Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom

APPRAISE-2-Studie mit Apixaban vorzeitig beendet


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Apixaban, ein Faktor-Xa-Hemmer, sollte zur zusätzlichen Antikoagulation nach akutem Koronarsyndrom bei kardiovaskulären Hochrisiko-Patienten verabreicht werden, um erneuten ischämischen Ereignissen vorzubeugen. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da die Blutungsrate unter Apixaban signifikant anstieg, ohne dass erneute ischämische Ereignisse dabei abnahmen.

Apixaban (Eliquis®) ist, wie Rivaroxaban, ein oral anwendbarer, selektiver Faktor-Xa-Inhibitor, der in einer Dosierung von zweimal täglich 2,5 mg zur Thromboembolieprophylaxe nach orthopädischen Operationen zugelassen ist. Die Sterblichkeit nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) ist aufgrund wiederkehrender ischämischer Ereignisse relativ hoch. Derzeit werden mehrere Substanzen getestet, welche die Sekundärprävention nach ACS verbessern sollen, ohne das Blutungsrisiko unverhältnismäßig stark zu erhöhen.

Studiendesign

Die APPRAISE-2-Studie (Apixaban for prevention of acute ischemic events 2) war eine randomisierte, doppelblinde, Plazebo-kontrollierte Phase-III-Studie mit dem Ziel, festzustellen, ob bei Hochrisiko-Patienten mit ACS der Nutzen von Apixaban das erhöhte Blutungsrisiko aufwiegen kann. Studienpatienten mussten außer einem ACS mindestens zwei weitere Risikofaktoren für rekurrierende ischämische Ereignisse aufweisen. Solche Risikofaktoren waren: Alter über 65 Jahre, Diabetes mellitus, vorhergegangener Myokardinfarkt, zerebrovaskuläre Erkrankung, periphere Gefäßerkrankung, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz oder keine Revaskularisierung nach ACS. Zusätzlich zur Standardtherapie (Acetylsalicylsäure [ASS] oder ASS plus Clopidogrel) erhielten die Patienten 2-mal täglich 5 mg Apixaban oder Plazebo.

Ergebnisse

Die Studie wurde nach Einschluss von 7392 Patienten vorzeitig abgebrochen, da die Anzahl schwerwiegender Blutungen deutlich zunahm, ohne dass dies durch eine verminderte Anzahl rekurrierender ischämischer Ereignisse aufgewogen wurde. Über die Hälfte der Patienten hatten drei oder mehr der im Studienprotokoll genannten zusätzlichen Risikofaktoren. Der primäre Endpunkt (kardiovaskuläre Sterblichkeit, Myokardinfarkt, oder ischämischer Schlaganfall) trat bei 7,5% der Patienten mit Apixaban und bei 7,9% mit Plazebo auf. Auch in Bezug auf die sekundären Endpunkte gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Größere Blutungen zeigten sich bei 1,3% der Patienten der Apixaban-Gruppe und bei 0,5% der Plazebo-Gruppe (Hazard-Ratio 2,59; 95%-Konfidenzintervall 1,50–4,46; p=0,001). Insbesondere traten mehr tödliche und mehr intrakranielle Blutungen in der Apixaban-Gruppe auf.

Kommentar der Studienautoren

Die Annahme, dass besonders Hochrisiko-Patienten von einer zusätzlichen Antikoagulation mit einem Faktor-Xa-Hemmer nach akutem Koronarsyndrom profitieren würden, hat sich nicht bestätigt. Ob Apixaban in anderen Populationen oder durch andere begleitende Therapiemaßnahmen bessere Effekte zeigt, sollte weiter untersucht werden.

Fazit

Der Faktor-Xa-Hemmer Apixaban hatte in einer Dosis von 10 mg täglich keinen Einfluss auf vaskuläre Endpunkte nach akutem Koronarsyndrom bei Hochrisiko-Patienten. Wegen signifikanter Zunahme von Blutungskomplikationen wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.

Quelle

Alexander JH, et al. Apixaban with antiplatelet therapy after acute coronary syndrome. N Engl J Med 2011;365:699–708.

Arzneimitteltherapie 2012; 30(09)