CSE-Hemmer

Pleiotrope Effekte in der Hämatoonkologie nutzbar?


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

CSE-Hemmer haben neben der lipidsenkenden Wirkung eine Reihe pleiotroper Effekte, unter anderem wirken sie antiproliferativ auf Tumor- und glatte Muskelzellen. Nach Daten aus offenen und experimentellen Studien, die beim Kongress der American Society of Hematology (ASH) im Dezember 2009 vorgestellt wurden, können CSE-Hemmer zum Beispiel das Risiko für eine schwere Graft-versus-Host-Reaktion verringern oder eventuell den Verlauf einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) günstig beeinflussen.

Chronische myeloische Leukämie

Oh et al. (Seoul, Korea) konnten in vitro und in Tierversuchen zeigen, dass Simvastatin Imatinib-empfindliche und -resistente CML-Zellen abtötete. Die Kombination von Imatinib und Simvastatin wirkte sogar synergistisch.

Knochenmarktransplantation

Am Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle (USA) untersuchten Rotta et al. bei 567 Patienten, wie sich die Einnahme von CSE-Hemmern bei Spendern und Empfängern von allogenen Knochenmarktransplantaten auf das Risiko für eine schwere Graft-versus-Host-Erkrankung (GvH) auswirkte. CSE-Hemmer waren von 16 Empfängern und 75 Spendern sowie in 12 Fällen von Spender und Empfänger eingenommen worden. Die Analyse ergab, dass das Risiko für eine schwere GvH-Erkrankung signifikant verringert wurde, wenn der Spender oder wenn Spender und Empfänger CSE-Hemmer einnahmen. Nahm nur der Empfänger einen CSE-Hemmer ein, veränderte sich das Risiko nicht. Allerdings profitierten vom Schutz des CSE-Hemmers nur die Empfänger, die eine Ciclosporin-haltige Immunsuppression erhielten.

ZNS-Lymphome

Eine retrospektive Auswertung von Patienten mit primären ZNS-Lymphomen von Ciminello et al. (Boston, USA) zeigte, dass Patienten, die CSE-Hemmer einnahmen (n=21), eine signifikant verlängerte Zeit bis zum Therapieversagen (p<0,005) sowie ein signifikant verlängertes Gesamtüberleben (p=0,04) im Vergleich zu Patienten ohne CSE-Hemmer (n=19) aufwiesen.

Chronische lymphatische Leukämie

Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung einen CSE-Hemmer einnahmen, hatten einen besseren klinischen Verlauf als Patienten, die den Lipidsenker nicht einnahmen. Dies ergab eine Untersuchung von Friedman et al. (Durham, USA), an der 355 CLL-Patienten teilnahmen. Von diesen hatten 65 zum Zeitpunkt der Diagnosestellung einen CSE-Hemmer eingenommen, 189 nicht und von 81 Patienten waren keine entsprechenden Daten verfügbar.

Kommentar

Alle diese Effekte müssen allerdings noch in systematischen klinischen Studien weiter untersucht und an größeren Patientengruppen bestätigt werden, um beurteilen zu können, inwieweit sie in der Hämatoonkologie tatsächlich nutzbar sind.

Quellen

51th ASH Annual Meeting, New Orleans, 5. bis 8. Dezember 2009:

Oh B, et al. In vitro and in vivo study of synergistic effect of imatinib and simvastatin in chronic myelogenous leukemia. Poster 2202.

Rotta M, et al. Donor statin treatment protects against severe acute graft-versus-host disease after related allogeneic hematopoietic cell transplantation. Poster 2227.

Ciminello L, et al. Statin use improves overall survival and time to treatment failure in patients with primary CNS lymphoma. Poster 2496.

Friedman DR, et al. Influence of statin therapy on the clinical course of chronic lymphocytic leukemia. Poster 2344.

Arzneimitteltherapie 2010; 28(02)