Dr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen
Hintergrund
Das rekombinante menschliche Parathormonfragment 1–34 Teriparatid (Forsteo®) mit osteoanaboler Wirkung war der erste Vertreter einer neuen Klasse von Osteoporose-Therapeutika. Die tägliche Behandlung mit Teriparatid führt zu einer deutlichen Zunahme der Knochendichte und einer signifikanten Abnahme vertebraler und nicht vertebraler Frakturen. Andere therapeutische Optionen für Osteoporose, wie die häufig eingesetzten Bisphosphonate, darunter Alendronsäure (Fosamax®), verhindern ebenfalls Knochenbrüche insbesondere durch eine Verlangsamung des Knochenumbaus. Während das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Alendronsäure und anderen osteoporotischen Wirkstoffen bereits untersucht wurde, ist über die Kosteneffektivität von Teriparatid bisher wenig bekannt. Die Arzneimittelkosten sind höher als bei einer Bisphosphonat-Therapie, dazu kommen die Kosten für die subkutane Anwendung.
Studiendesign
Ziel dieser Studie war, bei Hochrisikopatientinnen den Kosten-Nutzen-Effekt einer Osteoporose-Therapie mit Teriparatid mit dem von Alendronsäure zu vergleichen. Herangezogen wurden drei große Studien:
- Study of osteoporotic fractures
- Fracture intervention trial
- Fracture prevention trial
Ausgewertet wurden postmenopausale weiße Frauen mit einer geringen Knochendichte und häufigen vertebralen Frakturen. Von folgenden drei Therapiemethoden der ersten Wahl wurde ein Kosten-Nutzen-Effekt ermittelt:
- Alendronsäure 10 mg/Tag über fünf Jahre
- Teriparatid 20 µg/Tag subkutan über zwei Jahre
- Teriparatid/Alendronsäure: Teriparatid 20 µg/Tag über zwei Jahre, gefolgt von Alendronsäure 10 mg/Tag über fünf Jahre
Verglichen wurden diese Therapieansätze mit einer herkömmlichen Osteoporose-Prophylaxe, bestehend aus Calciumsalzen oder Vitamin-D-Zusatz. Als Hauptstudienergebnis wurden die Kosten pro qualitätsangepasstem Lebensjahr („Qaly“ = quality adjusted life year) definiert.
Ergebnisse
Eine Therapie mit Alendronsäure kostet im Vergleich zu einer herkömmlichen Osteoporose-Prophylaxe 11 600 US-Dollar pro qualitätsangepasstem Lebensjahr. Der Preis einer sequenziellen Teriparatid/Alendronsäure-Therapie liegt bei 156 500 US-Dollar pro Qaly. Eine Behandlung mit Teriparatid allein kostet 172 000 US-Dollar pro Qaly und ergab eine geringere Zunahme in den Qalys als eine Alendronsäure-Behandlung.
Unklar ist derzeit noch, wie lange die Wirkung von Teriparatid nach Abbruch der Therapie anhält. Aber selbst bei einer angenommenen Wirkungsdauer von 15 Jahren nach Therapieende ist Teriparatid im Vergleich zu Alendronsäure weniger kosteneffektiv.
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer sequenziellen Teriparatid/Alendronsäure-Therapie im Vergleich zur alleinigen Alendronsäure-Gabe würde unter folgenden Bedingungen auf weniger als 50 000 US-Dollar/Qaly zurückgehen:
- Wenn der Preis von Teriparatid um 60 % gesenkt würde.
- Wenn die sequenzielle Therapie auf Hochrisikopatientinnen mit einer extrem niedrigen Knochenmineraliendichte (T-Wert des Schenkelhalses ≤ –4,0) beschränkt würde.
- Wenn kürzere Therapiezyklen mit Teriparatid die Frakturhäufigkeit ebenso reduzierten wie längere.
Fazit
Teriparatid ist ein vielversprechender neuer Wirkstoff für die Behandlung der Osteoporose. Therapien, die sich auf das Parathormon stützen, sind aber teurer als eine Alendronsäure-Gabe. Das vor kurzem zugelassene naturidentische Parathormon (Preotact®) ist etwas günstiger als Teriparatid, aber dennoch etwa um das 10fache teurer als eine Bisphosphonat-Therapie.
Insbesondere bei Frauen mit schwerer Osteoporose ist Teriparatid allein keine Behandlungsmethode der ersten Wahl: es ist teurer und bewirkt einen kleineren Anstieg in den Qalys als Alendronsäure allein.
Auch die sequenzielle Teriparatid/Alendronsäure-Therapie ist teuer, ihr Kosten-Nutzen-Effekt könnte unter bestimmten Bedingungen jedoch verbessert werden.
Auch andere Darreichungsformen, die derzeit getestet werden, wie beispielsweise eine intranasale Gabe, könnten die Kosteneffektivität von Parathormon-Therapien beeinflussen.
Quelle
Liu H, et al. The cost-effectiveness of therapy with teriparatide and Alendronsäuree in women with severe osteoporosis. Arch Intern Med 2006;166:1209–17.
Arzneimitteltherapie 2007; 25(04)