Dr. med. Kirsten Westphal, München
Trotz der großen Fortschritte in Akuttherapie und Sekundärprävention des akuten Koronarsyndroms (ACS) ist die Prognose schlecht. Dies gilt vor allem für Patienten mit einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTE-ACS): Jeder zehnte stirbt innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Krankenhausentlassung, so das Ergebnis einer epidemiologischen Erhebung in Kanada. Da Thrombozytenaktivierung und -aggregation die entscheidende pathogenetische Rolle bei atherothrombotischen Prozessen spielen, kommt der Thrombozytenfunktionshemmung eine hohe therapeutische Bedeutung sowohl im Akutmanagement als auch in der Rezidivprophylaxe des akuten Koronarsyndroms zu. So konnte in der CURE-Studie mit der dualen Thrombozytenfunktionshemmung mit Clopidogrel (z. B. Iscover®) und Acetylsalicylsäure (ASS, z. B. Aspirin®) unabhängig von der primären Behandlungsstrategie bei Patienten mit NSTE-ACS ein starker Langzeitschutz über zwölf Monate gezeigt werden (CURE = Clopidogrel in unstable angina to prevent recurrent ischemic events).
In den ESC-Leitlinien 2007 (European Society of Cardiology) wird ausdrücklich empfohlen, die Therapie mit Clopidogrel (75 mg einmal täglich) bei NSTE-ACS über zwölf Monate beizubehalten, sofern kein exzessives Blutungsrisiko vorliegt (Evidenzgrad I A). ASS wird für alle Patienten mit NSTE-ACS langfristig empfohlen, sofern keine Kontraindikation vorliegt (Erhaltungsdosis von 75–100 mg, Evidenzgrad I A). Bei allen Patienten mit Kontraindikation für ASS sollte stattdessen Clopidogrel gegeben werden (Evidenzgrad I B). Von einem verlängerten oder dauerhaften Absetzen der Plättchenhemmer wird abgeraten, außer es ist klinisch begründet (Evidenzgrad I C).
Clopidogrel ist für das gesamte Spektrum des akuten Koronarsyndroms zugelassen: für Patienten mit instabiler Angina pectoris mit und ohne Stent, für NSTEMI-Patienten mit und ohne Stent sowie für STEMI-Patienten. Inzwischen lässt sich beim Atherothrombose-Management auf eine mehr als zehnjährige Erfahrung mit Clopidogrel-Hydrogensulfat zurückblicken, mit über 100000 Patienten in klinischen Studien und 70 Millionen behandelten Patienten weltweit.
Quelle
Prof. Dr. Christian Hamm, Bad Nauheim, Prof. Dr. Uwe Zeymer, Ludwigshafen, Prof. Dr. Peter W. Radke, Lübeck, Prof. Dr. Hugo A. Katus, Heidelberg, Prof. Dr. Thomas Meinertz, Hamburg. Symposium „Herausforderung ACS – optimales Akutmanagement“, veranstaltet von Bristol-Myers Squibb im Rahmen der 32. Herbsttagung und 19. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK), Hamburg, 10. Oktober 2008.
Arzneimitteltherapie 2009; 27(04)