemotherapie ist bei negativem Hormonrezeptorstatus, rascher Progression, starken Beschwerden sowie lebensbedrohlicher Metastasierung angezeigt. Sie kann gemeinsam mit zielgerichteten Therapien eingesetzt werden. Die palliative Chemotherapie sollte so lange dauern, wie der therapeutische Index positiv bleibt. Bei Progression oder/und nicht tolerabler Toxizität ist die Therapie zu beenden.

Anthracyline plus Taxane sollte jede Patientin erhalten haben. PLD wird von der AGO bei metastasiertem Mammakarzinom in der palliativen Therapie mit einem 1b-A-Grad empfohlen [1]. Es stellt eine wirksame, verträgliche und evidenzbasierte Therapieoption dar. Es ist auch für solche Frauen geeignet, die bereits mit einem Anthracyclin vorbehandelt worden sind.

Quelle

Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt, Hamburg, Prof. Dr. Nadia Harbeck, München, Satellitensymposium „Individuelle Therapieführung im Spannungsfeld bewährter und neuer Substanzen in der Gynäkoonkologie, veranstaltet von Janssen-Cilag beim 32. Deutschen Krebskongress, Berlin, 26. Februar 2016.

Literatur

1. Diagnostik und Therapie von Patientinnen mit primärem und metastasiertem Brustkrebs. Herausgegeben von der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. sowie in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. 2016.

2. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Langversion 1.1, 2013, AWMF-Registernummer: 032/035OL.

Arzneimitteltherapie 2016; 34(05)