Retrospektive Studie

Nichtsteroidale Antirheumatika und zerebrale Blutungen


Prof. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika führt nicht zu einem erhöhten Risiko intrazerebraler Blutungen.

Nichtsteroidale Antirheumatika werden häufig zur Behandlung von Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen eingenommen. Die wichtigste Nebenwirkung sind gastrointestinale Blutungen. Diese entstehen durch die reduzierte Synthese von Prostaglandinen in der gastrointestinalen Mukosa und durch eine Hemmung der Plättchenaggregation. Daher wäre es theoretisch möglich, dass nichtsteroidale Antirheumatika auch zu einem erhöhten Risiko zerebraler Blutungen führen. Dänische Autoren nutzten für eine Analyse das Krankenhausregister des Landkreises Nordjütland in Dänemark. Im Zeitraum zwischen 1991 und 1999 wurden 912 Fälle einer ersten zerebralen Blutung identifiziert. Als Kontrolle dienten 9 059 geschlechts- und altersgematchte Personen ohne eine solche Blutung. Da in Dänemark alle Rezepte zentral gespeichert werden, war es möglich, für Patienten und Kontrollen zu ermitteln, ob und welche nichtsteroidalen Antirheumatika eingenommen worden waren. Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen konnten, wie Hypertonie, chronischer Alkoholmissbrauch, Leberzirrhose, Diabetes mellitus, die Einnahme von Acetylsalicylsäure oder oralen Antikoagulanzien, wurden erfasst und korrigiert. Der Einnahmezeitraum der nichtsteroidalen Antirheumatika wurde in Perioden von 30, 60 oder 90 Tagen vor der Blutung berechnet. Ein Vergleich der 912 Patienten mit zerebralen Blutungen und der 9 059 Kontrollen zeigte bei den Patienten mit Blutungen häufiger das Vorhandensein einer Hypertonie, eines Diabetes mellitus, eines Alkoholmissbrauchs und einer Leberzirrhose. Patienten mit zerebralen Blutungen nahmen auch häufiger Acetylsalicylsäure oder orale Antikoagulanzien ein. Die um die anderen Faktoren korrigierten Odds-Ratios für die Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika in den 30, 60 oder 90 Tagen vor der Blutung ergaben aber kein signifikant höheres Risiko für eine zerebrale Blutung nach Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika. Dies galt über alle Altersstufen hinweg für beide Geschlechter sowie für das Vorhandensein oder Fehlen einer arteriellen Hypertonie oder bei Einnahme von Antihypertonika.

In vielen europäischen Ländern, so in Großbritannien, Schweden oder Dänemark, können wichtige medizinische Sachverhalte anhand populationsbezogener Daten und Krankenhausregister oder Verschreibungsdaten geklärt werden. Im vorliegenden Fall war es möglich, bei Patienten mit zerebralen Blutungen und Kontrollpersonen die vorherige Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika zu erfassen und mit dem Risiko einer zerebralen Blutung zu korrelieren. Die Untersuchung zeigt eindeutig, dass die regelmäßige Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika nicht zu einem erhöhten Risiko für zerebrale Blutungen führt.

Quelle

Johnsen SP, et al. Nonaspirin nonsteroidal anti-inflammatory drugs and risk of hospitalization for intracerebral hemorrhage. A population-based case-control Study. Stroke 2003;34:387-91.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(08)