Dr. Annemarie Musch, Stuttgart
Leitlinien internationaler Fachgesellschaften empfehlen bei einer zytostatischen Chemotherapie eine primäre Prophylaxe mit Wachstumsfaktoren, wenn das Risiko für eine febrile Neutropenie ≥ 20 % ist. Pegfilgrastim hat patientenspezifische pharmakokinetische Eigenschaften, seine Clearance hängt von der Neutrophilen-Erholung des Patienten ab. Dies ermöglicht eine einmalige Gabe pro Chemotherapiezyklus. Die Einzeldosis von Pegfilgrastim wird 24 Stunden nach der Chemotherapie injiziert.
In einer integrierten Analyse wurde mit den Daten aus acht klinischen Studien und drei Beobachtungsstudien, durchgeführt zwischen 1998 und 2005, untersucht, wie eine primäre Prophylaxe mit Pegfilgrastim auf die Inzidenz der febrilen Neutropenie im Vergleich zur Standardprophylaxe wirkt. In der Analyse wurden 2 282 Frauen mit Brustkrebs ausgewertet. 1 303 hatten Pegfilgrastim in allen Zyklen erhalten, 979 Frauen die Standardprophylaxe, und zwar hatten 25 % G-CSF im ersten Zyklus und 49 % im sechsten Zyklus bekommen.
Wie Tabelle 1 zeigt, waren in der Pegfilgrastim-Gruppe weniger Krankenhausaufnahmen wegen febriler Neutropenie erforderlich. Darüber hinaus waren seltener Dosisreduktionen und Verschiebungen der Chemotherapie erforderlich. Auch Antiinfektiva mussten seltener eingesetzt werden.
Die Daten dieser Analyse zeigten also, dass eine primäre Prophylaxe mit Pegfilgrastim bei Patientinnen mit Brustkrebs mit erhöhtem Risiko für eine febrile Neutropenie ab dem ersten Zyklus der Chemotherapie sinnvoll sein kann.
Quellen
Von Minckwitz G, Pressekonferenz der Firma Amgen im Rahmen der 14th European Cancer Conference, Barcelona, 26. September 2007.
Aapro M, et al. Improved chemotherapy delivery in breast cancer patients receiving pegfilgrastim primary prophylaxis compared with current practice neutropenia management – results from an integrated analysis (NeuCuP). 14th European Cancer Conference, Barcelona, 23. bis 27. September 2007.
Tab. 1. Ergebnisse der NeuCuP-Analyse
Pegfilgrastim |
Standard-Prophylaxe (n = 979) |
|
Hospitalisierung wegen febriler Neutropenie |
4 % |
10 % |
Dosisreduktion > 15 % in jedem Zyklus |
9 % |
24 % |
Vergrößerung des Therapieintervalls > 3 Tage in jedem Zyklus |
15 % |
16 % |
Antiinfektiva |
42 % |
55 % |
Arzneimitteltherapie 2008; 26(01)