Dr. Barbara Kreutzkamp, München
In der perkutanen Behandlung von Patienten mit einer Koronararterienerkrankung haben sich Arzneimittel-beschichtete Stents gegenüber reinen Metall-Stents in puncto Restenosen als überlegen erwiesen. Nun wurde eine Metaanalyse vorgelegt, in der die beiden am häufigsten verwendeten Systeme, der Sirolimus- (Cyphertm) und der Paclitaxel-freisetzende Stent (Taxustm), verglichen wurden.
In einer Literaturrecherche wurde nach Studien und Präsentationen anlässlich großer kardiologischer Kongresse zwischen den Jahren 2003 und 2005 gesucht, in denen Patienten mit Symptomen oder objektiven Anzeichen einer Myokardischämie aufgrund einer koronaren Herzerkrankung randomisiert mit Sirolimus- oder Paclitaxel-freisetzenden Stents behandelt und über mindestens 6 Monate beobachtet wurden.
Es wurden 6 Studien mit 3 669 Patienten identifiziert, die die Auswahlkriterien erfüllten. Die Datensynthese zeigte, dass der primär interessierende Zielparameter Revaskularisierungsmaßnahmen an der Zielläsion bei Patienten mit Sirolimus-freisetzenden Stents weniger häufig durchgeführt werden musste als bei Patienten mit Paclitaxel-freisetzenden Stents (5,1 % vs. 7,8 %; Odds-Ratio [OR] = 0,64; p=0,001, Abb. 1). Auch wurden angiographisch nachgewiesene Restenosen weniger häufig bei den Sirolimus- als bei den Paclitaxel-Stents beobachtet (9,3 % vs. 13,1 %; OR = 0,68; p = 0,001). Bei den übrigen Parametern ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Stent-Arten: Stent-Thrombosen traten bei 0,9 % vs. 1,1 % (p = 0,62), Tod bei 1,4 % vs. 1,6 % (p = 0,56) und der kombinierte Endpunkt Tod oder Myokardinfarkt bei 4,9 % vs. 5,8 % (p = 0,23) der Patienten auf.
Diskussion
Die Metaanalyse zeigt eine deutliche Reduktion des Restenose-Risikos bei Einsatz der Sirolimus-freisetzenden Stents im Vergleich zu den Paclitaxel-freisetzenden Stents: Die Wahrscheinlichkeit einer Revaskularisierung an der Zielläsion war unter Sirolimus um relativ 36 % gesenkt, die Rate angiographisch dokumentierter Restenosen um relativ 32 %. Bei Stent-Thrombosen oder Herzinfarkten konnte aufgrund des relativ seltenen Vorkommens und einer damit nicht ausreichenden statistischen Power keine Schlussfolgerung gezogen werden.
Der Unterschied in der Restenoserate kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. So hemmen zwar beide Substanzen die Proliferation der Intima, doch der Wirkungsmechanismus ist unterschiedlich. Sirolimus wirkt immunsuppressiv, hat antiinflammatorische Eigenschaften und kann aufgrund seines Angriffspunkts in der G1/S-Phase als zytostatische Substanz eingeordnet werden. Dagegen hat Paclitaxel durch seine Zellzyklus-arretierende Wirkung im G2/M-Phasen-Übergang antineoplastische Eigenschaften und kann damit als zytotoxische Substanz eingeordnet werden. Die unterschiedlichen Beschichtungsmaterialien und auch das Design beider Systeme könnten darüber hinaus durch verschiedene Freisetzungskinetiken zu unterschiedlichen Verteilungsmustern der Wirkstoffe führen, die dann ebenfalls verschiedene klinische Wirkungen nach sich ziehen.
Quelle
Kastrati A, et al. Sirolimus-eluting stents vs. paclitaxel-eluting stents in patients with coronary artery disease. Meta-analysis of randomized trials. JAMA 2005;294:819–25.

Abb. 1. Odds-Ratio für Revaskularisierungsmaßnahmen an der Zielläsion in verschiedenen Studien: Einsatz Sirolimus- und Paclitaxel-freisetzender Stents im Vergleich
Arzneimitteltherapie 2006; 24(06)