Dr. Susanne Heinzl, Stuttgart
Morbus Fabry ist eine Erbkrankheit mit einer geschätzten Inzidenz von 1 : 40 000 bei Männern. Die X-chromosal rezessiv vererbte lysosomale Speicherkrankheit entsteht durch einen Defekt der Alpha-Galactosidase A und führt zu einer Überladung der Lysosomen mit Substraten der Alpha-Galactosidase A in verschiedenen Geweben oder Organen des Körpers.
Neben dem Befall von zentralem und peripherem Nervensystem, Nieren, Haut und Endothel der peripheren Gefäße ist oft auch das Herz betroffen. Es kommt zu einer Hypertrophie des linken Ventrikels mit initial erhaltener systolischer Pumpfunktion. Bis zu 30 % der Patienten sterben letztendlich im Verlauf der Erkrankung an einer Herzinsuffizienz. Am Herz beginnt die Komplikation bei Männern meist gegen Ende des dritten Lebensjahrzehnts, bei Frauen im Durchschnitt zehn Jahre später. Als erstes Symptom zeigt sich eine zunehmende Herzinsuffizienz, daneben Angina pectoris und Palpitationen. Die Patienten klagen über zunehmende Müdigkeit und Abgeschlagenheit, häufig leiden sie unter Bradykardie.
Seit August 2001 steht mit Agalsidase beta (Fabrazyme®) eine Enzymersatztherapie mit humaner rekombinanter Alpha-Galactosidase A zur Verfügung. Hierdurch soll die Enzymaktivität der Alpha-Galactosidase A wieder hergestellt werden, und zwar so, dass das angesammelte Substrat hydrolysiert und damit weiteren Ablagerungen vorgebeugt wird. Agalsidase beta wird alle zwei Wochen intravenös infundiert.
In einer randomisierten Studie konnte eine Clearance der Ceramide des Herzmuskels (hauptsächlich von den Endothelzellen) im Rahmen von sequenziellen Myokardbiopsien nachgewiesen werden. Durch die Therapie wird die linksventrikuläre Masse verringert, parallel dazu bessert sich die regionale Myokardfunktion. Nach neueren Ergebnissen sollen insbesondere Patienten, die noch keine sehr ausgeprägte linksventrikuläre Hypertrophie aufweisen und sich somit noch im Anfangsstadium der Erkrankung befinden, von der Therapie profitieren. Bei Patienten mit deutlich ausgeprägter linksventrikulärer Hypertrophie scheint die Enzymersatztherapie die Organfunktion eher zu stabilisieren. Vermutlich lässt sich eine kardiale Fibrose auch mit einer Enzymersatztherapie nicht mehr rückgängig machen. Ob die Prognose der Patienten durch die Enzymersatztherapie entscheidend verbessert wird, ist noch offen. Offen ist auch noch die Frage des optimalen Therapiebeginns. Angesichts der hohen Kosten von etwa 9 560 Euro/Dosis für einen Erwachsenen ist die Indikation streng zu stellen, Kosten und Nutzen sind sehr sorgfältig abzuwägen.
Quelle
M. Pauschinger, J. Strotmann, F. Weidemann, Satellitensymposium „Kardiomyopathie – Zeit für ätiologisch orientierte Therapie?“, organisiert von Genzyme GmbH im Rahmen der 72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung, Mannheim, 21. April 2006.
Arzneimitteltherapie 2006; 24(08)