COVID-19 und Pharmakotherapie


Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Gerd Laux, Soyen/München

[Foto: privat]

Die Corona-Pandemie ist das dominierende, zentrale Thema der aktuellen Medizin und Gesundheitspolitik. Neben der Entwicklung von Impfstoffen steht die Suche nach effektiven Pharmakotherapeutika im Mittelpunkt.

Fast endlos ist die Berichterstattung, in Interviews und Talkshows werden permanent Statistiken mit zum Teil fragwürdigen Zahlen gesendet, semi-spekulative Prognosen aufgestellt. Tatsächlich sind zentrale Fragen wie Übertragungswege/Hotspot-Risikoareale, Zuverlässigkeit von Corona-Schnelltests, Zusammenhang Antikörpernachweis und Immunität, Dauer einer Immunität, evaluierte Wege zur Erreichung einer kontrollierten Herdenimmunität wissenschaftlich unklar und unbeantwortet. Auch bleibt abzuwarten, wie gentechnische Impfstoffe durch eine ökologisch geprägte Gesellschaft akzeptiert werden.

Es verwundert, dass kaum Berichte über laufende kontrollierte Studien zur Pharmakotherapie in den deutschen Medien zu finden sind (Deutsches Ärzteblatt, Presse). Hervorzuheben ist deshalb die Übersicht zu den Ergebnissen antiviraler COVID-19-Studien der internationalen, englischsprachigen Literatur von Diener (S. 509f.).

Psychische Belastungen durch die COVID-19-Pandemie werden zunehmend thematisiert: Die pandemische Stressreaktion führe zu erhöhten Belastungen durch Angst und Depression, auch mit erhöhten Suizidraten müsse gerechnet werden. Es bestehe dringender Forschungsbedarf an den bio-psychosozialen Folgen und Auswirkungen von Isolationsmaßnahmen. Mir sind bislang keine Daten und Studien zum Einsatz von Antidepressiva bei Patienten mit Corona-Infektion bzw. -Erkrankung bekannt. Gibt es krankheitsstadienabhängig pharmakokinetische, pharmakodynamische Unterschiede? Wann ist klinisch mit einem Wirkungseintritt zu rechnen? Wie sind Interaktionen mit den zu Corona-Therapie verordneten Medikamenten? Hintergrund wäre zusätzlich der Befund, dass Fluoxetin in niedrigen Dosen in vitro SARS-CoV-2 hemmt … Sind hierzu klinische Studien zumindest in Vorbereitung?

Aus aktuellem Anlass der COVID-19-Pandemie ist das Thema Drug-Repurposing aktueller denn je. Balzulat und Schmidtko, Frankfurt am Main, führen in ihrer Übersicht ab S. 504 aus, dass die De-novo-Entwicklung neuer Wirkstoffe mit enormen Kosten, Risiken und hohem Zeitaufwand verbunden ist (Milliarden Euro, 10 bis 15 Jahre, Erfolgswahrscheinlichkeit unter 5 %). Investitionen in Forschung und Entwicklung sind somit oft unrentabel. Deshalb findet die Strategie, neue Indikationen für etablierte Wirkstoffe zu finden, zunehmend Anwendung – allerdings existieren vor allem noch regulatorische Hürden.

Es besteht die Gefahr, dass Corona die Therapie wichtiger schwerer anderer Krankheiten in den Hintergrund oder Vergessenheit drängt. Im aktuellen Heft geben Laux und Dietmaier ein Update zur Pharmakotherapie der Schizophrenie (S. 492ff.).

Von den Kurzberichten seien vor allem die zur Migränetherapie, zu Epilepsien bei Patienten mit Hirntumoren und zu Edoxaban bei Vorhofflimmern empfohlen.

Da keine Präsenzveranstaltungen stattfinden, ist Zeit für die Lektüre zu Hause – wir wünschen unseren Lesern hierzu eine gute, gesunde Zeit.

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