EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Protease- und Polymeraseinhibitoren

ÜbersichtStefanie Froh, Regensburg

Stressulkusprophylaxe – heute noch ein wichtiges Konzept?

Die stressbedingte gastrointestinale Blutung stellt bei kritisch kranken Patienten eine bedeutsame Komplikation dar, da sie Morbidität und Mortalität der Patienten deutlich erhöht. Gemäß der Datenlage kann durch eine prophylaktische Therapie zwar die Rate klinisch signifikanter Blutungen gesenkt werden, für eine Senkung der Mortalität gibt es jedoch keine Evidenz. Nicht alle kritisch kranken Patienten benötigen eine Stressulkusprophylaxe. Die mit einer Stressulkusblutung assoziierten Hauptrisikofaktoren sind mechanische Beatmung >48 h oder Koagulopathie (Thrombozytenzahl <50/nl, partielle Thromboplastinzeit [PTT] >2-fach erhöht, INR [international normalized ratio] >1,5). Aktuelle präventive Therapiestrategien beinhalten den Einsatz von H2-Rezeptorantagonisten und Protonenpumpeninhibitoren (PPI), die die Säuresekretion supprimieren, und Sucralfat, das die Magenschleimhaut ohne Erhöhung des pH-Werts schützt.
Arzneimitteltherapie 2010;28:37–44.

FlaggeEnglish abstract

Stress ulcer prophylaxis – today an important concept?

Stress-induced gastrointestinal bleeding remains a significant concern in critically ill patients and increases morbidity and mortality under these circumstances. Prophylaxis of stress-related bleeding may reduce major bleeding but has not yet been shown to improve survival. According to data not all critically ill patients need prophylaxis for stress-induced bleeding. The main risk factors for clinically important bleeding are mechanical ventilation >48 h and coagulopathy (thrombocytes <50/nl, partial thromboplastin time [PTT] >2 times the upper limit of the normal range, international normalized ratio [INR] >1.5). Current preventative treatment strategies use histamine-2-receptor antagonists and proton pump inhibitors (PPIs), which suppress acid secretion, and sucralfate, which protects the gastric mucosa without raising pH.

Key words: stress-related gastrointestinal bleeding, stress-bleeding prophylaxis, critically ill patients

ÜbersichtGeorg Pongratz, Regensburg, und Martin Fleck, Bad Abbach/Regensburg

B-Zell-Therapie bei Autoimmunerkrankungen

Die B-Zelle wurde als therapeutisches Ziel bei Autoimmunerkrankungen in den vergangenen Jahren neu entdeckt. Die erste randomisierte Plazebo-kontrollierte klinische Studie mit dem B-Zell-depletierenden Anti-CD20-Antikörper Rituximab (MabThera) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) wurde im Jahr 2004 veröffentlicht. Seither steht die B-Zelle zunehmend im Fokus der grundlagenorientierten sowie der klinischen Forschung. Derzeit sind 92 klinische Studien allein zum Einsatz von Rituximab bei Autoimmunerkrankungen registriert (www.clinicaltrials.gov). Neben Rituximab wurden in den letzten Jahren weitere Anti-CD20-Antikörper (Ocrelizumab, Ofatumumab, Veltuzumab, Tru-015, SBI-087) entwickelt, die sich zum Teil durch ein besseres Nebenwirkungsprofil und/oder eine effektivere Depletion der Zielzellen auszeichnen. Des Weiteren befinden sich Antikörper gegen die B-Zell-Oberflächenantigene CD19, CD22, CD40L und den B-Zell-Wachstumsfaktor BAFF (B cell activating factor of the tumor necrosis factor family) sowie der lösliche BAFF/APRIL(a proliferation-induced ligand)-Rezeptor Atacicept in klinischer Erprobung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes und anderen Autoimmunerkrankungen. In diesem Übersichtsartikel werden zunächst die physiologischen und pathophysiologischen Grundlagen der B-Zell-gerichteten Therapieansätze dargestellt und anschließend die wichtigsten klinischen Ergebnisse zu den einzelnen Substanzen und Krankheitsentitäten diskutiert.
Arzneimitteltherapie 2010;28:47–59.

FlaggeEnglish abstract

B cell therapy of autoimmune diseases

In the last decade, the B cell has been newly discovered as a therapeutic target in autoimmune diseases. The first randomised placebo-controlled clinical trial using the B-cell depleting anti-CD20 antibody rituximab has been published in the year 2004. Since this time, an increasing interest has been focussing on B cells in clinical and basic research. Presently, there are 92 registered clinical trials (www.clinicaltrials.govwww.clinicaltrials.gov) analyzing the treatment of rituxmab in autoimmune disorders. Besides rituximab, newer anti-CD20 antibodies (ocrelizumab, ofatumumab, veltuzumab, SBI-087, Tru-015) have been developed, some of which show a better safety profile and/or improved depletion of the target cells. In addition, antibodies directed against the B cell surface molecules CD19, CD22, CD40L and the soluble B cell growth factor BAFF (B cell activating factor of the tumor necrosis factor family) as well as a soluble BAFF/APRIL (a proliferation-induced ligand) receptor are currently tested in clinical trials for patients with rheumatoid arthritis (RA), systemic lupus erythematosus and other autoimmune diseases. This review will focus on the physiological and pathophysiological basis of B cell-directed therapy and discuss results from clinical trials regarding the different substances and disease entities.

Key words: B cell, biologicals, autoimmune disease

Consensus

Ambulant erworbene untere Atemwegsinfektionen/ambulant erworbene Pneumonien bei erwachsenen …

Diagnostik, antimikrobielle Therapie und Management: Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie

Im Jahr 2005 wurde im Namen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG), der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI) und des Kompetenznetzwerks CAPNETZ Deutschland die Leitlinie „Ambulant erworbene Pneumonie/untere Atemwegsinfektionen“ publiziert. Im Juli 2009 wurde die aktualisierte Version der Leitlinie fertiggestellt, in der die zwischen 02/2004 und 12/2007 neu erschienene Literatur berücksichtigt wird. Evidenz und Empfehlungsgrade wurden nach dem Oxford Centre of Evidence Based Medicine (1999) klassifiziert. Wesentliche Inhalte der Leitlinie, vor allem zur Diagnostik und antimikrobiellen Therapie, sind hier zusammengefasst.
Arzneimitteltherapie 2010;28:60–7.

Klinische StudieDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Dabigatran vergleichbar gut wirksam und verträglich wie Warfarin

Der direkte orale Thrombinhemmer Dabigatran (Pradaxa®) ist bei Patienten mit akuten Thromboembolien vergleichbar gut wirksam und verträglich wie der Vitamin-K-Antagonist Warfarin. Dabigatran kann jedoch in einer festen Dosis eingenommen werden und erfordert kein regelmäßiges Monitoring. Dies ergab die von Prof. Dr. Sam Schulman, Ontario (Kanada), beim ASH-Kongress 2009 vorgestellte RE-COVER-Studie, die zeitgleich auch im New England Journal of Medicine publiziert wurde.

Klinische StudieSusanne Heinzl, Reutlingen

Rivaroxaban senkt Risiko für erneute Thromboembolie signifikant

Der direkte Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban (Xarelto®) senkte in der Langzeitprävention das relative Risiko für wiederholte venöse Thromboembolien (VTE) bei Patienten nach tiefer Venenthrombose oder Lungenembolie im Vergleich zu Plazebo signifikant um 82%. Dies zeigten die von Prof. Dr. Harry Roger Büller, Amsterdam, beim ASH-Kongress im Dezember 2009 in New Orleans als Late-Breaker-Vortrag präsentierten Daten der EINSTEIN-Extension-Studie.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenProf. Dr. Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Pharmakovigilanz

Arzneimittelinteraktionen aktuell

An dieser Stelle informieren wir Sie kurz über aktuelle Veröffentlichungen zu therapierelevanten Arzneimittelwechselwirkungen

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

CSE-Hemmer

Pleiotrope Effekte in der Hämatoonkologie nutzbar?

CSE-Hemmer haben neben der lipidsenkenden Wirkung eine Reihe pleiotroper Effekte, unter anderem wirken sie antiproliferativ auf Tumor- und glatte Muskelzellen. Nach Daten aus offenen und experimentellen Studien, die beim Kongress der American Society of Hematology (ASH) im Dezember 2009 vorgestellt wurden, können CSE-Hemmer zum Beispiel das Risiko für eine schwere Graft-versus-Host-Reaktion verringern oder eventuell den Verlauf einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) günstig beeinflussen.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Imatinib bei CML

Achtjahres-Daten zeigen anhaltende Wirksamkeit und Verträglichkeit

Die 8-Jahres-Daten der IRIS-Studie (International randomized interferon vs. STI571), die beim Kongress der American Society of Hematology (ASH) im Dezember 2009 vorgestellt wurden, belegen, dass das Ansprechen von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) auf den Tyrosinkinase-Hemmer Imatinib (Glivec®) erhalten bleibt. Im Verlauf der Behandlung ergaben sich keine neuen Sicherheitsprobleme.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Chronisch-lymphatische Leukämie

Rituximab in der Erstlinientherapie und bei Rezidiv in Kombination mit Chemotherapie

Die Zulassung des monoklonalen Antikörpers Rituximab (MabThera®) wurde im Februar und September 2009 erweitert, er kann nun bei Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) in Kombination mit Chemotherapie sowohl in der Erstlinientherapie als auch bei rezidivierter oder refraktärer Erkrankung eingesetzt werden. Die Zulassungserweiterungen basieren auf den Daten der REACH- und der CLL8-Studie, die bei einer Pressekonferenz der Roche Pharma AG am 17. September 2009 in Köln vorgestellt wurden.

Referiert & kommentiertPetra Eiden, Berlin

Metastasiertes Nierenzellkarzinom

Sunitinib weiterhin Standard in der Erstlinientherapie

Auch nach dem Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) Ende Mai 2009 in Orlando, USA, bleibt Sunitinib (Sutent®) für die Mehrheit der Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) Therapie der Wahl. Das zeigt ein Vergleich von Gesamtüberlebensdaten zur Erstlinientherapie beim mRCC vom ASCO 2009 und 2008, der im Juli 2009 auf einer Pressekonferenz von Pfizer Deutschland in Berlin vorgestellt wurde [1]. Darüber hinaus sprechen Studien dafür, dass eine Therapie mit Sunitinib möglichst lange in der Standarddosierung erfolgen sollte.