Evidenz – Care – Impact


Highlights vom ASCO-Kongress

Dr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

[Foto: privat]

Evidenz – Care – Impact: Dieser Dreiklang aus Wissenschaft, Patientenversorgung und Einflussnahme beziehungsweise Kommunikation ist das Leitmotiv für die alljährlich in Chicago stattfindende Tagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO). Diesem Anspruch wurde der Kongress – die weltweit größte onkologische Tagung – auch in diesem Jahr voll gerecht.

Wie zu erwarten war, standen Immuntherapeutika, genauer gesagt die PD-1- und PD-Ligand-1-Inhibitoren (Programmed cell death, Programmed cell death-Ligand), im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses (s. z. B. S. 348f.). Die Immuntherapie bedeutet unbestritten einen Fortschritt in der Tumorbehandlung. Nach den großen Erfolgen beim Melanom, Lungenkarzinom und Nierenzellkarzinom wird dieses innovative Therapiekonzept jetzt auch bei allen anderen Tumoren geprüft. Doch nicht alle Tumoren sind so immunogen wie beispielsweise das Melanom, sodass man wohl nicht erwarten kann, dass Checkpoint-Inhibitoren die Prognose bei allen Tumorentitäten wesentlich verbessern. Auch darf man nicht vergessen, dass nur ca. 30 % der Patienten auf eine solche Therapie ansprechen. So steht weiterhin die Frage im Raum: Wie behandeln wir die anderen Patienten? Wesentliche Fortschritte mit diesen Substanzen gibt es aber beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (s. Übersicht S. 330ff.). Hier werden diese Substanzen entweder als Alternative zur oder als Kombinationspartner für die Chemotherapie eingesetzt.

In der Diskussion bleibt das Thema „Biomarker“ für die Immuntherapie. Der Expressionslevel von PD-L1 scheint kein zuverlässiger Prädiktor für das Ansprechen auf diese Therapie zu sein. Stattdessen spricht einiges dafür, dass sich allmählich die Gesamt-Mutationslast (Tumor-Mutation-Burden, TMB) als aussagekräftiger Marker etabliert. Auch hier sind aber noch viele Fragen nicht nur zur Methodik offen.

Dass weniger mehr sein kann, belegt beispielsweise die TAILORx-Studie (s. S. 365f.). Sie konnte zeigen, dass Patientinnen mit einem Mammakarzinom und einem mittleren Rezidiv-Score-Wert bei der Genanalyse von einer adjuvanten Chemotherapie nicht profitieren. Sollte diese neue Erkenntnis umgesetzt werden, könnte man viele Chemotherapien einsparen. Und auch zu Trastuzumab im adjuvanten Setting gibt es neue Daten (S. 367f.). Danach reicht eine 6-monatige Therapie des Antikörpers aus, eine solche war der 12-monatigen Gabe nicht unterlegen. Auch die zur Reduktion der Tumorlast oft vor Einleitung der zielgerichteten Therapie mit Sunitinib durchgeführte Nephrektomie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom bringt für Patienten mit einem intermediären oder schlechten Risiko keinen Benefit (S. 368f.).

Zum Thema „Chemoprävention“ beim Barrettkarzinom der Speiseröhre gibt es erfreuliche Daten, die zeigen, dass man mit einer konsequenten Dauertherapie mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) und Acetylsalicylsäure (ASS) die maligne Entartung verhindern kann.

Die Möglichkeiten der digitalen web-basierten Arzt-Patienten-Kommunikation werden zunehmend auch in der Onkologie eingesetzt. Eine wissenschaftliche Analyse ergab überraschende Ergebnisse. Patienten mit einem Lungenkarzinom, die diese Interaktion nutzten und zwei- bis dreimal wöchentlich ein digitales Self-reporting an ihren behandelnden Arzt gaben, hatten nicht nur eine bessere Lebensqualität, sondern es verbesserte sich auch die Prognose quo ad vitam um sieben Monate. Das ist mehr, als durch manch innovatives Medikament zu erwarten ist.

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