NMDA-Antagonist

Memantin bei vaskulärer Demenz


Prof. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Memantin (z. B. Ebixa®) verlangsamt im Vergleich zu Plazebo die Abnahme kognitiver Funktionen bei Patienten mit vaskulärer Demenz.

Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Erkrankung die zweithäufigste Ursache einer Demenz. Die meisten therapeutischen Studien, die bisher bei dieser Form der Demenz durchgeführt wurden, erfüllen nicht die Kriterien eines modernen Studiendesigns. Belegt ist bisher in größeren Studien nur die Wirksamkeit von Cholinesterase-Hemmern. In der vorliegenden Studie wurde erstmals mit einem modernen Studiendesign die Wirkung des NMDA-Antagonisten Memantin bei Patienten mit vaskulärer Demenz untersucht.

In der doppelblinden, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Parallelgruppenstudie erhielten die Patienten entweder 20 mg Memantin oder Plazebo über 28 Wochen. Eingeschlossen wurden Patienten mit wahrscheinlich vaskulärer Demenz und Werten auf der Mini-Mental-Skala zwischen 10 und 22. Der primäre Endpunkt waren Werte auf der Alzheimer Disease Assessment Scale-Cognitive Subscale (ADAS-cog) und der Clinical Global Impression of Change (CGI-C). 579 Patienten wurden randomisiert und von 548 Patienten waren mindestens einmalig Messwerte nach der Randomisierung verfügbar. Das mittlere Alter der Patienten betrug 77 Jahre und der Mini-Mental-Wert zu Beginn der Behandlung lag in beiden Gruppen bei 17,6.

Über 28 Wochen hinweg verschlechterte sich der ADAS-cog-Wert in der Plazebo-Gruppe um 2,28 Punkte und in der Memantin-Gruppe um 0,53. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Beim klinischen Gesamteindruck(CGI-C-Skala) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Memantin wurde gut vertragen. Die einzige Nebenwirkung, die unter Memantin etwas häufiger war, war Schwindel.

Es gibt zwei Studien, in denen Memantin bei Patienten mit wahrscheinlicher vaskulärer Demenz untersucht wurde. In beiden Studien wurden die kognitiven Einschränkungen durch Memantin besser beeinflusst als die Alltagskompetenz. Eine Schwierigkeit dieser Studien mag daran liegen, dass dieselben Messinstrumente verwendet werden wie für Studien bei Alzheimer-Demenz, obwohl die neuropsychologischen Defizite nicht identisch sind mit denen bei Alzheimer-Krankheit. Leider fehlen bisher noch spezifische Instrumente für Patienten mit vaskulärer Demenz.

Memantin wird sehr gut vertragen und hat weniger Nebenwirkungen als Cholinesterase-Hemmer. Für Patienten mit Alzheimer-Demenz liegt in der Zwischenzeit auch eine Zulassung vor.

Quelle

Wilcock G, et al. on behalf of the MMM 500 group. A double-blind, placebo-controlled multicentre study of memantine in mild to moderate vascular dementia (MMM500). Int Clin Psychopharmacol 2002;17:297-305.

Arzneimitteltherapie 2003; 21(08)