Kardioversion bei Vorhofflimmern

Apixaban senkt Schlaganfallrisiko


Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Der Faktor-Xa-Hemmer Apixaban senkt das Risiko für einen Schlaganfall bei Patienten mit Vorhofflimmern, die sich einer elektiven Kardioversion unterziehen, stärker im Vergleich zu einer konventionellen Therapie mit Heparin und einem Vitamin-K-Antagonisten. Dies ergab die Phase-4-Studie EMANATE, deren Ergebnisse auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) im August in Barcelona vorgestellt wurden.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Sie ist mit erhöhtem Schlaganfall- und Sterberisiko assoziiert. Die Kardioversion zur Wiederherstellung eines Sinusrhythmus ist eine der wichtigsten Maßnahmen. In der Regel wird sie unter Antikoagulation mit Heparin und einem Vitamin-K-Antagonisten (VKA) durchgeführt, um Schlaganfälle und Embolien zu verhindern. Nach Post-hoc-Analysen der großen Studien RE-LY, ROCKET-AF, ARISTOTLE und ENGAGE-AF ist eine Antikoagulation mit neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) bei Kardioversion ebenfalls mit geringen Ereignisraten assoziiert. Auch prospektive Studien mit Rivaroxaban (X-VeRT) und Edoxaban (ENSURE-AF) zeigten im Vergleich zu Heparin/VKA bei Patienten mit Kardioversion ähnliche Wirksamkeit und Verträglichkeit bei niedrigen Ereignisraten.

EMANATE mit Apixaban

Nun wurden in der offenen EMANATE-Studie Wirksamkeit und Verträglichkeit des Faktor-Xa-Hemmers Apixaban (Eliquis®) mit der Standardtherapie aus Heparin und VKA verglichen.

Rund 1500 zuvor nicht antikoagulierte Patienten mit Vorhofflimmern, die für eine rasche Kardioversion innerhalb von 48 Stunden anstanden, wurden eingeschlossen. Randomisiert erhielten sie Heparin und Warfarin (n=747) oder Apixaban (2 × 5 mg/Tag) (n=753), wobei zwei Stunden vor dem Eingriff eine zusätzliche Loading-Dose (10 mg) erlaubt war. Die Nachbeobachtungszeit betrug 30±7 Tage.

In der Kontrollgruppe erlitten sechs Patienten, in der Apixaban-Gruppe kein Patient einen Schlaganfall (p=0,0164). Bei drei Patienten unter Apixaban sowie sechs Patienten unter Heparin/Warfarin trat eine schwere Blutung auf. Zwei Patienten unter Apixaban und ein Patient unter Heparin/Warfarin starben. Insgesamt waren die Komplikationsraten niedrig.

Alternative zu Heparin/VKA

Diskutant Prof. Dr. Jens Nielsen, Aarhus, wies darauf hin, dass die EMANATE-Studie für den Nachweis der Überlegenheit oder der Nichtunterlegenheit nicht ausreichend gepowered war. Hierfür wären rund 50000 Teilnehmer erforderlich gewesen, was in der klinischen Praxis nicht machbar ist. Die Ereignisrate sei ähnlich wie in anderen Studien niedrig gewesen, statistische Vergleiche sollten jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Die explorative Studie weise darauf hin, dass neue Antikoagulanzien eine wertvolle Alternative zu Heparin/VKA bei Patienten mit Vorhofflimmern seien, die sich einer Kardioversion unterziehen.

Quelle

Ezekowitz MD. Apixaban versus Heparin/Vitamin K Antagonist in anticoagulation-naïve patients with atrial fibrillation scheduled for cardioversion: The EMANATE trial. ESC 2017, Barcelona, http://spo.escardio.org/SessionDetails.aspx?eevtid=1220&sessId=22248&_ga=2.49184741.2116124547.1504357720–1595968931.1504357720#.Waq9g8hJa70.

Arzneimitteltherapie 2017; 35(11)