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Das Leberzellkarzinom ist die häufigste Leberkrebsform, 90 % der primär bösartigen Lebertumoren gehören dazu. Weltweit werden jedes Jahr 600 000 neue Fälle diagnostiziert, davon 32 000 in der Europäischen Union. 2002 starben 57 000 Menschen in Europa an dieser Erkrankung.
Der Multikinase-Hemmer Sorafenib wirkte in präklinischen Modellen auf verschiedene Kinaseklassen, die am Zellwachstum und an der Angiogenese beteiligt sind. Hierzu gehören die Raf-Kinase, VEGFR-1, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-B, c-KIT, FLT-3 und RET. Vorklinische Modelle hatten zudem ergeben, dass das Raf/MEK/ERK-System beim Leberzellkarzinom eine Rolle spielt. Die Blockade des Raf-1-Signals könnte deshalb therapeutisch nützlich sein.
Die internationale, Plazebo-kontrollierte Phase-III-Studie SHARP wurde von Bayer HealthCare und Onyx Pharmaceuticals unterstützt.
Design
In die Studie wurden in Nord- und Südamerika, Europa, Australien und Neuseeland 602 Patienten mit Leberkrebs aufgenommen, die zuvor noch keine systemische Therapie erhalten hatten. Primäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben sowie die Zeit bis zur symptomatischen Progression. Randomisiert erhielten die Patienten Sorafenib in einer Dosierung von 400 mg oral zweimal täglich (n = 299) oder entsprechendes Plazebo (n = 303).
Ergebnisse
Die Studie war im Februar 2007 wegen guter Ergebnisse vorzeitig beendet worden. Eine planmäßige Zwischenanalyse durch ein unabhängiges Gutachtergremium hatte ergeben, dass der Studienendpunkt erreicht worden war.
Schwere Nebenwirkungen wurden in der Sorafenib-Gruppe nicht gesehen. Am häufigsten kam es zu Durchfall sowie Hautreaktionen an Händen und Füßen.
Wie Abbildung 1 zeigt, wurde die Gesamtüberlebenszeit der Patienten in der Sorafenib-Gruppe signifikant um 44 % verlängert (p = 0,0006). Das mediane Gesamtüberleben betrug 10,7 Monate bei den mit Sorafenib behandelten Patienten und 7,9 Monate bei den Patienten der Plazebo-Gruppe. Auch die Zeit bis zur Progression wurde in der Sorafenib-Gruppe auf im Median 24 Wochen verlängert, während es in der Plazebo-Gruppe im Median nach 12,3 Wochen zur Progression kam. Auch dieser Unterschied war hoch signifikant.
Fazit
Der Tyrosinkinase-Hemmer Sorafenib (Nexavar®), der bislang bereits zur Behandlung von Nierenkrebs zugelassen ist, ist damit die erste systemische Therapie, mit der nach 30 Jahren Forschung und mehr als 100 Studien eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit bei Patienten mit Leberzellkarzinom erreicht werden konnte. Sorafenib gilt daher als neuer Referenzstandard für eine systemische Therapie bei dieser Patientengruppe.
Am 29. Oktober 2007 wurde die Zulassung von Sorafenib von der EMEA erweitert: Der Multikinase-Hemmer ist nun auch zur Behandlung von Patienten mit Leberzellkarzinom zugelassen.
Quelle
Llovet JM, et al. Sorafenib improves survival in hepatocellular carcinoma: Results of a phase III randomized, placebo-controlled trial. 2007 ASCO Annual Meeting, Chicago, 1. bis 5. Juni 2007.

Abb. 1. Primärer Endpunkt der SHARP-Studie: Gesamtüberleben in der Intention-to-treat-Analyse
Arzneimitteltherapie 2007; 25(12)