Daratumumab


Interview mit Professor Stefan Knop, Würzburg

Arzneimitteltherapie 2016;34:353.

AMT: Daratumumab ist zugelassen zur Behandlung des rezidivierten, refraktären multiplen Myeloms. Wie ist für gewöhnlich die Prognose solcher Patienten? Welche Optionen standen ihnen bisher noch offen?

SK: Die Zeit bis zur folgenden Krankheitsprogression verschlechtert sich insgesamt und typischerweise mit jeder vorangehenden Behandlung. Und mit einem Trend zu immer intensiveren Vorbehandlungen wird auch die Herausforderung größer. Bislang waren zum Beispiel Pomalidomid in Kombinationsprotokollen, Bendamustin in Kombination oder auch „klassische“ Chemotherapieregime, zum Beispiel unter Verwendung von Cisplatin, Optionen. Bei uns verfolgen wir auch bei Patienten mit noch guter Herz- und Lungenfunktion die Strategie einer späten Hochdosistherapie im Krankheitsprogress. Dies steht unter dem Vorbehalt, dass noch ein autologes Stammzellpräparat verfügbar ist.

AMT: Wie bewerten Sie das Design der zulassungsrelevanten Studien MMY2002 und GEN501? Wie aussagekräftig können solche kleinen, einarmigen Studien sein?

SK: Ein klassisches Patientengut, wobei der Anteil der auf Proteasom-Hemmer und immunmodulatorische Substanz refraktären Patienten natürlich extrem hoch war. Es spiegelt die Situation, in der wir uns aktuell befinden: Die Zahl der Substanzen ist hoch, Algorithmen gibt es mehr oder weniger nicht. So wächst die Zahl der Patienten, die mit sehr potenten Regimen vorbehandelt sind.

AMT: Was bedeutet ein Gesamtüberleben von 17,5 Monaten (MMY2002) in dieser Krankheitsphase? Kann das Nutzen-Risiko-Profil von Daratumumab überhaupt schon bewertet werden?

SK: Das kann man natürlich global nicht beantworten – aber es fällt doch das „Delta“ zwischen dem progressionsfreien Überleben und der verbleibenden Überlebenszeit auf. Also kann spekuliert werden, dass selbst Patienten, die auf den monoklonalen Antikörper nicht mehr ansprachen, nochmals Optionen einer Weiterbehandlung hatten.

AMT: Erste Ergebnisse der Phase-III-Studie MMY3003 wurden vorgestellt. Welche offenen Fragen könnte die Studie klären?

SK: Das kann man sicher erst abschätzen, wenn die Vollpublikation erscheint. Man sieht, wie groß die Verbesserung zum Standardarm ist, man sieht aber auch, dass der Standardarm ganz außergewöhnlich gute Ergebnisse bringt. Ein kritischer Punkt wird die Frage sein, ob und in welchem Ausmaß Patienten mit Hochrisikokonstellation profitieren: zytogenetisch definiert, oder bei extramedullärem Befall oder die raren Fälle mit peripherer Ausschwemmung.

AMT: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Interessenkonflikterklärung

SK gibt an, für Beratung/Expertenbeiratsteilnahme von Celgene, Bristol-Myers Squibb und Amgen sowie für Vorträge, Stellungnahmen oder Artikel von Celgene, Bristol-Myers Squibb, Amgen, Janssen-Cilag und Tadeka Honorare erhalten zu haben.

Prof. Dr. med. Stefan Knop, Schwerpunktleitung Hämatologie, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Zentrum für Innere Medizin, Oberdürrbacher Straße 6, 97080 Würzburg, E-Mail: Knop_S@ukw.de

Prof. Dr. med. Stefan Knop [Foto privat]

Arzneimitteltherapie 2016; 34(10)