Akute symptomatische Lungenembolie

Rivaroxaban ist der Standardtherapie nicht unterlegen


Dr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Bei Patienten mit einer akuten symptomatischen Lungenembolie ist der direkte orale Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban einer Standardbehandlung aus Enoxaparin und Vitamin-K-Antagonist in Wirksamkeit und Sicherheit nicht unterlegen. In der randomisierten EINSTEIN-PE-Studie waren die Rate für erneute symptomatische venöse Thromboembolien und die Rate klinisch relevanter Blutungen unter beiden Therapieregimen vergleichbar.

Im EINSTEIN-Studienprogramm wurde die Nichtunterlegenheit von Rivaroxaban gegenüber Heparin und Vitamin-K-Antagonisten bei Patienten mit einer akuten tiefen Venenthrombose bzw. mit Lungenembolie (EINSTEIN-DVT bzw. -PE) untersucht. Das Programm wurde von Bayer HealthCare und Janssen Pharmaceuticals unterstützt. Die Studie mit Patienten mit tiefer Beinvenenthrombose verlief erfolgreich. Nun wurden die Ergebnisse der EINSTEIN-PE-Studie (PE: pulmonary embolism) vorgestellt.

Studiendesign und -ziel

Die EINSTEIN-PE-Studie ist eine internationale, randomisierte, offene Studie, in der die Nichtunterlegenheit hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit von Rivaroxaban (Xarelto®) gegenüber der Standardtherapie aus Enoxaparin (Clexane®) und einem Vitamin-K-Antagonisten untersucht wurde. 4832 Patienten mit einer akuten symptomatischen Lungenembolie mit oder ohne tiefe Venenthrombose wurden in die Studie eingeschlossen. 2419 Patienten erhielten 15 mg Rivaroxaban zweimal täglich über drei Wochen, gefolgt von 20 mg einmal täglich. 2416 Patienten bekamen Enoxaparin in körpergewichtsadaptierter Dosierung, gefolgt von einem in der Dosis angepassten Vitamin-K-Antagonisten über drei, sechs oder zwölf Monate.

Primärer zusammengesetzter Wirksamkeitsendpunkt war das Auftreten erneuter symptomatischer venöser Thromboembolien, bestehend aus tödlicher oder nichttödlicher Lungenembolie oder tiefer Venenthrombose. Primärer zusammengesetzter Sicherheitsendpunkt war die Rate klinisch relevanter Blutungen, bestehend aus schwerwiegenden oder klinisch relevanten nichtschwerwiegenden Blutungen.

Ergebnisse

In der Rivaroxaban-Gruppe kam es zu 50 (2,1%) erneuten symptomatischen venösen Thromboembolien versus 44 (1,8%) in der Standardtherapie-Gruppe (Hazard-Ratio [HR] 1,12; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,75–1,68; p=0,003 für Nichtunterlegenheit).

Bei 249 (10,3%) der Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe versus 274 (11,4%) in der Standardtherapie-Gruppe trat eine schwerwiegende oder klinisch relevante nichtschwerwiegende Blutung auf (HR 0,90; 95%-KI 0,76–1,07; p=0,23).

Schwere Blutungen waren unter Rivaroxaban-Therapie seltener als unter Standardtherapie (1,1% vs. 2,2%; HR 0,49; 95%-KI 0,31–0,79; p=0,003). Die Raten anderer unterwünschter Ereignisse wie akuter Koronarereignisse oder Leberwerterhöhungen waren in beiden Gruppen vergleichbar.

Quelle

The EINSTEIN-PE Investigators. Oral rivaroxaban for the treatment of symptomatic pulmonary embolism. N Engl J Med 2012;366:1287–97.

Arzneimitteltherapie 2012; 30(05)