Wissenschaftliche Zeitschriften


Betrüger – Raubtiere – Schwindler

Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Foto: privat 

Die Gesellschaft sowie Wissenschaftler und Ärzte sind auf wissenschaftliche Zeitschriften zur Information und zur Wissensvermehrung angewiesen. Leider gibt es, ähnlich wie in vielen anderen Bereichen, in der Zwischenzeit eine Vielzahl von betrügerischen wissenschaftlichen Zeitschriften, die nur dem Zweck dienen, Geld zu kassieren. Diese sogenannten Raubtier-Zeitschriften (Predator-Journals) versprechen eine rasche Publikation gegen einen finanziellen Beitrag, der meist zwischen 500 und 5000 US-Dollar liegt. Die Zeitschrift Economist ist in der Ausgabe vom 30. Mai 2020 auf dieses Phänomen näher eingegangen.

Seit 1960 hat die Zahl akademischer Zeitschriften von 1500 auf 30 000 zugenommen. Im Bereich der Gesundheitsforschung gibt es 5800 überwiegend seriöse Zeitschriften, aber auch 4400 Raubtier-Zeitschriften. Die meisten dieser Zeitschriften erscheinen in Nigeria, Indien und China. Bei vielen Zeitschriften ist allerdings nicht zu ersehen, in welchem Land sie erscheinen. Wie können nun diese Raubtier-Zeitschriften erkannt werden? Die meisten von ihnen publizieren gar keine Artikel. Es gibt keinen Herausgeber und kein Herausgebergremium (editorial board). Selbst wenn dieses angegeben wird, wissen die Ärzte und Wissenschaftler, die im Board aufgelistet sind, nichts von ihrer vermeintlichen Funktion. Die entsprechenden Zeitschriften behaupten, ein Peer-Review-System zu haben, wobei dieses in Wirklichkeit aber nicht existiert. Als Lockangebot versprechen die Zeitschriften, ein eingereichtes Manuskript innerhalb kürzester Zeit zu publizieren. In diesen kurzen Zeitabständen wäre allerdings ein Peer-Review gar nicht durchzuführen. Häufig werden auch falsche Angaben zu einer Listung in Pubmed oder einem anderen Index gemacht. Man könnte nun leichtfertig unterstellen, dass jemand, der bei einer solchen Zeitschrift ein Manuskript einreicht, selbst schuld ist, wenn er finanziell ausgebeutet wird. Die größere Gefahr liegt jedoch darin, dass unseriöse Studien oder zum Teil sogar gefälschte Daten in diesen Zeitschriften publiziert und dann die Ergebnisse über das Internet kommuniziert werden. Dies kann maßgeblich zur Verbreitung von falschen Informationen und von Verschwörungstheorien führen.

Die Arzneimitteltherapie ist eine seriöse wissenschaftliche Zeitschrift und Sie werden bei uns nur Referate von Artikeln finden, die in hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert wurden. Unser Appell an Sie ist, bei verdächtigen wissenschaftlichen Meldungen im Internet immer zu prüfen, ob die Zeitschrift, in der diese Meldung aufgetaucht ist, seriös ist oder zur großen Gruppe der Raubtier-Zeitschriften gehört.

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