SIDESTEP-Studie

Ertapenem bei diabetischem Fuß


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Das Carbapenem Ertapenem erwies sich bei Patienten mit Infektionen aufgrund eines diabetischen Fußes als ebenso gut wirksam wie Piperacillin/Tazobactam. Aufgrund der Studienergebnisse wurde das Carbapenem Mitte November 2005 von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung von Diabetikern mit mäßig schweren bis schweren komplizierten Fußinfektionen ohne Osteomyelitis zugelassen.

Fußinfektionen sind bei Patienten mit Diabetes mellitus häufig, sie sind schwierig zu behandeln. In der SIDESTEP-Studie, einer randomisierten, doppelblind und multizentrisch durchgeführten Studie wurde bei Erwachsenen die Wirkung des Carbapenems Ertapenem (Invanz®) mit Piperacillin/Tazobactam (Tazobac®) bei der Behandlung von Patienten mit Infektionen aufgrund eines diabetischen Fußes verglichen. Die Studie begann im April 2001 und endete im April 2004. 586 Patienten erhielten randomisiert entweder Ertapenem (n = 295) oder Piperacillin/Tazobactam (n = 291) über mindestens sieben Tage, wobei nach fünf Tagen intravenöser Therapie auf eine orale Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure gewechselt werden konnte. Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten mit Heilung oder Besserung an dem Tag, an dem die intravenöse Behandlung abgesetzt wurde. Ziel war, die Nicht-Unterlegenheit von Ertapenem nachzuweisen.

Die demographischen Daten der beiden Gruppen waren vergleichbar. Etwa 65 % der Patienten waren Männer, das Durchschnittsalter lag bei 58 Jahren. Von den 576 Patienten waren 445 klinisch auswertbar beim Absetzen der intravenösen Behandlung und 402 nach der Nachbeobachtungszeit zehn Tage nach Ende jeglicher Antibiotika-Therapie.

In beiden Gruppen konnten gute klinische Ansprechraten erzielt werden (Tab. 1).

Die mikrobiologischen Heilungsraten und Verträglichkeitsdaten waren in den beiden Gruppen ebenfalls vergleichbar. In jeder Gruppe kam es zu jeweils einer schweren Arzneimittel-bedingten Nebenwirkung, ansonsten traten am häufigsten Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen auf.

Die Daten der SIDESTEP-Studie zeigen also, dass Ertapenem in der Behandlung diabetischer Fußinfektionen vergleichbar gut wirksam ist wie Piperacillin/Tazobactam. Obwohl Ertapenem ebenfalls parenteral appliziert werden muss, bietet es den Vorteil der einmal täglichen Applikation, hierdurch kann es auch ambulant verabreicht werden.

Wenn Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA) als Erreger der Infektion in Erwägung gezogen werden, müssen andere Therapieschemata eingesetzt werden. Außerdem muss bedacht werden, dass das gute Ergebnis in dieser Studie auch darauf zurückzuführen ist, dass die Patienten insgesamt sehr sorgfältig betreut sowie gegebenenfalls chirurgisch behandelt wurden und eine optimale Wundversorgung erhielten.

Quellen

Lipsky BA et al. Ertapenem versus piperacillin/tazobactam for diabetic foot infections (SIDESTEP): prospective, randomised, controlled, double-blinded, multicentre trial. Lancet 2005;366:1695–703.

Tan JS. Diabetic foot infection. Symposium „Overcoming life-threatening fungal and bacterial infections: case-based discussions and evidence-based strategies“, 45th ICAAC, Washington DC, 17. Dezember 2005.

Tab. 1. Klinische Ansprechraten in der SIDESTEP-Studie

Ertapenem

Piperacillin/Tazobactam

Ende der intravenösen Therapie

94 % (213/226)

92 % (202/219)

10 Tage nach Antibiotika-Therapie

87 % (180/206)

83 % (162/196)

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt Arzneimitteltherapie express Nr. 96 der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft mbH bei. Wir bitten um Beachtung.

Arzneimitteltherapie 2006; 24(06)