Diskussionsforum ArzneimitteltherapiePetro E. Petrides, München

Anagrelid zur Behandlung der primären Thrombozythämie

Pharmakologie und klinische Anwendung

Seit dem ersten Bericht über seine Wirksamkeit im Jahre 1988 hat sich Anagrelid als Substanz zur Behandlung primärer Thrombozythämien etabliert. Anagrelid wirkt selektiv auf Megakaryozyten und führt bei über 80 % der Patienten zu einer Normalisierung der Thrombozyten-Werte. Eine Reihe nicht kontrollierter klinischer Studien hat die Wirksamkeit belegt und zur Zulassung der Substanz in den USA und verschiedenen Ländern der EU geführt. Anagrelid senkt nicht nur die Thrombozyten, sondern reduziert auch thromboembolische Komplikationen. Bei einschleichender Dosierung wird die Substanz gut toleriert, bei Langzeitanwendung (länger als acht Jahre) ist sie nicht leukämieerregend. Vorsicht ist beim Einsatz von Anagrelid bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren geboten. Wie sicher und effektiv Anagrelid im Vergleich mit Hydroxyharnstoff ist, wird gegenwärtig in einer prospektiven, randomisierten Phase-III-Studie, in der beide Substanzen direkt miteinander verglichen werden, ermittelt (ANAHYDRET-Studie). Arzneimitteltherapie 2004;22:225-35.

Diskussionsforum ArzneimitteltherapieWolfram Keup, Pöcking bei Starnberg

Zolpidem und Zopiclon

Missbrauchs-Verschleppung von Benzodiazepin-Derivaten vermeiden

Zopiclon ist seit November 1991, Zolpidem seit 1992 auf dem deutschen Markt. Nach fünf Jahren Markterprobung ergaben die Missbrauchs-Zahlen des Frühwarnsystems Sucht (FWS) für die neuen Substanzen im Vergleich mit den Benzodiazepin-Hypnotika günstige Daten [3]. Wegen der niedrigen Missbraucher-Zahlen der neuen Präparate, an sich ein positiver Tatbestand, war das Verhältnis in manchen Punkten noch nicht sicher zu beurteilen.
Arzneimitteltherapie 2004;22:236-8.

ÜbersichtHans Christoph Diener, Essen*

Kopfschmerzen

Was gibt es 2004 Neues?

Neue wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse zur Pathophysiologie und Genetik von Kopfschmerzerkrankungen haben zur Etablierung neuer Tiermodelle und zur Entwicklung neuer Substanzen zur Therapie und Prophylaxe geführt. In dieser Übersicht sind neue Erkenntnisse und Studien zu Kopfschmerzen und ihrer Therapie zusammengefasst.
Arzneimitteltherapie 2004;22:239-45.

ConsensusDr. Barbara Bornkessel, Bremen

Behandlung der Candidose

Zusammenfassung der aktuellen Leitlinien der Infectious Diseases Society of America (IDSA)

Die zunehmende Verbreitung von Candida-non-albicans-Spezies, die teilweise gegenüber herkömmlichen Antimykotika nicht mehr voll sensibel sind, und die Entwicklung neuartiger Antimykotika haben die Infectious Diseases Society of America veranlasst, neue Empfehlungen zur Behandlung der Candidose zu erarbeiten. Publiziert wurde die aktuelle IDSA-Leitlinie in Clinical Infectious Diseases 2004;38:161-89, im Internet kann sie abgerufen werden unter www.journals.uchicago.edu/CID/journal/issues/v38n2/32301/32301.html.
Arzneimitteltherapie 2004;22:246-9.

Informationsforum ArzneimitteltherapieProf. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Klinische Praxis

Antikoagulation zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern

In einer großen Beobachtungsstudie an Patienten mit Vorhofflimmern konnte gezeigt werden, dass durch eine konsequente orale Antikoagulation das Schlaganfallrisiko deutlicher gesenkt werden kann als durch keine Therapie.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. med. Annette Schlegel, Stuttgart

Koronardilatation

Abciximab zusätzlich zu ASS und Clopidogrel

Bei Patienten, deren Risiko für ischämische Komplikationen bei interventionellen Eingriffen als niedrig bewertet wird, reicht die Behandlung mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel aus. Hochrisikopatienten profitieren von der zusätzlichen Gabe eines Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Barbara Kreutzkamp, München

Arzneimittelinteraktionen

Häufigkeit in retrospektiven Analysen stark von Erhebungsmethode abhängig

Ärztliche Verordnungen von Medikamenten, die interagieren können, lassen sich nicht vermeiden. Nach einer großen retrospektiven Computer-gestützten Analyse von Rezepten nach speziellen Filterkriterien mit Bewertung durch klinische Pharmazeuten traten klinisch relevante Interaktionen bei 0,04 % der Verordnungen auf.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Barbara Bornkessel, Bremen

Invasive Mykosen

Caspofungin bei Intensivpatienten

Intensivmedizinisch behandelte Patienten mit invasiven Mykosen haben eine schlechte Prognose. Besondere Erwartungen werden daher an den Einsatz des neuartigen Breitspektum-Antimykotikums Caspofungin (Cancidas®) geknüpft, das wirksam und durch den selektiven Wirkungsmechanismus gut verträglich ist, so die Botschaft eines Satellitensymposiums der Firma MSD Sharp & Dohme im Februar 2004 in Bremen.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Gastrales MALT-Lymphom

Optimale Therapieplanung erfordert Staging

Eine Helicobacter-pylori-Infektion ist für die Pathogenese gastraler MALT-Lymphome von Bedeutung. Im Frühstadium der Erkrankung kann durch eine Eradikation bei vielen Patienten eine komplette Remission erreicht werden, bei Non-Respondern kommen Strahlentherapie und in fortgeschrittenen Stadien Nucleosidanaloga in Betracht.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Malignes Lymphom, Pankreas, Magen-Karzinom

Neue Indikationen für Oxaliplatin?

Beim kolorektalen Karzinom ist der Einsatz des modernen Platinderivats Oxaliplatin (Eloxatin®) insbesondere in der palliativen Situation etabliert. Ob diese Substanz auch in der Therapie anderer Platin-sensibler solider und hämatologischer Tumoren einen Stellenwert hat, wird zurzeit im Rahmen klinischer Studien überprüft. Die ersten Studienergebnisse wurden im Rahmen eines Satellitensymposiums der Firma Sanofi-Synthelabo beim deutschen Krebskongress Ende Februar in Berlin präsentiert.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten

Leitlinien zur Therapie des akuten Koronarsyndroms

Vor kurzem wurden Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zu Diagnose und Therapie des akuten Koronarsyndrom veröffentlicht, welche die europäischen Empfehlungen ergänzen und sie auf die spezifisch deutschen Verhältnisse anpassen. Die Stellung der Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten in diesen Leitlinien wurde im Rahmen eines von der Firma MSD unterstützen Symposiums beim Kardiologenkongress im April 2004 in Mannheim diskutiert.