Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart
Hauptsächliche Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind Pflanzen (Alpha-Linolensäure) und fetter Fisch (Eicosapentaensäure oder Docosahexaensäure). Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass ein hoher Fischkonsum vor tödlichen Koronarerkrankungen schützen kann. Die offene GISSI-Studie hatte gezeigt, dass Patienten nach Herzinfarkt seltener an plötzlichem Herztod starben, wenn sie Omega-3-Fettsäuren einnahmen. In der SOFA-Studie (Study on omega-3 fatty acid and ventricular arrhythmia) sollte nun bei Patienten mit einem Herzschrittmacher untersucht werden, ob eine zwölfmonatige Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren die Inzidenz von Herzrhythmusstörungen (wiederholten spontanen ventrikulären Tachykardien) und die Gesamtsterblichkeit verändert. In 26 Zentren in Europa wurden 546 Patienten mit einem Herzschrittmacher in die Studie aufgenommen, die parallel, doppelblind und randomisiert durchgeführt wurde. Sie erhielten pro Tag 2 g Fischöl (n = 273), dies entspricht 900 mg Omega-3-Fettsäuren oder etwa drei bis vier Fischmahlzeiten pro Woche. Die Plazebo-Gruppe (n = 273) wurde mit Sonnenblumenöl behandelt. Die eingeschlossenen Patienten mussten mindestens eine ventrikuläre Tachykardie oder schwere ventrikuläre Rhythmusstörung während des letzten Jahres gehabt haben. Ausgeschlossen waren Patienten mit einem Schrittmacher zur Primärprävention, Patienten die regelmäßig Fisch zu sich nahmen, und Patienten, die Omega-3-Fettsäuren während der letzten drei Monate eingenommen hatten. Primärer Endpunkt war die Registrierung von anhaltenden ventrikulären Tachykardien oder ventrikulären Fibrillationen durch den Schrittmacher sowie die Gesamtsterblichkeit. Das Durchschnittsalter der Patienten lag knapp über 60 Jahre, die mittlere Auswurffraktion betrug 37 %. Die Patienten erhielten die Fischöl-Kapseln zusätzlich zu einer antiarrhythmischen und kardiovaskulären Medikation.
Nach 12 Monaten war der primäre Endpunkt bei 30 % der Patienten der Fischöl-Gruppe und bei 33 % der Patienten der Plazebo-Gruppe aufgetreten, es bestand kein signifikanter Unterschied (p = 0,24) zwischen den Gruppen. Etwas deutlicher war der Unterschied bei den 342 Patienten, die bereits einen Herzinfarkt durchgemacht hatten. Hier wurde der primäre Endpunkt bei 28 % der Patienten in der Fischöl-Gruppe und bei 35 % der Patienten in der Plazebo-Gruppe registriert, der Unterschied war mit p=0,09 aber ebenfalls nicht signifikant. Es wurden darüber hinaus keine Hinweise dafür gefunden, dass Nebenwirkungen durch die Behandlung mit Fischöl ausgelöst wurden.
Da in der offenen GISSI-Studie eine antiarrhythmische Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten nach Herzinfarkt nachgewiesen werden konnte, wurde diskutiert, ob die Patienten-Gruppe in der SOFA-Studie mit einem Herzschrittmacher möglicherweise für die Untersuchung dieser Fragestellung zu speziell war. Um den Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten nach Herzinfarkt festlegen zu können, sind deshalb weitere Untersuchungen erforderlich.
Quelle
Brouwer IA. SOFA: Study on omega-3 fatty acid and ventricular arrhythmia. ESC 2005, Stockholm, 5. September 2005
Arzneimitteltherapie 2005; 23(12)