EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Vom Zell-Müll zu einer vielversprechenden Therapieoption

ÜbersichtClaudia Müller-Ladner und Ulf Müller-Ladner, Bad Nauheim

Impfungen bei Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen

Aktuelle EULAR-Empfehlungen für pädiatrische und erwachsene Patienten

Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen neigen zu Komplikationen durch Infektionen, einerseits durch die rheumatische Grunderkrankung, andererseits durch die häufig notwendige immunsuppressive Therapie bedingt. Impfungen stellen hier ein wichtiges Instrument zur Vorbeugung bestimmter infektiöser Komplikationen dar. Obwohl mehrere Empfehlungen für die Impfung immunkompromittierter Patienten existieren, bleiben bezüglich der speziellen klinischen Situation von Patienten mit autoimmunen entzündlich rheumatischen Erkrankungen viele Fragen offen. Weiterhin gibt es immer noch Unklarheiten bezüglich der Sicherheit und Wirksamkeit verschiedener Impfstoffe, insbesondere der Lebendimpfstoffe. Aus diesem Grund hat die European League against Rheumatism (EULAR) zwei Expertenkomitees gebildet, um möglichst viele klinische Fragen zu diesem Thema evidenzbasiert zu beantworten. Nach ausgedehnter Literatursuche und Bewertung derselben haben diese Expertenkomitees Impfempfehlungen für pädiatrische und erwachsene Patienten veröffentlicht, die im Folgenden vorgestellt werden.
Arzneimitteltherapie 2012;30:254–64.

FlaggeEnglish abstract

Vaccinations in patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases – EULAR recommendations for pediatric and adult patients

Since patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases are prone to infectious complications – on one hand due to the rheumatic disease itself, on the other hand due to the immunosuppressive therapy – vaccination is an essential tool to prevent these infectious complications.

Although there exist several recommendations for the vaccination of immunocompromised patients, many questions still remain for the distinct clinical situations of patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases. In addition, there are several questions concerning the safety and efficacy of various vaccinations, especially with regard to live-attenuated vaccines. Therefore, EULAR (European League Against Rheumatism) assembled two expert panels to clarify as much of these clinical problems as possible. After extensive literature review and evidence grading, the expert panels published recommendations for the vaccination of adult and pediatric patients, which are outlined in this review article.

Key words: Rheumatic diseases, autoimmune inflammatory diseases, vaccination, evidence based medicine, immunocompromised patients

ÜbersichtMartin Goetz, Mainz/Tübingen, und Arthur Hoffman, Mainz

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Aktuelle Diagnostik und Therapie

Die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zeigen eine steigende Inzidenz und Prävalenz. Die Primärdiagnostik sichert die Diagnose und etabliert Befallsmuster und Aktivitätsgrad. Hierzu stehen nach Anamneseerhebung und klinischer Untersuchung Laboruntersuchungen, schnittbildgebende Verfahren und mit zentralem Stellenwert die Endoskopie zur Verfügung. Die Endoskopie dient auch der Bestätigung einer mukosalen Heilung und der Überwachung bezüglich kolitisassoziierter Neoplasien. Die medikamentösen Therapieoptionen wurden in den letzten Jahren durch die Biologicals (Infliximab, Adalimumab) wesentlich ergänzt. Neue Formulierungen etablierter Therapieverfahren (z.B. Mesalazin-Präparate) haben zu einer Vereinfachung der Therapie und Verbesserung der Therapieadhärenz geführt. Damit verbunden sind – wohl auch in Zusammenschau mit der steigenden Inzidenz – eine weitere Steigerung der Therapiekosten, aber auch eine Verschiebung der Betreuung vom stationären in den ambulanten Bereich, eine Verminderung von Operationsraten und eine verbesserte Patientenversorgung.
Arzneimitteltherapie 2012;30:265–72.

FlaggeEnglish abstract

Therapy of inflammatory bowel diseases

Inflammatory bowel diseases (IBD, Crohn’s disease and ulcerative colitis) show a rising incidence and prevalence. The initial diagnostic steps aim at establishing the diagnosis as well as the inflammatory phenotype and activity. The patient’s history, clinical examination, laboratory results, cross sectional imaging and especially endoscopy all contribute to disease classification. In addition, endoscopy establishes mucosal healing and is essential in the surveillance of colitis-associated dysplasia. The therapeutic armamentarium has been broadened by the introduction of biologicals (infliximab, adalimumab), and new formulations of well known drugs (such as 5-aminosalicylates [5-ASA]) have facilitated therapy and increased adherence. Together with the higher patient numbers, this has resulted in increased overall costs of therapy for IBD, but also in a shift towards out-patient rather than in-patient treatment options, reduction in surgery rates, and a better patient care.

Key words: Crohn’s disease, ulcerative colitis, endoscopy, therapy

PharmakovigilanzDorothea Strobach, München

Neues Tool der europäischen Pharmakovigilanz: www.adrreports.eu

Mehr Transparenz und mehr Meldungen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen?

Pharmakovigilanz, die Überwachung der Arzneimittelsicherheit, hat in den letzten Jahren politisch stark an Bedeutung gewonnen. Zur Verbesserung der Transparenz und Erhöhung der Meldefrequenz hat die European Medicines Agency (EMA) jetzt eine frei zugängliche Website mit Meldungen zu Verdachtsfällen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) bereitgestellt. Die Website ist seit Mai 2012 unter www.adrreports.eu in Englisch zugänglich, seit Juni in den 22 offiziellen weiteren EU-Sprachen.

FlaggeEnglish abstract

New tool of European pharmacovigilance: www.adrreports.eu. Higher transparency and more reports of adverse drug reactions?

Pharmacovigilance, the evaluation of drug safety, has gained increasing political awareness over the last years. To ensure transparency and increase the number of adverse drug reaction reports the European Medicines Agency (EMA) has launched a free website on suspected adverse drug reactions. The website www.adrreports.eu is available in English since May and in the remaining 22 official EU-languages since June 2012.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseBirgit Hecht, Stuttgart

Multiple Sklerose

Neue S2e-Leitlinie zur Diagnose und Therapie der MS gibt Empfehlungen für die Praxis

Die Diagnose einer multiplen Sklerose kann nach aktuellen Empfehlungen bereits beim ersten Schub und mit einzeitiger Kernspintomographie gestellt werden. Bei der Diagnose der MS sind zahlreiche Differenzialdiagnosen zu berücksichtigen. Durch den frühzeitigen Beginn einer immunmodulierenden Therapie kann der Verlauf der schubförmigen Erkrankung positiv beeinflusst werden. In der neuen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und des Krankheitsbezogenen Netzwerks Multiple Sklerose (KKNMS) wird die Therapie des akuten Schubs ebenso diskutiert wie die Basistherapie der MS, die Möglichkeiten der Therapieeskalation und symptomatische Therapien.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Patienten mit Vorhofflimmern

Rivaroxaban in der Sekundärprävention des Schlaganfalls

Rivaroxaban (Xarelto®) ist in der Sekundärprävention vaskulärer Ereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern vergleichbar wirksam und sicher wie in der Primärprävention. Dies ergab eine vordefinierte Subgruppenanalyse der ROCKET-AF-Studie.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom

Überlebensvorteil durch Rivaroxaban wird mit erhöhtem Blutungsrisiko erkauft

Trotz medizinischer Standardtherapie haben Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom ein hohes Risiko für ein erneutes ischämisches Ereignis. Die Studie ATLAS ACS 2-TIMI 51 zeigte, dass die zusätzliche Gabe des Faktor-Xa-Hemmers Rivaroxaban bereits in einer Dosis von zweimal täglich 2,5 mg Überlebensvorteile für die Patienten brachte. Blutungskomplikationen traten unter Rivaroxaban vermehrt auf, die Anzahl der tödlichen Blutungen war aber im Vergleich zu Plazebo nicht erhöht. Die Ergebnisse genügten der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA nicht für eine Zulassung.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Sekundärprävention nach akutem Koronarsyndrom

APPRAISE-2-Studie mit Apixaban vorzeitig beendet

Apixaban, ein Faktor-Xa-Hemmer, sollte zur zusätzlichen Antikoagulation nach akutem Koronarsyndrom bei kardiovaskulären Hochrisiko-Patienten verabreicht werden, um erneuten ischämischen Ereignissen vorzubeugen. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da die Blutungsrate unter Apixaban signifikant anstieg, ohne dass erneute ischämische Ereignisse dabei abnahmen.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Herzstillstand

Wie sinnvoll ist Epinephrin zur Reanimation?

Die prähospitale Gabe von Epinephrin bei Patienten mit Herzstillstand hat zwar einen kurzfristigen Nutzen, denn bei mehr Patienten kommt es wieder zu einer spontanen Herzaktion. Langfristig scheint sie jedoch eher negative Wirkungen zu haben, denn nach einem Monat waren Morbidität und Letalität der mit Epinephrin behandelten Patienten im Vergleich zu nicht mit Epinephrin behandelten Patienten erhöht.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmer

Abciximab – intrakoronare und intravenöse Applikation vergleichbar wirksam

Zur medikamentösen Thrombolyse bei Herzinfarkt werden neben Blutgerinnungshemmern auch Inhibitoren der Thrombozytenaggregation wie beispielsweise der Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmer Abciximab (Reopro®) eingesetzt. Kleinere Studien ergaben Hinweise, dass Abciximab bei intrakoronarer Applikation besser wirkte als intravenös verabreicht. In einer groß angelegten klinischen Studie konnte nun aber kein signifikanter Vorteil für die Patienten nachgewiesen werden.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. med. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Hepatitis C

Neue Virustatika bei therapieresistentem Genotyp 1

Bei Behandlung mit den neuen Virustatika Daclatasvir und Asunaprevir kam es bei einem hohen Anteil an Patienten mit therapieresistenter HCV-Infektion durch Viren vom Genotyp 1 zu Virusfreiheit. Dies konnte in einer randomisierten, offenen Phase-IIa-Studie an 21 Patienten nachgewiesen werden.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenSimone Reisdorf, Erfurt

Somatostatin-Analogon

Pasireotid bei Morbus Cushing

Erwachsenen Patienten mit operativ nicht ausreichend behandelbarem Morbus Cushing steht seit kurzem eine medikamentöse Therapieoption zur Verfügung: das Somatostatin-Analogon Pasireotid. Es konnte in einer randomisierten Studie Cortisol schnell und anhaltend senken sowie Symptomatik und Lebensqualität der Patienten bessern. Ein Wermutstropfen ist das Auftreten von Hyperglykämien. Der Wirkstoff wurde im Rahmen einer Pressekonferenz von Novartis Oncology vorgestellt.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenGabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Depression

Besserer Schlaf als Marker für Resynchronisation der zirkadianen Rhythmik

Bei der Suche nach einem biologischen Korrelat der Depression ist seit einiger Zeit die zirkardiane Dysregulation mehr in den Fokus gerückt. Das pathophysiologische Konzept und die Möglichkeit der psychopharmakologischen Beeinflussung standen im Mittelpunkt eines Symposiums von Servier Deutschland beim DGPPN-Kongress 2011.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenGabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Epilepsie

Modifikation unzureichend wirksamer Therapie mit Add-on-Lacosamid

Zwei Drittel der Epilepsiepatienten sind lebenslang auf eine medikamentöse Anfallsprophylaxe angewiesen. Vor diesem Hintergrund kommen der Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie eine besondere Bedeutung zu. Was in dieser Hinsicht von dem Antikonvulsivum Lacosamid zu erwarten ist, war Gegenstand eines Satellitensymposiums beim 84. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Wiesbaden.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Typ-2-Diabetiker

Hochrisikopatienten erfordern eine optimale Thrombozytenfunktionshemmung

Der Diabetes mellitus Typ 2 ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für die koronare Herzerkrankung (KHK) und mit einem deutlich erhöhten Risiko für das akute Koronarsyndrom und die Herzinsuffizienz assoziiert. Die Prognose der diabetischen KHK und insbesondere des akuten Koronarsyndroms ist bei Typ-2-Diabetikern deutlich schlechter als bei Stoffwechselgesunden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine optimale Thrombozytenfunktionshemmung, wobei neuere Substanzen wie Prasugrel und Ticagrelor dem Clopidogrel überlegen sind, so das Fazit eines von der Firma Lilly im Rahmen der 47. Jahrestagung der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) veranstalteten Satellitensymposiums.

NotizenBettina Christine Martini, Legau, und Dr. Susanne Heinzl, Reutlingen

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