Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen
Patienten mit einem Karzinom der Gallenwege haben eine schlechte Prognose. Nur etwa 20% der diagnostizierten Patienten können operiert werden. Nach einer erfolgreichen Operation leben weniger als 10% der Patienten länger als 5 Jahre. In der BILCAP-Studie wurde bei Patienten mit makroskopisch reseziertem Gallenwegskarzinom untersucht, wie sich eine Therapie mit acht Zyklen des oral applizierbaren 5-Fluorouracil-Prodrugs Capecitabin (n=223) im Vergleich zu reiner Beobachtung (n=224) auf das Gesamtüberleben auswirkt. Sekundäre Endpunkte der Studie waren rezidivfreies Überleben, Verträglichkeit, Lebensqualität und gesundheitsökonomische Fragen. Als die BILCAP-Studie vor mehr als zehn Jahren geplant wurde, galt die Beobachtung der Patienten nach der Operation als Standard. Capecitabin wurde deshalb zur adjuvanten Behandlung ausgewählt, weil es oral eingenommen werden kann und bei Patienten mit Pankreaskarzinom, einem Tumor mit ebenfalls schlechter Prognose, Wirksamkeit gezeigt hatte. Die Patienten erhielten Capecitabin in konventioneller Dosis von 1250 mg/m² zweimal täglich an Tag 1 bis 14 eines 21-tägigen Zyklus über insgesamt acht Zyklen.
Tab. 1. Studiendesign BILCAP [www.isrctn.com]
Erkrankung |
Gallenwegskarzinom |
Studienziel |
Wirksamkeit und Sicherheit einer adjuvanten Chemotherapie nach Chirurgie bei Gallenwegskarzinom |
Studientyp/ |
Intervention/Phase III |
Studiendesign |
Randomisiert, parallel, offen, multizentrisch |
Eingeschlossene Patienten |
447 Patienten |
Intervention |
|
Primärer Endpunkt |
Gesamtüberleben nach zwei Jahren |
Sponsor |
University Hospital Southampton NHS Foundation Trust |
Studienregister-Nr. |
ISRCTN72785446 NCT00363584 |
BID: zweimal täglich
15 Monate längeres Überleben
In der Gesamtpopulation (ITT) lag das mediane Überleben unter Capecitabin bei 51,1 Monaten (95%-Konfidenzintervall [KI] 34,6–59,1), mit Beobachtung bei 36,4 Monaten (95%-KI 29,7–44,5). Der Unterschied war mit einer Hazard-Ratio [HR] von 0,81 (95%-KI 0,63–1,04) aber nicht signifikant (p=0,097). Einige Patienten nahmen Capecitabin jedoch nicht über die vorgesehene Zeit von sechs Monaten ein. In einer Auswertung der 430 Patienten, die nach Protokoll behandelt wurden, senkte Capecitabin das Sterberisiko um 25%. Dieser Unterschied war signifikant (p=0,028) (Abb. 1). Rezidivfrei überlebten die Patienten mit Capecitabin 25 Monate, ohne Capecitabin 18 Monate.

Abb. 1. Gesamtüberleben in der Per-Protokoll-Population der BILCAP-Studie bei Patienten mit Gallenwegskarzinom [nach Primrose et al. 2017] HR: Hazard-Ratio; KI: Konfidenzintervall
Häufigste Grad-3/4-Nebenwirkung war bei 20,7% der Patienten ein Hand-Fuß-Erythem, gefolgt von Fatigue und Diarrhö (jeweils 7,5%). Es wurde kein durch die Chemotherapie bedingter Todesfall beobachtet. Die Lebensqualität der Patienten veränderte sich durch Capecitabin nicht deutlich. Aufgrund dieser Ergebnisse lautete die Schlussfolgerung, dass Capecitabin der Therapiestandard für Patienten nach kurativer Resektion eines Gallenwegskarzinoms werden und in weiteren Studien zur adjuvanten Therapie im Kontrollarm gegeben werden sollte.
Quelle
Primrose JN, et al. Adjuvant capecitabine for biliary tract cancer: The BILCAP randomized study. ASCO Annual Meeting, Chicago 2. bis 6. Juni 2017. http://abstracts.asco.org/199/AbstView_199_186869.html.
Arzneimitteltherapie 2017; 35(10)