Rosemarie Ziegler, Albershausen
Hintergrund
Obwohl die WHO für Kinder, die infolge einer Gastroenteritis leicht bis mäßig dehydratisiert sind, die orale Rehydratisierung empfiehlt, wird diese nur selten durchgeführt. Wenn das Hauptsymptom Erbrechen ist, wählen die Ärzte in der Notaufnahme eher die intravenöse Rehydratisierung.
An der Auslösung von Übelkeit und Erbrechen sind verschiedene Rezeptortypen des zentralen und peripheren Nervensystems beteiligt, darunter auch ein Serotonin-Rezeptor (5-HT3-Rezeptor).
Der 5-HT3-Rezeptorantagonist Ondansetron (z. B. Zofran®) wird schon lange als Antiemetikum bei Zytostatika- und Bestrahlungs-induziertem Erbrechen eingesetzt. In neueren Studien wurde das Medikament auch bei Magen-Darm-kranken Kindern erfolgreich angewandt.
Studiendesign
Auf der Notfallstation eines Kinderkrankenhauses in Chicago wurde zwischen Januar 2004 und April 2005 eine prospektive, randomisierte, doppelblinde und Plazebo-kontrollierte Studie mit 215 Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 10 Jahren durchgeführt, die dort wegen akuter Gastroenteritis behandelt wurden. Die Kinder erhielten eine gelöste Tablette mit, je nach Körpergewicht, 2 bis 8 mg Ondansetron oder Plazebo, das ebenso verabreicht wurde. 15 Minuten später wurden sie nach Standardvorschrift oral rehydratisiert.
Primärer Endpunkt war der Anteil der Kinder, die sich während der Rehydratisierung übergaben. Sekundäre Endpunkte waren die Anzahl Brechepisoden sowie der Anteil der Kinder, die intravenös rehydratisiert oder stationär aufgenommen werden mussten.
Ergebnisse
Das Antiemetikum wurde von den Kindern gut vertragen. Diejenigen Kinder, die Ondansetron erhalten hatten,
- erbrachen sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit als diejenigen der Plazebo-Gruppe (14 % vs. 35 %; relatives Risiko [RR] 0,40; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,26–0,61),
- übergaben sich weniger häufig (mittlere Episodenzahl pro Kind 0,18 vs. 0,65; p < 0,001),
- nahmen eine größere Flüssigkeitsmenge auf (239 ml vs. 196 ml; p = 0,001) und
- mussten mit geringerer Wahrscheinlichkeit intravenös rehydratisiert werden (14 % vs. 31 %; RR 0,46; 95%-KI 0,26–0,79).
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Notambulanz war in der Ondansetron-Gruppe um 12 % reduziert (p = 0,02), allerdings differierten weder die Raten der Klinikeinweisungen noch die der Rückkehr auf die Notfallstation signifikant zwischen den beiden Gruppen.
Fazit
Die Ondansetron-Tablette hat sich als leicht einzunehmen, wirksam und sicher erwiesen. Indem sie die orale Rehydratisierung bei Kindern mit nur mäßiger Exsikkose ermöglicht, können Kosten für Katheterisierung und stationären Aufenthalt gespart werden.
Quelle
Freedman SB, et al. Oral ondansetron for gastroenteritis in a pediatric emergency department. N Engl J Med 2006;354:1698–705.
Arzneimitteltherapie 2007; 25(04)