Hypercholesterolämie

Stärkerer HDL-Anstieg mit Simvastatin als mit Atorvastatin


Dr. Barbara Kreutzkamp, München

Bei Patienten mit Hypercholesterolämie bessert Simvastatin (Zocor®) die HDL-Cholesterol- und Apo-A-1-Werte signifikant stärker als Atorvastatin (Sortis®).

Patienten mit niedrigen HDL-Cholesterol-Werten profitieren von einer lipidmodifizierenden Therapie sowohl bei der Primär- als auch bei der Sekundärprävention KHK-assoziierter Ereignisse. Dabei scheinen Veränderungen der Konzentration von Apolipoprotein A-1 (Apo A-1) sowie von HDL-Cholesterol die besten Marker für die Vorhersage eines koronaren Ereignisses zu sein.

CSE-Hemmer (Statine) haben auf die beiden Marker unterschiedlich starken Einfluss. So war Simvastatin in einer Studie in der Dosierung von 40 oder 80 mg Atorvastatin (40 mg, 80 mg) in dieser Hinsicht überlegen. Allerdings befanden sich in der Studie nur wenige Patienten mit niedrigem HDL-Cholesterol-Wert oder mit metabolischem Syndrom. In einer weiteren Studie wurde der Effekt der beiden CSE-Hemmer bei diesen Patienten auf die Parameter Apo A-1 und HDL-Cholesterol mit den Maximaldosen der CSE-Hemmer überprüft, um auch die Sicherheit besser abschätzen zu können. Einbezogen in die multizentrische, randomisierte doppelblinde Studie waren 917 Patienten mit einer Hypercholesterolämie, mit oder ohne koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus oder metabolischem Syndrom. Sie erhielten einmal täglich 80 mg Simvastatin oder 80 mg Atorvastin. Die Werte von HDL-Cholesterol und Apo A-1 wurden nach 6, 12, 18 und 24 Wochen überprüft. Vorher festgelegte Subgruppenanalysen betrafen Patienten mit niedrigen HDL-Spiegeln zu Therapiebeginn (< 40 mg/dl) und mit einem metabolischen Syndrom.

Beide Zielparameter wurden durch Simvastatin zu allen Untersuchungszeitpunkten signifikant stärker gebessert als durch Atorvastatin. Nach 24 Wochen hatte das HDL-Cholesterol mit Simvastatin um 8,3 % zugenommen im Vergleich zu 4,2 % mit Atorvastatin (p < 0,001) und das Apo A-1 um 3,7 % im Vergleich zu –1,4 % (p < 0,001). Die Unterschiede waren auch bei Patienten mit niedrigen HDL-Cholesterol-Ausgangswerten sowie bei einem metabolischen Syndrom feststellbar.

Unter Atorvastatin ergaben sich stärkere Absenkungen beim LDL-Cholesterol und bei den Triglyceriden.

Erhöhungen der Alaninaminotransferase (ALT) über den dreifachen oberen Normwert traten bei signifikant weniger Patienten mit Simvastatin als mit Atorvastatin auf (0,4 % vs. 2,8 %, p = 0,007). Die Erhöhung war bei Frauen häufiger als bei Männern (5,3 % Atorvastatin vs. 0,5 % Simvastatin). Bei anderen Nebenwirkungen (z. B. gastrointestinale Beschwerden) und Sicherheitsparametern (z. B. Creatinkinase) ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Medikationen.

Der Unterschied in der Erhöhung des HDL-Cholesterol und Apo A-1 ist bemerkenswert, wobei die molekularbiologischen Ursachen noch nicht geklärt sind. Da beide Parameter als prognostisch bedeutsam für ein koronares Ereignis gelten, müssten prospektive Studien zur Relevanz dieser Unterschiede für kardiovaskuläre Ereignisse durchgeführt werden. Epidemiologische Studien lassen den Schluss zu, dass mit dem Anstieg des HDL-Cholesterols um 1 mg/dl das Risiko für ein KHK-Ereignis jeweils um 2 % bei Männern und um 3 % bei Frauen gesenkt wird.

Quelle

Ballantyne CM, et al. Effect of high-density lipoprotein cholesterol of maximum dose simvastatin and atorvastatin in patients with hypercholesterolemia: results of the comparative HDL efficacy and safety study (CHESS). Am Heart J 2003;146:862–9.

Arzneimitteltherapie 2004; 22(06)