Chronisch-lymphatische Leukämie (CLL)

CD20-Antikörper verlängert signifikant das progressionsfreie Überleben


Christine Vetter, Köln

Dem Ergebnis einer großen internationalen Studie zufolge bewirkt der CD20-Antikörper Rituximab (MabThera) in Kombination mit dem herkömmlichen Zytostatika-Regime eine Steigerung der Rate kompletter Remissionen und eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens gegenüber der Chemotherapie mit Fludarabin und Cyclophosphamid. Diese Daten wurden auf einer von der Roche Pharma AG veranstalteten Post-ASH-Pressekonferenz im Januar 2009 in Köln vorgestellt und waren Grundlage der Zulassung von Rituximab in Kombination mit einer Chemotherapie zur Anwendung bei Patienten mit nicht vorbehandelter CLL im Februar 2009.

Das Therapieziel bei CLL besteht darin, das progressionsfreie und auch das Gesamtüberleben zu verlängern. Dass dieses Ziel realistisch ist, belegen die Daten der internationalen CLL-8-Studie, die bei der ASH(American Society of Hematology)-Jahrestagung 2008 in San Francisco vorgestellt wurden.

Studiendesign

An der offenen, randomisierten (1:1) Phase-III-Zulassungsstudie nahmen 191 Studienzentren aus 11 Nationen teil. Eingeschlossen wurden 817 Patienten mit bis dahin unbehandelter CLL (Binet-Stadium C oder B mit Therapiebedürftigkeit), die sich in guter körperlicher Verfassung befanden.

Die Studienteilnehmer des Chemotherapie-Arms erhielten 6 Zyklen Fludarabin (25 mg/m2/d, d 1–3) und Cyclophosphamid (250 mg/m2/d, d 1–3) (FC), die Patienten des Immunchemotherapie-Arms bekamen zusätzlich Rituximab (MabThera®) in einer Dosierung von 375 mg/m2 im ersten Zyklus (d 0) und 500 mg/m2 in den fünf folgenden Zyklen (d 1) (FCR).

Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Zu den sekundären Endpunkten gehörten Häufigkeiten vollständiger und partieller Remission sowie behandlungsbedingter Nebenwirkungen, Gesamt-überleben und Lebensqualität.

Ergebnisse

Die zusätzliche Gabe von Rituximab führte zu einer signifikanten Steigerung der Rate kompletter Remissionen auf 44,5% gegenüber 22,9% unter FC allein. Demgegenüber war die Rate partieller Remissionen mit 50,4% in der Kontrollgruppe deutlich höher als unter Immunchemotherapie (39,6%). Die zusätzliche Gabe des Antikörpers bewirkte einen Shift von partieller zu kompletter Remission. Damit bestätigen die Daten der CLL-8-Studie die Ergebnisse früherer Phase-II-Studien.

Darüber hinaus konnte eine signifikante Steigerung des progressionsfreien Überlebens festgestellt werden, das bei der Behandlung mit FC allein im Median bei 32,3 Monaten lag und durch Rituximab auf 42,8 Monate verlängert wurde (p=0,000007).

Zur abschließenden Beurteilung des Gesamtüberlebens war die Beobachtungszeit noch zu kurz: Das 2-Jahres-Überleben lag nach FCR bei 91% gegenüber 88% nach FC. Da die Qualität des Ansprechens offenbar für das Überleben entscheidend ist und Patienten mit frühem Progress im Mittel nur 18 Monate lebten, während Anfang 2009 noch mehr als 90% der Patienten mit kompletter Remission am Leben waren, kann jedoch durchaus auf eine Verlängerung des Gesamtüberlebens durch Rituximab gehofft werden.

Hinsichtlich der Häufigkeit schwerer Infektionen und der Zahl infektionsbedingter Todesfälle unterschieden sich die beiden Gruppen nicht wesentlich. Lediglich Neutropenien und Leukopenien vom Grad 3/4 waren im FCR-Arm signifikant häufiger als in der Kontrollgruppe (33,7% vs. 21% bzw. 24% vs. 12,1%; p<0,0001). Die Rate an Thrombozytopenien und Anämien vom Grad 3/4 war im FCR-Arm nichtsignifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (7,4% vs. 10,9%; p=0,09 bzw. 5,4% vs. 6,8%; p=0,42). Wirksamkeit und Verträglichkeit der Immunchemotherapie waren unabhängig vom Alter der Patienten.

Quelle

Professor Dr. Michael Hallek, Dr. Barbara Eichhorst, Köln, Post-ASH-Pressekonferenz „Neues vom ASH: Paradigmenwechsel in der CLL“, veranstaltet von der Roche Pharma AG, Köln, 15. Januar 2009.

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt Arzneimitteltherapie express Nr. 110 der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart bei. Wir bitten unsere Leser um Beachtung.

Arzneimitteltherapie 2009; 27(11)