Susanne Heinzl, Reutlingen
Rivaroxaban ist ein direkter Faktor-Xa-Inhibitor mir hoher oraler Bioverfügbarkeit und raschem Wirkungseintritt. Seine Halbwertszeit liegt zwischen 7 und 11 Stunden. Etwa ein Drittel der Substanz wird unverändert über die Nieren ausgeschieden, zwei Drittel werden metabolisiert und dann je zur Hälfte renal und über die Fäzes ausgeschieden.
EINSTEIN ist ein globales klinisches Entwicklungsprogramm für Rivaroxaban, das aus drei Einzelstudien mit insgesamt rund 8000 Patienten besteht. In der EINSTEIN-Extension-Studie wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Rivaroxaban in der Sekundärprophylaxe von wiederkehrenden symptomatischen venösen Thromboembolien im Vergleich zu Plazebo untersucht.
Studiendesign
In die doppelblinde Phase-III-Studie wurden Patienten aufgenommen, die wegen einer tiefen Venenthrombose oder Lungenembolie über 6 oder 12 Monate mit einem Vitamin-K-Antagonisten oder mit Rivaroxaban behandelt worden waren und bei denen unklar war, ob die Therapie weitergeführt oder gestoppt werden sollte. Sie erhielten randomisiert über weitere 6 oder 12 Monate einmal täglich 20 mg Rivaroxaban (n=602) oder Plazebo (n=594). Die Studie war ereignisgesteuert (n=30). Primärer Wirksamkeitsendpunkt waren symptomatische rezidivierende venöse Thromboembolien, also rezidivierende tiefe Venenthrombosen, Lungenembolien sowie Todesfälle, bei denen eine Lungenembolie nicht ausgeschlossen werden konnte.
Ergebnisse
Die demographischen Parameter der beiden Gruppen waren gut vergleichbar. Die Patienten waren im Mittel 58 Jahre alt, 58% waren Männer. In der Plazebo-Gruppe hatten 8% und in der Rivaroxaban-Gruppe 6% eine Creatinin-Clearance <50 ml/min. Rund 60% wurden wegen einer tiefen Venenthrombose, rund 40% wegen einer Lungenembolie ohne oder mit tiefer Venenthrombose antikoaguliert.
Der primäre Endpunkt trat bei 42 Patienten (7,1%) der Plazebo-Gruppe und bei 8 Patienten (1,3%) der Rivaroxaban-Gruppe auf. Der Faktor-Xa-Inhibitor senkte also das Risiko für eine wiederholte venöse Thromboembolie um 82% im Vergleich zu Plazebo (Hazard-Ratio 0,184; p<0,0001), die Number needed to treat (NNT) beträgt 15 (Abb. 1).
Primärer Verträglichkeitsendpunkt waren schwere Blutungen, die im Rivaroxaban-Arm bei 4 Patienten (0,7%) auftraten. In drei Fällen handelte es sich um gastrointestinale Blutungen, in einem Fall um eine Menorrhagie. Es bestand jedoch kein signifikanter Unterschied zur Plazebo-Gruppe, in der keine schweren Blutungen beobachtet wurden (p=0,11).
Schwere und klinisch relevante weniger schwere Blutungen waren in der Rivaroxaban-Gruppe mit 6% signifikant häufiger als in der Plazebo-Gruppe mit 1,2%.
Es gab keinerlei Hinweise auf leber- oder kardiotoxische Wirkungen.
Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rivaroxaban waren in allen Subgruppen vergleichbar, sie waren beispielsweise unabhängig vom Körpergewicht und von der Creatinin-Clearance.
Fazit
Mit 20 mg Rivaroxaban täglich steht nun eine einfach zu handhabende Option zur Verfügung, mit der die Sekundärprophylaxe bei Patienten nach einer venösen Thromboembolie über die bisher empfohlene Therapiedauer hinaus weitergeführt werden kann.
Quelle
Büller HR, et al. Once-daily oral rivaroxaban versus placebo in the long-term prevention of recurrent symptomatic venous thromboembolism. The Einstein-Extension Study. Vortrag LB-02. 51th ASH Annual Meeting, New Orleans, 5.–8.12.2009.
Arzneimitteltherapie 2010; 28(02)