Fortgeschrittenes Mammakarzinom

Monotherapie mit Eribulin verlängert Gesamtüberleben


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Andrea Warpakowski, Itzstedt

Erstmals konnte eine Monotherapie bei intensiv vorbehandelten Frauen mit lokal rezidivierendem oder metastasiertem Mammakarzinom die Überlebensrate signifikant verbessern: Das Zytostatikum Eribulin-Mesylat verlängerte das mediane Gesamtüberleben um 2,5 Monate im Vergleich zu einer Therapie nach Wahl der behandelnden Ärzte. Die Ergebnisse der Phase-III-Studie EMBRACE wurden auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology am 6. Juni 2010 in Chicago/USA vorgestellt.

Das Zytostatikum Eribulin-Mesylat (früher: E7389) ist ein synthetisches Analogon der Substanz Halichondrin B, die aus dem marinen Schwamm Halichondria okadai gewonnen wird. Eribulin hemmt während der Mitose die Dynamik der Mikrotubuli, ist jedoch kein Taxan.

Studiendesign

In der randomisierten offenen Studie EMBRACE (Eisai metastatic breast cancer study assessing physician’s choice versus eribulin) wurden 762 Patientinnen mit lokal rezidivierendem oder metastasiertem Brustkrebs behandelt, die mit zwei bis fünf Chemotherapien (≥2 bei fortgeschrittener Erkrankung) vorbehandelt waren, darunter eine Anthracyclin- und eine Taxan-haltige Therapie. Randomisiert im Verhältnis 2 : 1 erhielten 508 Frauen Eribulin (1,4 mg/m2 i.v. über 2 bis 5 Minuten an Tag 1 und Tag 8 eines Behandlungszyklus von 21 Tagen) und 254 Frauen eine von den jeweiligen behandelnden Ärzten individuell ausgewählte Therapie (Treatment of physician’s choice, TPC). Dies konnte jede zugelassene Monotherapie (Chemotherapie, endokrine Therapie, Biological) oder Supportive Care sein. 96% der TPC-Patientinnen erhielten eine Chemotherapie, 4% eine endokrine Therapie, keine der Studienteilnehmerinnen erhielt Best Supportive Care oder ein Biological.

Die Patientinnen waren im Median 55 Jahre (Bereich 27–85) alt, 16% hatten einen HER2-positiven und 19% einen triple-negativen (ER-, PR- und HER2-negativen) Tumor. Sie waren im Median mit vier Chemotherapien vorbehandelt, 73% von ihnen mit Capecitabin.

Ergebnisse

Der primäre Endpunkt der Studie – Verlängerung des Gesamtüberlebens mit Eribulin – wurde erreicht. Die Patientinnen in der Eribulin-Gruppe überlebten im Median 13,1 Monate, die Patientinnen der TPC-Gruppe 10,7 Monate (p=0,04) (Abb. 1). Auch das mediane progressionsfreie Überleben verlängerte sich unter Eribulin (3,7 versus 2,3 Monate; p=0,09) und die Gesamtansprechrate erhöhte sich (ORR 12% [0,4% komplettes Ansprechen, CR, und 11,5% partielles Ansprechen, PR] versus 5% [0,0% CR und 5,0% PR]; p=0,005).

Das Nebenwirkungsprofil von Eribulin war akzeptabel und handhabbar, insbesondere im Hinblick auf die stark vorbehandelte Patientenpopulation. Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4 waren Fatigue (7,6%), Neutropenie (44%), periphere Neuropathie (8,4%) und Haarausfall (44,5%).

Der Antrag zur Zulassung von Eribulin-Mesylat zur Behandlung des lokal rezidivierenden oder metastasierten Mammakarzinoms wurde am 31. März 2010 bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA und parallel auch in Japan und den USA gestellt.

Abb. 1. EMBRACE-Studie: Das mediane Gesamtüberleben war unter Eribulin signifikant länger als unter einer vom jeweiligen behandelnden Arzt individuell ausgewählten Therapie (Treatment of physician's choice, TPC) [nach Twelves R, et al., ASCO 2010, Abstract #CRA1004] HR: Hazard-Ratio; KI: Konfidenzintervall

Quelle

Prof. Christopher Twelves, Leeds/UK, ASCO 2010 oral abstract session, Abstract #CRA1004, Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO), Chicago/USA, 4.–8. Juni 2010.

Arzneimitteltherapie 2010; 28(11)