Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart
Taxane haben sich in der Behandlung des Mammakarzinoms etabliert. Sowohl für Paclitaxel (z. B. Taxol®) als auch für Docetaxel (Taxotere®) liegen Daten aus klinischen Studien vor, die bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom eine Wirksamkeit zeigten. In der Tax-311-Studie wurden beide Taxane direkt miteinander verglichen. In die randomisierte, kontrollierte, multizentrische, offene Phase-III-Studie wurden 449 Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in 53 Behandlungszentren in den USA und Kanada aufgenommen. Einschlusskriterien waren ein metastasiertes oder lokal fortgeschrittenes Mammakarzinom und eine Anthracyclin-Vortherapie, entweder als First-Line-Therapie oder als adjuvante, präoperative Behandlung mit Rezidiv innerhalb von 12 Monaten. Ferner durften die Patientinnen bisher nicht mit Taxanen behandelt worden sein und keine Neuropathie Grad 2 aufweisen. Randomisiert erhielten sie alle drei Wochen Docetaxel 100 mg/m² oder Paclitaxel 175 mg/m². Die Therapie wurde bis zur Progression oder bis zum Therapieabbruch fortgeführt. Die Patientinnen erhielten prophylaktisch keine Wachstumsfaktoren oder Antibiotika. Primärer Endpunkt der Studie war das Ansprechen auf die Behandlung und die Verträglichkeit. Sekundäre Endpunkte waren Ansprechdauer, Zeit bis zur Progression, Gesamtüberleben und Lebensqualität.
Zwischen Oktober 1994 und Oktober 2001 wurden 449 Frauen in die Studie eingeschlossen, und zwar 225 in den Docetaxel-Arm und 224 in den Paclitaxel-Arm. Für die Wirksamkeitsparameter waren in der Docetaxel-Gruppe 189 Frauen und in der Paclitaxel-Gruppe 205 Frauen auswertbar. Das Lebensalter lag zwischen 22 und 93 Jahren, die Studie erfasste also nahezu alle Altersgruppen. 94 % litten unter metastasiertem Mammakarzinom. Es handelte sich um prognostisch ungünstige Fälle. 60 % der Patienten erhielten das Taxan als Second-Line-Therapie.
Im Median hatten die Frauen in der Docetaxel-Gruppe mehr Therapiezyklen (6 Zyklen) erhalten als in der Paclitaxel-Gruppe (4 Zyklen). Durchschnittlich erhielten sie pro Zyklus 95 mg/m² Docetaxel oder 173 mg/m² Paclitaxel.
Tabelle 1 zeigt Ergebnisse des primären und der sekundären Endpunkte. Die Gesamtansprechrate, also der primäre Endpunkt zur Wirksamkeit, unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant, wenngleich die Ansprechrate in der Docetaxel-Gruppe tendenziell besser war als in der Paclitaxel-Gruppe. Bemerkenswert ist allerdings, dass eine primäre Progression bei 12 % weniger Patientinnen in der Docetaxel-Gruppe als in der Paclitaxel-Gruppe beobachtet wurde (16,9 vs. 29 %). Die mediane Dauer des Ansprechens sowie die mediane Zeit bis zur Progression unterschied sich in den beiden Gruppen signifikant. Ebenfalls signifikant besser war die Gesamtüberlebenszeit und das progressionsfreie Überleben. Nach einem Jahr lebten in der Docetaxel-Gruppe noch 60 % der Frauen, in der Paclitaxel-Gruppe noch 51 % (p = 0,096), nach zwei Jahren betrugen die Überlebensraten 33 und 22 % (p = 0,009).
In der Docetaxel-Gruppe traten signifikant mehr Nebenwirkungen auf, vor allem Grad-3/4-Neutropenie und febrile Neutropenie sowie bei den nicht-hämatologischen Toxizitäten Erbrechen, Diarrhö, Stomatitis, Asthenie und Infektionen sowie periphere Ödeme. In der Lebensqualität zeigte sich jedoch kein signifikanter Unterschied.
Fazit
Die von Aventis-Pharma unterstützte Tax-311-Studie ergab also, dass eine Behandlung von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs mit Docetaxel einer Behandlung mit Paclitaxel in einigen sekundären Endpunkten der Studie überlegen ist. Die primären Endpunkte allerdings ergaben keine Überlegenheit bzw. in der Toxizität eine Unterlegenheit von Docetaxel.
Quellen
Jones SE, et al. Randomized phase III study of docetaxel compared with paclitaxel in metastatic breast cancer. J Clin Oncol 2005;23:5542–51.
Priv.-Doz. Dr. Jens Huober, Pressekonferenz „Tax 311 – Klarer Überlebensvorteil mit Taxotere® im Vergleich zu Taxol®“, Berlin, 31. August 2005, veranstaltet von sanofi-aventis.
Tab. 1. Ergebnisse der TAX-311-Studie (Intention-to-treat-Analyse)
Docetaxel (n = 225) |
Paclitaxel (n = 224) |
p-Wert |
|||
Ansprechen |
[n] |
[%] |
[n] |
[%] |
|
Gesamtansprechrate (CR + PR) |
72 |
32,0 |
56 |
25,0 |
0,1 |
Komplettes Ansprechen (CR) |
5 |
2,2 |
12 |
5,4 |
|
Partielles Ansprechen (PR) |
67 |
29,8 |
44 |
19,6 |
|
Stabile Erkrankung |
86 |
38,2 |
89 |
39,7 |
|
Progression |
40 |
17,8 |
68 |
30,4 |
|
Nicht auswertbar |
27 |
12,0 |
11 |
4,9 |
|
Dauer |
[Monate] |
[Monate] |
|||
Dauer des Ansprechens |
7,5 |
4,6 |
0,01 |
||
Zeit bis zur Progression |
5,7 |
3,6 |
0,001 |
||
Medianes Überleben |
15,4 |
12,7 |
0,03 |
Tax-311-Studie
+ Direkter Vergleich Docetaxel gegen Paclitaxel
+ Mit 449 Frauen eine relativ umfangreiche Studie
+ Docetaxel wirkt besser auf Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben
+ Weniger Primärversager mit Docetaxel
– Primärer Endpunkt Ansprechen nicht signifikant unterschiedlich
– Primärer Endpunkt Toxizität schlechter mit Docetaxel
! Lange Rekrutierungsphase, keine prophylaktische Gabe von Wachstumsfaktoren und Antibiotika
Arzneimitteltherapie 2005; 23(12)