EditorialProf. Dr. med. Joachim Saloga, Mainz

Anaphylaxie

Nur den akuten Notfall behandeln ist nicht ausreichend

ÜbersichtJohannes Ring, München/Davos, Martine Grosber, Brüssel, und Knut Brockow, München

Anaphylaxie – Erkennung, Notfallbehandlung und Management

Anaphylaxie als akute systemische Reaktion, die den ganzen Organismus erfassen und lebensbedrohlich sein kann, stellt die häufigste Notfallsituation in der Allergologie dar. Sie manifestiert sich an Haut und Schleimhäuten, Atemwegen, Gastrointestinaltrakt und dem Herz-Kreislauf-System mit unterschiedlichen Schweregraden – auch bei ein und derselben Person zu verschiedenen Zeitpunkten. Pathophysiologisch liegt am häufigsten eine immunologische Reaktion zugrunde, meist Immunglobulin-E-vermittelt. Aber auch zirkulierende Immunkomplexe sowie nicht-immunologische Mechanismen über direkte Mediatorfreisetzung können die klinische Symptomatik einer Anaphylaxie auslösen.
Arzneimitteltherapie 2016;34:112–9.

FlaggeEnglish abstract

Anaphylaxis - diagnosis, emergency treatment and management

In allergology, anaphylaxis is the most common emergency situation. The anaphylactic reaction can affect the skin and mucous membranes, the respiratory tract, gastrointestinal tract and cardiovascular system – with varying degrees of severity. In most cases, the anaphylactic reaction is immunologically-mediated, usually by immunoglobulin E. For adults, the most common triggers of anaphylaxis are drugs, insect bites and food; for children, the most common trigger is food. In addition to general provisions (position, examination of vital function, intravenous line, administration of volumes), drug therapy plays an important role – especially the application of adrenaline. Patient education is of special importance.

Key words: Anaphylaxis, anaphylactic shock, antiallergic therapy, antihistamine

ÜbersichtTheresa Martin und Ralf Stahlmann, Berlin

Toxische Wirkungen ausgewählter Antibiotika

Antibiotika werden häufig zur Therapie bakterieller Infektionen eingesetzt. Obwohl ein ideales Antibiotikum die Funktionen des menschlichen Organismus nicht beeinflussen sollte, ist jede Antibiotikatherapie mit gewissen Risiken verbunden, denn toxische Wirkungen sind von jedem Antibiotikum bekannt und können mitunter schwerwiegende Folgen haben. In dieser Übersicht werden einige toxische Wirkungen ausgewählter Antibiotika genauer betrachtet. Andere Risiken einer antibakteriellen Therapie, wie die mikrobiologisch bedingten Nebenwirkungen, werden hier nicht diskutiert. Derartige unerwünschte Effekte, wie Diarrhöen und Candida-Infektionen, sind jedoch bei der Anwendung von Antibiotika stets zu berücksichtigen.
Arzneimitteltherapie 2016;34:123–130.

FlaggeEnglish abstract

Toxic effects of antibiotics

Antibiotics are commonly used for the therapy of bacterial infections. Although an ideal antibiotic should not affect the human organism and its functions, any antibiotic therapy is associated with certain risks. Antibiotics can cause toxic effects and in rare cases this leads to serious consequences. In this overview, some toxic effects of selected antibiotics are discussed. Other possible risks of antibacterial therapy, such as the microbiologically induced effects, will not be discussed here. Side effects such as diarrhea and candida infections should be taken into account whenever antibiotics are applied.

Key words: Quinolones, macrolide antibiotics, daptomycin, statins, vancomycin, Achilles tendon rupture, retinal detachment, cardiac arrhythmias, myopathy, nephrotoxicity

Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungDr. Marianne Schoppmeyer, Nordhorn

Gerinnungshemmung

Andexanet alfa als Antidot gegen Faktor-Xa-Hemmer vielversprechend

Neue orale Antikoagulanzien (NOAKs) oder auch Nicht-Vitamin-K-Antagonisten stellen eine Alternative zu den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) dar und haben die Gerinnungshemmung in vielerlei Hinsicht vereinfacht. Allerdings gab es bisher bei einer akuten Blutung weder für VKA noch für NOAKs ein wirksames Antidot, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes schnell wieder normalisieren würde. Mit Andexanet alfa liegt nun ein Wirkstoff vor, der in einer ersten klinischen Studie die Wirkung der NOAKs Apixaban und Rivaroxaban in Minutenschnelle aufhebt.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Schmerztherapie bei Morbus Parkinson

Die PANDA-Studie

Für Patienten mit Parkinsonsyndrom und ausgeprägten Schmerzen ergab sich in einer kleinen randomisierten Studie ein positiver Trend, aber keine signifikante Überlegenheit für den Einsatz von Opioiden.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Bipolare affektive Störung

Personalisierte Therapie mit Lithium

Bei Patienten mit einer bipolaren affektiven Störung ist Lithium ein etabliertes Therapiekonzept zur Rezidivprophylaxe. Doch nicht alle Patienten sprechen auf diese Behandlung an. Der Einsatz erfolgt zurzeit nach dem Prinzip „trial and error“, wobei allerdings klinische Prädiktoren eine prognostische Aussage erlauben. Deshalb stellt sich die Frage, ob es prädiktive Genmarker gibt, die eine Wirksamkeit zuverlässig voraussagen können und somit eine personalisierte Therapie ermöglichen. Das Thema wurde im Rahmen eines Symposiums bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) 2015 diskutiert.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen

CD20-positive, Ph-negative B-Zell-ALL

Rituximab auch effektiv bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL)

Seit vielen Jahren gehört der Anti-CD20-Antikörper Rituximab in Kombination mit einer Chemotherapie zur Standardtherapie bei B-Zell-Lymphomen. Die Studie, die das bei diffusen großzelligen B-Zell-Lymphomen untermauerte, wurde 2001 während des Kongresses der amerikanischen Hämatologen (ASH) vorgestellt [1]. 14 Jahre später wurde im Dezember 2015 ebenfalls während des ASH-Kongresses eine Studie vorgestellt, durch die gezeigt werden konnte, dass dieser altbekannte Wirkstoff auch mit Erfolg bei der B-Zell-Vorläufer-ALL eingesetzt werden kann.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Tumor-assoziierte venöse Thromboembolien

Für die Langzeitbehandlung ist auch eine orale Antikoagulation möglich

Die Standardbehandlung für Krebspatienten, bei denen es zu venösen Thromboembolien (VTE) kommt, besteht bisher aus einer drei- bis sechsmonatigen Antikoagulationsbehandlung mit niedermolekularen Heparinen (LMWH). Eine Langzeitbehandlung im Anschluss mit Warfarin ist nicht schlechter als eine mit niedermolekularen Heparinen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am 7. Dezember 2015 während der 57. Jahrestagung der amerikanischen Hämatologen (ASH) vorgestellt wurde.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Hoffnungsvolle Daten bei Therapie mit erstem PI3K-Inhibitor

Idelalisib ist ein oral verfügbarer Inhibitor des Enzyms Phosphoinositid-3-Kinase(PI3K)-Delta. Der PI3K-Signalweg spielt eine wichtige Rolle für Wachstumssignale – ganz besonders in B-Lymphozyten. Während des 57. Jahrestreffen der American Society of Hematology (ASH) wurde im Dezember 2015 eine Studie als Late Breaking Abstract vorgestellt, in der bei älteren CLL-Patienten eine zielgerichtete Therapie mit Idelalisib zu so deutlichen Verbesserungen der Überlebensdaten führte, dass sie früh entblindet wurde [3].

PressekonferenzMichael Koczorek, Bremen

Monotherapie des Mantelzell-Lymphoms

Ibrutinib ist Temsirolimus signifikant überlegen

Der Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitor Ibrutinib hat sich in der Phase-III-Studie MCL 3001 bei vorbehandelten Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzell-Lymphom im direkten Vergleich mit dem mTOR-Inhibitor Temsirolimus als überlegen erwiesen: Die Ansprechrate und das progressionsfreie Überleben (PFS) verbesserten sich unter der Monotherapie signifikant. Dabei erwies sich Ibrutinib trotz deutlich längerer Therapiedauer auch als besser verträglich, wie bei einer Presseveranstaltung der Janssen-Cilag GmbH in Frankfurt berichtet wurde.

PressekonferenzDr. Katharina Arnheim, Freiburg

Mammakarzinom

Antitumorale Effekte von Eribulin gehen über die Mitosehemmung hinaus

Mit Eribulin steht seit mehreren Jahren ein Zytostatikum mit neuartigem Wirkungsmechanismus für die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms zur Verfügung. Die Zulassungserweiterung für die Indikation Weichteilsarkom ist bei der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) beantragt. Die Substanz agiert als Mitosehemmer, hat aber einen anderen Angriffspunkt als Taxane und Vincaalkaloide. Neuen Untersuchungen zufolge greift Eribulin zudem in die Tumorbiologie ein und hemmt das metastastische Potenzial von Tumorzellen. Die Daten wurden auf dem San-Antonio-Breast-Cancer-Symposium in den USA im Dezember 2015 vorgestellt.

PressekonferenzMichael Koczorek, Bremen

Multiresistente gramnegative Erreger

Ceftolozan/Tazobactam bei komplizierten Bauchraum- und Harnwegsinfektionen

Mit der fixen Kombination des Antibiotikums Ceftolozan und dem Beta-Lactamase-Inhibitor Tazobactam ist seit September 2015 eine neue Therapieoption verfügbar. Sie wurde entwickelt, um der zunehmenden Antibiotika-Resistenz gramnegativer Erreger zu begegnen. Maßgeblich für die Zulassung zur Behandlung komplizierter intraabdomineller Infektionen und komplizierter Harnwegsinfektionen inklusive Pyelonephritis waren zwei Phase-III-Studien, deren positive Ergebnisse bei einem von MSD unterstützten Symposium in Leipzig vorgestellt wurden.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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