Schmerztherapie

Prophylaxe des Herpes zoster und der postzosterischen Neuralgie bei älteren Menschen durch eine spezifische Impfung


Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Mit Autorenkommentar
Ein spezifischer Impfstoff gegenüber Varizella-Zoster kann bei Menschen im Alter über 50 Jahren hochsignifikant das Auftreten eines Herpes zoster und einer postzosterischen Neuralgie verhindern.

Der Herpes zoster (Gürtelrose) ist eine typische Alterserkrankung mit einer Inzidenz von etwa 11 pro 1000 Personen bei über 80-Jährigen. Der Herpes zoster selbst kann heute sehr gut behandelt werden. Die virustatische Therapie hat allerdings keinen Einfluss auf das Auftreten einer chronischen postzosterischen Neuralgie. Erfolg versprechend war die Entwicklung eines spezifischen Impfstoffs gegen das Varizella-Zoster-Virus. Dieser Impfstoff wurde zunächst bei Menschen im Alter über 50 Jahre untersucht und als wirksam identifiziert [1]. Jetzt wurde eine prospektive Studie bei über 70-jährigen Personen durchgeführt. Die Studie wurde als randomisierte Placebo-kontrollierte Studie in 18 Ländern durchgeführt. Die Teilnehmer erhielten entweder zwei Dosierungen des Impfstoffs oder Placebo. Die Injektion erfolgte intramuskulär im Abstand von zwei Monaten. Erfasst wurden Herpes-zoster-Infektionen und die Entwicklung einer postherpetischen Neuralgie.

In die Studie wurden 13900 Teilnehmer aufgenommen. Das mittlere Alter betrug 75,6 Jahre. Während der 3,7-jährigen Beobachtungszeit gab es 23 Fälle einer Herpes-zoster-Erkrankung in der Impfgruppe und 223 in der Placebo-Gruppe. Dies entspricht einer Reduktion von 90%. Die Reduktion war gleich bei Patienten im Alter zwischen 70 und 79 Jahren und bei über 80-Jährigen. Wurden die Ergebnisse beider Studien kombiniert, nämlich der Studien, die Patienten im Alter von über 50 Jahren und über 70 Jahren einschlossen, ergaben sich insgesamt 16596 Teilnehmer. Die Reduktion der Zoster-Infektion betrug 91% und die Reduktion der postzosterischen Neuralgie 88%. In der gepoolten Studie gab es acht Fälle einer postzosterischen Neuralgie nach der Impfung und 82 Fälle in der Placebo-Gruppe.

Kommentar

Diese Studie ist sehr wichtig für die Beratung älterer Menschen, insbesondere dann, wenn sie immunsupprimiert sind oder ein erhöhtes Infektionsrisiko aufweisen. Dies gilt unter anderem auch für Patienten mit Diabetes mellitus. Es ist besonders relevant, dass nicht nur die Herpes-zoster-Infektion hochsignifikant reduziert werden kann, sondern dass auch deutlich weniger Fälle einer postzosterischen Neuralgie auftreten. Jeder Kliniker weiß, wie schwer es ist, bei alten Menschen eine postzosterische Neuralgie zu behandeln, da diese Patientenpopulation auf die meisten verfügbaren Medikamente (Carbamazepin, Pregabalin, Opioide, Trizyklika) bezüglich Nebenwirkungen sehr ungünstig reagiert.

Quelle

Cunningham AL, et al., ZOE-70 study group. Efficacy of the herpes zoster subunit vaccine in adults 70 years of age or older. N Engl J Med 2016;375:1019–32.

Literatur

1. Lal H, et al. Efficacy of an adjuvanted Herpes zoster subunit vaccine in older adults. N Engl J Med 2015;372:2087–96.

Tab. 1. Studiendesign [nach ClinicalTrials.gov] ((NUR ONLINE))

Erkrankung

Herpes zoster

Studienziel

Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität des Herpes-Zoster-Impfstoffes GSK1437173A bei Erwachsenen im Alter von 50 bzw. 70 Jahren und älter

Studientyp/-phase

Interventionsstudie/Phase III

Studiendesign

Randomisiert, doppelblind, parallel, präventiv

Eingeschlossene Patienten

Insgesamt gepoolt 16596

Intervention

  • Herpes-Zoster-Vaccine GSK1437173A
  • Placebo

Primärer Endpunkt

Herpes-Zoster-Episode, postzosterische Neuralgie

Sponsor

GlaxoSmithKline

Studienregisternummer

NCT01165177 & NCT01165229 (ClinicalTrials.gov

Arzneimitteltherapie 2017; 35(01)