Schmerztherapie bei Morbus Parkinson

Die PANDA-Studie


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Für Patienten mit Parkinsonsyndrom und ausgeprägten Schmerzen ergab sich in einer kleinen randomisierten Studie ein positiver Trend, aber keine signifikante Überlegenheit für den Einsatz von Opioiden.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Viele Patienten mit Parkinson-Krankheit leiden unter chronischen Schmerzen wie muskuloskelettalen Schmerzen, aber auch Schmerzen im Bereich des Abdomens und des Gesichtes. Ein Teil dieser Schmerzen wird durch die Grunderkrankung akzentuiert. Eine gute randomisierte Studie zur Therapie schwerwiegender Schmerzen bei Patienten mit Parkinson Syndrom lag bisher nicht vor.

In die Phase-II-Studie PANDA wurden Parkinson-Patienten mit einem Hoehn-&-Yahr-Stadium II bis IV eingeschlossen (Tab. 1). Die Patienten hatten im Mittel einen Wert von 6 auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 innerhalb von 24 Stunden. Sie wurden über 16 Wochen entweder mit Oxycodon plus Naloxon (Targin®) oder Placebo behandelt. Die Initialdosis betrug 5 mg Oxycodon/2,5 mg Naloxon zweimal täglich und die Maximal-Dosis 20/10 mg zweimal täglich. Der primäre Endpunkt war der mittlere 24-Stunden-Schmerz-Score nach 16 Wochen.

Tab. 1. Design der PANDA-Studie [nach Trenkwalder C, et al. 2015]

Erkrankung

Morbus Parkinson

Studienziel

Oxycodon/Naloxon bei Schmerzen durch schweren Morbus Parkinson

Typ/-phase

Interventionsstudie/Phase II

Design

Randomisiert, parallel, Placebo-kontrolliert, doppel-blind, multizentrisch

Eingeschlossene Patienten

202
(Hoehn-&-Yahr Stadium II–IV)

Intervention

Oxycodon/Naloxon-Retardtabletten (Initialdosis 5 mg Oxycodon/2,5 mg Naloxon, zweimal täglich), n=931

Placebo; n=1092

Primärer
Endpunkt

Mittlerer 24-Stunden-Schmerz-Score nach 16 Wochen

Sponsor

Mundipharma Research

Registernummer

2011–002901–31 (EudraCT)

1Endanalyse: n=88; 2Endanalyse: n=106

In die Studie wurden 202 Patienten eingeschlossen, von denen 93 das Opioid und 109 Placebo erhielten. Die Patienten waren im Mittel 67 Jahre alt und je die Hälfte waren Männer und Frauen. Das Parkinson-Syndrom bestand im Mittel seit 7 Jahren und die chronischen Schmerzen seit 3,5 Jahren. Der mittlere 24-Stunden-Schmerz-Score betrug zu Beginn der Studie 7,3. Die meisten der Patienten hatten muskuloskelettale Schmerzen. Der mittlere 24-Stunden-Schmerz-Score nach 16 Wochen betrug in der Opioid-Gruppe 5,0 und in der Placebo-Gruppe 5,6. Dieser Unterschied war mit einem p-Wert von 0,058 nicht signifikant. Bezüglich der Nebenwirkungen ergaben sich keine großen Unterschiede. Erwartungsgemäß waren Übelkeit und Obstipationen in der Verum-Gruppe häufiger.

Kommentar

Diese relativ kleine Studie zeigt einen Trend, aber keine signifikante Überlegenheit bei Einsatz eines potenten Opioids zur Behandlung ausgeprägter Schmerzen bei Patienten mit Parkinson-Syndrom. Die Tatsache, dass die Studie statistisch ohne Signifikanz ausging, mag auf die relativ geringe Zahl der Patienten zurückzuführen sein. Weitaus bedeutsamer ist wahrscheinlich die Tatsache, dass ganz unterschiedliche Schmerzerkrankungen und Schmerztypen in die Studie aufgenommen wurden. Die Parkinson-Symptomatik wurde durch den Einsatz des Opioids nicht verschlechtert.

Quelle

Trenkwalder C, et al. Prolonged-release oxycodone-naloxone for treatment of severe pain in patients with Parkinson’s disease (PANDA): a double-blind, randomised, placebo-controlled trial. Lancet Neurol 2015;14:1161–70.

Arzneimitteltherapie 2016; 34(04)