Malignes Lymphom, Pankreas, Magen-Karzinom

Neue Indikationen für Oxaliplatin?


Dr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Beim kolorektalen Karzinom ist der Einsatz des modernen Platinderivats Oxaliplatin (Eloxatin®) insbesondere in der palliativen Situation etabliert. Ob diese Substanz auch in der Therapie anderer Platin-sensibler solider und hämatologischer Tumoren einen Stellenwert hat, wird zurzeit im Rahmen klinischer Studien überprüft. Die ersten Studienergebnisse wurden im Rahmen eines Satellitensymposiums der Firma Sanofi-Synthelabo beim deutschen Krebskongress Ende Februar in Berlin präsentiert.

Seit etwa 30 Jahren sind Platinverbindungen ein unverzichtbarer Bestandteil vieler Chemotherapiekonzepte. Nach Cisplatin (z. B. Platinex®) und Carboplatin (z. B. Carboplat®) steht mit Oxaliplatin (Eloxatin®) eine Substanz zur Verfügung, die durch gute Wirksamkeit und günstiges Toxizitätsprofil charakterisiert ist. Bei der palliativen Therapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms ist Oxaliplatin bereits zugelassen und im klinischen Alltag etabliert. Erste Studienergebnisse sprechen dafür, dass Oxaliplatin auch bei anderen Platin-sensiblen soliden oder hämatologischen Tumoren wirksam ist.

Indolentes malignes Lymphom

Die diffus großzelligen Lymphome sind durch ein sehr aggressives Wachstum charakterisiert. Diese hohe Wachstumsrate macht sie Chemotherapie-sensibel, so dass sie prinzipiell heilbar sind. Der bisherige Goldstandard bei der Behandlung dieser aggressiven Lymphome ist das CHOP-21-Schema.

Durch die zusätzliche Gabe des monoklonalen Antikörpers Rituximab (MabThera®) kann die Prognose dieser Patienten weiter verbessert werden. Bei einem Rezidiv hat sich eine Kombinationstherapie mit Cytarabin (z. B. Udicil®) und Cisplatin etabliert. Sie ist jedoch insbesondere bei älteren Patienten nierentoxisch. In neueren Phase-II-Studien wurde deshalb Cisplatin durch Oxaliplatin ersetzt. Dadurch konnte die Nephrotoxizität der Behandlung deutlich reduziert werden bei einer Ansprechrate von über 50 %.

Follikuläres Lymphom

Das follikuläre Lymphom ist durch einen relativ indolenten, aber häufig rezidivierenden Verlauf gekennzeichnet und deshalb nicht heilbar. Initial ist die Behandlung mit Alkylanzien weiterhin Standard. Im Falle eines Rezidivs besteht jedoch ein Bedarf an neuen Substanzen, die keine Kreuzresistenz mit diesen Alkylanzien zeigen. In entsprechenden Phase-II-Studien zeigten Oxaliplatin und Gemcitabin (Gemzar®) in der Monotherapie indolenter Lymphome die höchsten Ansprechraten bei einem Rezidiv. Das günstige Nebenwirkungsprofil und der synergistische Wirkungsmechanismus waren die Rationale, die Kombination Gemcitabin plus Oxaliplatin im Rahmen klinischer Studien einzusetzen. Dabei konnten Ansprechraten von etwa 60 % dokumentiert werden.

Pankreas-Karzinom

Auch bei der Behandlung des nicht operablen Pankreas-Karzinoms besteht Handlungsbedarf. Bei etwa 70 % der betroffenen Patienten finden sich zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits Metastasen. Der bisherige Standard für die Palliation ist die Gemcitabin-Monotherapie. Darunter beträgt die mittlere Überlebensrate 5,6 Monate und die 1-Jahresüberlebensrate 18 %. Erste Studienergebnisse weisen darauf hin, dass auch hier durch die Kombination Gemcitabin plus Oxaliplatin eine höhere
1-Jahresüberlebensrate erreicht werden könnte. Für diese Kombination sprechen die hohe Einzelaktivität beider Substanzen, ihre komplementären Wirkungsmechanismen, das unterschiedliche Resistenzmuster und das günstige Nebenwirkungsprofil.

Magen-Karzinom

Die bisher eingesetzten Chemotherapie-Schemata beim fortgeschrittenen inoperablen Magen-Karzinom zeigen nur geringe Remissionsraten. Außerdem ist die Ansprechdauer kurz, und die Therapie-Schemata sind sehr aufwendig und toxisch. Auch bei dieser Indikation gibt es erste Studienergebnisse mit der Kombination Fluorouracil (z. B. Fluorouracil-Generika) plus Oxaliplatin. So konnte in einer französischen Studie eine Ansprechrate von 45 % und eine mittlere Überlebensdauer von 8,6 Monaten dokumentiert werden. Damit erwies sich diese Kombination als genauso effektiv wie das etablierte ECF-Schema (Epirubicin, Cisplatin, Fluorouracil), das wegen seiner schlechten Verträglichkeit jedoch kaum Akzeptanz findet.

Quelle

Priv.-Doz. Martin Dreyling, München, Prof. Wolfgang Fleig, Halle-Wittenberg, Dr. Florian Lordick, München. Satellitensymposium „Aktuelle Entwicklungen in der Therapie Platin-sensibler Tumoren“, veranstaltet von der Fa. Sanofi-Synthelabo im Rahmen des Deutschen Krebskongresses, Berlin, 28. Februar 2004.

Arzneimitteltherapie 2004; 22(08)