Sabine Fischer, Stuttgart
Mit einer jährlichen Inzidenz von etwa 530000 neuen Fällen weltweit pro Jahr und etwa 275100 Toten im Jahr 2011 stellt das Zervixkarzinom weiterhin eine wesentliche Ursache für Morbidität und Mortalität bei Frauen zwischen 20 und 60 Jahren dar. Durch Bevacizumab (Avastin®) könnte das Gesamtüberleben dieser Frauen gesteigert werden. Der humanisierte monoklonale Antikörper bindet an den Wachstumsfaktor VEGF (Vascular endothelial growth factor) und hemmt dadurch die Angiogenese.
Studiendesign
In die randomisierte, kontrollierte, unverblindete Phase-III-Studie (GOG 240) wurden 452 Patienten eingeschlossen (Tab. 1). Diese hatten ein metastasiertes, persistierendes oder rezidivierendes Zervixkarzinom. Randomisiert erfolgte die Zuteilung zu einem von vier Behandlungsregimen:
- Cisplatin (50 mg/m2 an Tag 1 oder 2) plus Paclitaxel (175 mg/m2 an Tag 1) oder
- Topotecan (0,75 mg/m2 an Tag 1 bis 3) plus Paclitaxel (175 mg/m2 an Tag 1)
jeweils mit oder ohne intravenöse Verabreichung von Bevacizumab (15 mg/kg an Tag 1) in Zyklen von 21 Tagen.
Tab. 1. Studiendesign GOG 240
Erkrankung |
Zervixkarzinom |
Studienziel |
Bevacizumab bei fortgeschrittenem Zervixkarzinom |
Studientyp |
Phase III, Interventionsstudie |
Studiendesign |
Multizentrisch, randomisiert, kontrolliert, open Label |
Eingeschlossene Patienten |
452 Frauen mit metastasiertem, persistierendem oder rezidivierendem Zervixkarzinom |
Intervention |
Randomisierte Zuordnung 1:1:1:1 Cisplatin/Paclitaxel oder Topotecan/Paclitaxel jeweils mit oder ohne Bevacizumab |
Primäre Endpunkte |
Gesamtüberleben (OS) und Nebenwirkungen |
Sekundäre Endpunkte |
Progressionsfreies Überleben (PFS) |
Sponsor |
National Cancer Institute |
Studienregisternummer |
NCT00803062 |
Primäre Endpunkte waren Gesamtüberleben (OS) und Nebenwirkungen. Sekundärer Endpunkt war unter anderem das progressionsfreie Überleben (PFS). Die Endanalyse erfolgte nach 346 Todesfällen.
Studienergebnisse
Der Zeitpunkt für die Endanalyse wurde etwa fünf Jahre nach Beginn der Studie erreicht.
Die Gruppen mit Chemotherapie plus Bevacizumab zeigten eine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens im Vergleich zu den Chemotherapie-Gruppen ohne Bevacizumab: 16,8 Monate vs. 13,3 Monate (Hazard-Ratio [HR] 0,77; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,62–0,95; p=0,007). Das Überleben nach Progression war nicht signifikant verschieden durch Behandlung mit Bevacizumab: 8,4 Monate vs. 7,1 Monate (HR 0,83; 95%-KI 0,66–1,05; p=0,06).
Fisteln traten bei 15% der Patienten unter Bevacizumab auf, bei 1% der Patienten unter Chemotherapie ohne Bevacizumab. Keine der Fisteln führte zu chirurgischen Notfällen, Sepsis oder Tod.
Fazit
Die zusätzliche Gabe von Bevacizumab zu einer Chemotherapie verbessert das Gesamtüberleben von Frauen mit fortgeschrittenem Zervixkarzinom. Die Verträglichkeit der Antiangiogenese-Therapie konnte in der GOG-240-Studie ebenfalls gezeigt werden.
Zu bedenken bleibt allerdings, dass die zusätzlichen Therapiekosten für eine 60 kg schwere Frau bei etwa 3800 Euro/Behandlungszyklus liegen.
Quelle
Tewari KS, et al. Bevacizumab for advanced cervical cancer: final overall survival and adverse event analysis of a randomised, controlled, open-label, phase 3 trial (Gynecologic Oncology Group 240). Lancet 2017; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31607-0 .
Arzneimitteltherapie 2017; 35(10)