Follikuläres Lymphom

Rituximab als Erhaltungstherapie in allen Therapielinien zugelassen


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Susanne Heinzl., Reutlingen

Ende Oktober 2010 hat die Europäische Kommission die Zulassung von Rituximab (Mabthera®) erweitert, es kann nun auch zur Erstlinien-Erhaltungstherapie von Patienten mit follikulärem Lymphom eingesetzt werden. Die Zulassung basiert auf den Daten der PRIMA-Studie (Primary rituximab and maintenance). Die beim ASH 2010 präsentierten Drei-Jahres-Daten dieser Studie wurden bei einer Pressekonferenz der Roche Pharma AG im Januar 2011 in Frankfurt vorgestellt.

Das follikuläre Lymphom ist ein sogenanntes Low-Grade-Lymphom, das langsam wächst. In verschiedenen Studien war gezeigt worden, dass eine Erhaltungstherapie mit Rituximab günstige Effekte hat, und zwar bei Patienten mit Rezidiv nach Chemotherapie ohne oder mit Rituximab oder nach einer Erstlinienbehandlung mit Chemotherapie oder Rituximab allein.

In der PRIMA-Studie wurden Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Rituximab-Erhaltungstherapie nach einer Erstlinienbehandlung mit Chemotherapie plus Rituximab nachgewiesen (siehe Arzneimitteltherapie 2010;28:320). In der bislang größten multizentrischen Phase-III-Studie zur Erstlinientherapie des follikulären Lymphoms erhielten 1217 Patienten mit unbehandelter, fortgeschrittener Erkrankung initial 8 Zyklen Rituximab plus:

  • CVP (Cyclophosphamid, Vincristin, Prednison; acht Zyklen),
  • CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison; sechs Zyklen) oder
  • FCM (Fludarabin, Cyclophosphamid, Mitoxantron; sechs Zyklen).

1018 Patienten, die auf die Initialtherapie angesprochen hatten, wurden randomisiert über zwei Jahre alle zwei Monate mit Rituximab (375 mg/m² i. v.) als Erhaltungstherapie weiterbehandelt (n=505) oder nur beobachtet (n=513). Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben ab dem Zeitpunkt der Randomisierung.

Nach zwei Jahren waren in der Rituximab-Gruppe 82% der Patienten, in der Beobachtungsgruppe 66% progressionsfrei. Die im Dezember 2010 auf dem Kongress der American Society of Hematology (ASH) vorgestellten Drei-Jahres-Daten bestätigten diese Ergebnisse: In der Rituximab-Gruppe war die Erkankung bei 78,6% der Patienten, in der Kontrollgruppe bei 60,3% der Patienten nicht weiter fortgeschritten (Hazard-Ratio 0,55, p<0,0001) (Abb. 1). Die Wirkung zeigte sich weitgehend konsistent in allen Subgruppen. Interessanterweise war Rituximab bei den Patienten wirksamer, die eine stärker wirksame Induktionstherapie erhalten hatten, der CD20-Antikörper wirkte also bei hochgradiger Remission besonders gut.

Abb. 1. Drei-Jahres-Daten der PRIMA-Studie: Primärer Endpunkt progressionsfreies Überleben (PFS) bei Patienten mit follikulärem Lymphom bei Erhaltungstherapie mit Rituximab im Vergleich zu Beobachtung [nach Salles, ASH 2010]

Auch in den sekundären Endpunkten war Rituximab der Vergleichsgruppe signifikant überlegen. So war mit Rituximab-Behandlung die Zeit bis zur nächsten Chemotherapie signifikant länger (HR 0,62; p = 0,001). Die Lebensqualität wurde durch die Erhaltungstherapie nicht beeinträchtigt. Neutropenien und Infektionen waren bei den Patienten in der Rituximab-Gruppe häufiger als in der Beobachtungsgruppe, die Abbruchraten waren aber insgesamt niedrig.

Therapieintervall beachten

Aufgrund der Ergebnisse der PRIMA-Studie ist Rituximab nun als Erhaltungstherapie bei Patienten mit nicht vorbehandeltem follikulärem Lymphom, die auf eine Induktionstherapie angesprochen haben, zugelassen, und zwar in einer Dosierung von 375 mg/m² Körperoberfläche einmal alle zwei Monate mit Beginn zwei Monate nach der letzten Dosis der Induktionstherapie. Die Therapie soll bis zum Fortschreiten der Krankheit oder maximal zwei Jahre dauern. Zu beachten ist, dass die Erhaltungstherapie für Patienten mit rezidiviertem/refraktärem follikulärem Lymphom nur alle drei Monate gegeben werden soll. Dosierungsintervall und Therapiedauer sind durch die der Zulassung zugrunde liegenden Studien bestimmt.

In der Maintain-Studie der StiL (Studiengruppe indolente Lymphome; siehe Kasten) werden derzeit Wirksamkeit und Verträglichkeit einer zweijährigen und einer vierjährigen Erhaltungstherapie mit Rituximab verglichen.

StiL – Studiengruppe indolente Lymphome

Die Studiengruppe indolente Lymphome (StiL) ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss hämatologisch-onkologischer Kliniken und Schwerpunktpraxen. Wissenschaftlicher Schwerpunkt der Studiengruppe ist die Durchführung prospektiver randomisierter Studien/Phase-II-Studien zu modernen Therapieverfahren, mit dem Ziel der Therapieoptimierung. Die Studienzentrale befindet sich am Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Quelle

Prof. Dr. Martin Dreyling, München, Prof. Dr. Mathias Rummel, Gießen, Pressekonferenz „Perspektive Heilung? Aktuelle Fortschritte in der Therapie des follikulären Lymphoms und der chronischen lymphatischen Leukämie“, veranstaltet von Roche Pharma AG, Frankfurt, 13. Januar 2011.

Arzneimitteltherapie 2011; 29(03)