Dr. Annette Junker, Wermelskirchen
Bei Patientinnen mit Ovarialkrebs verkürzt sich die Zeit bis zu einem erneuten Rezidiv kontinuierlich mit jeder Nachfolgetherapie. Nach dem zweiten Rückfall betrug das mediane progressionsfeie Überleben (PFS) bislang nur noch etwa sechs Monate. Trotz einer großen Zahl von Studien gab es in den letzten beiden Dekaden nur begrenzte Erfolge zu verzeichnen. Das Ziel von Erhaltungstherapien für diese Patientinnen muss eine Verlangsamung der Krankheitsprogression, eine Symptomkontrolle und möglichst eine Überlebensverlängerung sein.
Der PARP-Inhibitor Olaparib ist in Deutschland und mehreren anderen Ländern bereits als Erhaltungstherapie für Patientinnen mit Platin-sensitiven rezidivierenden Ovarialkarzinomen unabhängig von ihrem BRCA-Mutationsstatus zugelassen und seit Juni 2019 auch zur Erhaltungstherapie in der Erstlinientherapie nach Ansprechen auf eine Platin-haltige Therapie bei Patientinnen mit BRCA-Mutation und neu diagnostiziertem Ovarialkarzinom.
Die SOLO2-Studie
Die Studie (Tab. 1) rekrutierte Teilnehmerinnen von September 2013 bis November 2014. Es handelte sich um Patientinnen mit einer BRCA1/2-Mutation und rückfälligen, Platin-sensitiven Ovarialkarzinomen, die bereits zwei oder mehr Therapielinien erhalten hatten.
Tab. 1. Studiendesign SOLO2 [2]
Erkrankung |
Ovarialkarzinom |
Studientyp/Design |
Randomisiert, doppelblind, Phase III |
Patienten |
Patientinnen mit einer BRCA1/2-Mutation und rückfälligen Platin-sensitiven Ovarialkarzinomen, die bereits zwei oder mehr Therapielinien erhalten hatten |
Intervention |
|
Primärer Endpunkt |
Progressionsfreies Überleben |
Sponsor |
AstraZeneca |
Studienregisternummer |
NCT 01874353 |
Sie wurden 2 : 1 randomisiert und erhielten dann entweder
- eine Olaparib(OLA)-Erhaltungstherapie (300 mg 2-mal täglich) oder
- Placebo (PBO).
In der ersten Analyse hatte sich bei diesen Patientinnen schon gezeigt, dass diese Erhaltungstherapie im Vergleich zu PBO zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) um 13,6 Monate führte (Hazard-Ratio [HR] 0,30; p < 0,0001). Die Lebensqualität blieb erhalten [2, 3].
Einer der sekundären Studienendpunkte war das Gesamtüberleben (OS). Diese Analyse war geplant nach dem Abschluss von 60 % der Daten, sprich etwa 177 Todesfällen.
Längeres Gesamtüberleben
Nach einem medianen Follow-up von insgesamt 65 Monaten zeigte diese Gesamtanalyse des medianen Überlebens im Februar 2020 einen deutlichen Langzeitvorteil von 12,9 Monaten für die Patientinnen im OLA-Arm (51,7 vs. 38,8 Monate) mit einem HR von 0,74 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,54–1,00; p = 0,0306) (Abb. 1) [1]. Dieser Unterschied zeigte sich, obwohl 38 % der Patientinnen, die unter PBO progredient geworden waren, noch in den OLA-Arm gewechselt hatten.

Abb. 1. SOLO2: In der finalen Analyse der Studie zeigte sich für die Patientinnen, die eine Olaparib-Erhaltungstherapie bekommen hatten, eine Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens um 12,9 Monate [1]
Nach fünf Jahren lebten noch 42 % der Patientinnen, die mit Olaparib behandelt worden waren, aber nur noch 33 % im PBO-Arm. 22 % der Patientinnen erhielten mindestens fünf Jahre lang die OLA-Erhaltungstherapie.
Die Zeit bis zu notwendigen Nachfolgetherapien war im Vergleich zu PBO ebenfalls länger im OLA-Arm (27,4 vs. 7,2 Monate; HR 0,37; p < 0,0001).
Sicherheit
Die Langzeitverträglichkeit der Patienten unter der Olaparib-Erhaltung war generell gut und entsprach den schon vorher publizierten Daten [3]. In der finalen Analyse fiel allerdings auf, dass es bei 8 % vs. 4 % der Patientinnen (OLA vs. PBO) zu Fällen von myelodysplastischem Syndrom/akuter myeloischer Leukämie gekommen war. Inwieweit das mit der Studienmedikation oder auch den Platin-Vortherapien oder anderen denkbaren Risikofaktoren zusammenhängt, sollte nach Ansicht der Studienautoren weiter erforscht werden.
Literatur
1. Poveda A, et al. Final overall survival (OS) results from SOLO2/ENGOT-ov21: A phase III trial assessing maintenance olaparib in patients (pts) with platinum-sensitive, relapsed ovarian cancer and a BRCA mutation. J Clin Oncol 2020;38(Suppl): Abstr 6002.
2. Pujade-Lauraine E, et al. Olaparib tablets as maintenance therapy in patients with platinum-sensitive, relapsed ovarian cancer and a BRCA1/2 mutation (SOLO2/ENGOT-Ov21): a double-blind, randomised, placebo-controlled, phase 3 trial Lancet Oncol 2017;18:1274–84.
3. Friedlander M, et al. Health-related quality of life and patient-centred outcomes with olaparib maintenance after chemotherapy in patients with platinum-sensitive, relapsed ovarian cancer and a BRCA1/2 mutation (SOLO2/ENGOT Ov-21): a placebo-controlled, phase 3 randomised trial Lancet Oncol 2018;19:1126–34.
Arzneimitteltherapie 2020; 38(10):425-432