Dr. Maja M. Christ, Stuttgart
Morbus Parkinson
Die Mehrheit der Parkinson-Patienten ist an einer sporadisch auftretenden Form erkrankt – bei ihnen ist keines der 15 bislang identifizierten beteiligten Gene mutiert. Doch es sind Risiko-Mutationen bekannt, die zur Krankheitsmanifestation beitragen. Etwa 10 % der Parkinson-Patienten in Deutschland haben eine Mutation in dem Glucocerebrosidase(GBA)-kodierenden Gen. Bei ihnen beginnt die Erkrankung früher und verläuft schwerer. In einer Phase-II-Studie untersucht man derzeit den oralen Glucosylceramid(GL-1)-Synthase-Inhibitor Venglustat bei 29 Patienten mit GBA-Mutation. Ein erstes Ergebnis: Die GL-1-Konzentration im Liquor sank innerhalb von vier Wochen dosisabhängig bis 70 % des Ausgangswerts ab. Die ersten klinischen Ergebnisse werden mit Spannung erwartet, so Gasser.
Das LRRK2-Gen kodiert die Leucine-rich-repeat-Kinase 2. In Deutschland liegt es bei nur etwa 1 % der Parkinson-Patienten in mutierter, überaktiver Form vor, in Nordafrika jedoch bei bis zu 30 %. Ein LRRK2-Inhibitor (DNL151) wird aktuell in der Phase-1b-Studie Denali untersucht. Das „small molecule“ soll über eine Hemmung der überaktiven Kinase die Krankheitsprogression verlangsamen. Erste Ergebnisse werden für Anfang 2020 erwartet.
Spinale Muskelatrophie (SMA)
Mit Nusinersen steht seit einigen Jahren ein Antisense-Oligonukleotid zur Behandlung der SMA zur Verfügung. 2019 wurde in den USA das Gentherapeutikum Zolgensma zugelassen – mit etwa 2 Mio. US-Dollar für die Einmaldosis das bislang teuerste Arzneimittel. Für Europa wird ebenfalls die Zulassung erwartet.
Quelle
Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen, Prof. Dr. Thomas Gasser, Tübingen. Fachpressekonferenz im Rahmen des 92. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 27. September 2019, Stuttgart.
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Arzneimitteltherapie 2020; 38(01):47-51