Dr. Stefan Fischer, Stuttgart
Eine schwere Pneumonie wird mit Piperacillin/Tazobactam, Ceftriaxon oder Cefotaxim behandelt. Der Beginn der Therapie erfolgt intravenös. Alternative Antibiotika sind Moxifloxacin und Levofloxacin. Zusätzlich erhält der Patient ein Makrolid für drei Tage. Dadurch wird die 14-Tage-Letalität im Vergleich zu einer Betalactam-Monotherapie gesenkt (Odds-Ratio [OR] 0,42; 95%-Konfidenzintervall 0,18 bis 0,99) [3].
Die Therapiedauer muss aber nicht übermäßig lang gewählt werden, auch bei einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) kann die Therapie nach sieben Tagen beendet werden, wenn der Patient zu diesem Zeitpunkt seit 48 Stunden klinisch stabil ist. Um überlange Antibiotika-Therapien zu vermeiden, sollte das Ende der Behandlung bereits bei ihrem Beginn festgelegt werden. In bestimmten Situationen (Empyem, Abszess, poststenotischer Pneumonie, S.-aureus-Bakteriämie) kann die Behandlung dann immer noch verlängert werden. Sollte sich herausstellen, dass doch keine bakterielle Pneumonie vorliegt, muss an das Absetzen des Antibiotikums gedacht werden.
Tedizolid
Das Oxazolidinon Tedizolid (Sivextro®) hat bei MRSA eine niedrigere minimale Hemmkonzentration als Linezolid. Eine einmalige Gabe am Tag reicht aus. Tedizolid ist für die Behandlung von akuten Haut- und Weichgewebeinfekionen zugelassen, aber eine Studie zu im Krankenhaus erworbenen beziehungsweise Ventilator-assoziierten Pneumonien (HAP/VAP) wird aktuell durchgeführt.
Omadacyclin
Das Breitspektrumantibiotikum aus der Gruppe der Tetrazykline wurde 2018 in den USA für die Therapie der CAP und für akute Hautinfektionen zugelassen. In der Behandlung der Pneumonie war es hinsichtlich der Nebenwirkungen gegenüber Moxifloxacin nicht unterlegen bei weniger Nebenwirkungen [2].
Ceftazidim/Avibactam
Die Kombination (Zavicefta®) wird bei Infektionen mit gramnegativen Erregern mit begrenzten Behandlungsoptionen eingesetzt. Der Carbapenemase-Inhibitor gehört zu einer neuen Klasse und besitzt keine Betalactamstruktur. Die Wirksamkeit wurde bei komplizierten intraabdominalen Infektionen (cIAI: plus Metronidazol vs. Meropenem) und Harnwegsinfektionen (cUTI: vs. Doripenem) gezeigt. Die Zulassung für Pneumonie erstreckt sich auf HAP und VAP.
In der Reprove-Studie konnte bei nosokomialer Pneumonie unter Ceftazidim/Avibactam eine Heilungsrate von 77 versus 78 % unter Meropenem in der klinisch auswertbaren Population erzielt werden [4].
Ceftolozan/Tazobactam
Bei Ceftolozan handelt es sich um ein „verbessertes Ceftazidim“ (plus AmpC, plus Porinverlust, plus Efflux). Allerdings hat es keine gute Wirkung gegen grampositive Bakterien. Tazobactam schützt Ceftolozan vor Hydrolyse durch ESBL (Extended-Spektrum Beta-Lactamasen) der Klasse A. Die Kombination (Zerbaxa®) ist häufig wirksam bei Infektionen mit 4MRGN-Pseudomonas (multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 4 besonders häufig eingesetzte Wirkstoffklassen, vgl. Editorial); aber nicht bei Carbapenemase-Bildnern.
Die Zulassung erstreckt sich auf Harnwegs- und intraabdominelle Infektionen (cUTI und cIAI). In der noch nicht veröffentlichen ASPECT-NP-Studie war Ceftolozan/Tazobactam einer Therapie mit Meropenem bei VAP nicht unterlegen (Gesamtmortalität Tag 28).
Meropenem/Vaborbactam
Die Kombination ist als Vabomere® zur Behandlung der HAP/VAP und weiterer Infektionen zugelassen. Meropenem bindet an PBPs (Penicillin-bindende Proteine) und inhibiert die Zellwandsynthese. Vaborbactam inhibiert Beta-Lactamasen der Ambler-Klassifizierung A und C, aber nicht die Klasse B (Metallo-Beta-Lactamasen). In der Tango-Studie [1] hatte Meropenem/Vaborbactam versus Piperacillin/Tazobactam eine höhere mikrobilogische Eradikationsrate (66,7 vs. 57,7 % bei cUTI).
Fazit
Die aktuellen und bald verfügbaren Arzneimittel können den Bedarf an neuen Antibiotika bei zunehmend bedrohlicher Resistenzlage nur bedingt stillen. Umso wichtiger ist es, dass die vorhandenen Wirkstoffe rational eingesetzt werden. Dazu gehören auch eine nicht übermäßig lange Behandlung und ein sofortiges Absetzen bei Fehlindikation.
Quelle
Dr. Jessica Rademacher, Hannover; „Die schwere Pneumonie – Management 2019“. DGP-Kongress 2019, München, 15. März 2019.
Literatur
1. Kaye KS, et al. Effect of meropenem-vaborbactam vs piperacillin-tazobactam on clinical cure or improvement and microbial eradication in complicated urinary tract infection: the TANGO I randomized clinical trial. JAMA 2018;319:788–99.
2. Stets R, et al. Omadacycline for community-acquired bacterial pneumonia. N Engl J Med 2019;380:517–27.
3. Tessmer A, et al. Impact of intravenous {beta}-lactam/macrolide versus {beta}-lactam monotherapy on mortality in hospitalized patients with community-acquired pneumonia. J Antimicrob Chemother 2009;63:1025–33.
4. Torres A. Ceftazidime-avibactam versus meropenem in nosocomial pneumonia, including ventilator-associated pneumonia (REPROVE): a randomised, double-blind, phase 3 non-inferiority trial. Lancet Infect Dis 2018;18:285–95.
Es stand in der AMT
Neue Antiinfektiva zur Therapie der Pneumonie.
Arzneimitteltherapie 2017;35:429–37.
Arzneimitteltherapie 2019; 37(06):229-247